Euro-Krise in GriechenlandGriechische Banken haben wieder Kapital
Die jüngsten Euro-Hilfsgelder ebnen den Weg: Auch private Investoren steigen wieder bei den griechischen Banken ein, die sich im Vergleich zur Situation im Sommer deutlich stabilisiert haben.
Athen - Die angeschlagenen griechischen Kreditinstitute haben eine wichtige Hürde genommen: Mit der Freigabe weiterer Hilfskredite durch die Eurogruppe am Samstag ist die Rekapitalisierung der vier systemrelevanten Großbanken im sicheren Bereich. Die Banken konnten mehr frisches Kapital als erwartet bei privaten Investoren einsammeln. Sie benötigen nur einen kleinen Teil der bereitgestellten öffentlichen Hilfsgelder – und befreien sich damit weitgehend vom Staatseinfluss.
Die griechischen Banken waren in den vergangenen zwölf Monaten infolge politischer Turbulenzen in Schieflage geraten. Angesichts des erwarteten Wahlsiegs des radikalen Linksbündnisses Syriza zogen Privat- und Firmenkunden seit November 2014 fast 45 Milliarden Euro von ihren Konten ab – 27 Prozent aller Einlagen. Grund war die Angst vor einer Staatspleite und der Rückkehr zur Drachme. Die Panik erreichte ihren Höhepunkt, als Premierminister Tsipras Ende Juni überraschend eine Volksabstimmung über das Reformprogramm ankündigte und damit einen nächtlichen Ansturm auf die Geldautomaten auslöste. Nur mit einer dreiwöchigen Schließung der Banken und Kapitalkontrollen konnte Tsipras den von ihm selbst heraufbeschworenen Zusammenbruch des Finanzsystems abwenden.
Kreditausfälle machen weiter Sorgen
Größte Sorge der griechischen Banken neben dem Einlagenschwund sind die Kreditausfälle. Immer mehr Kunden bedienen ihre Darlehen nicht mehr – teils aus Not, teils in der Hoffnung auf einen Schuldenerlass, den Tsipras im Wahlkampf versprochen hatte. Fast die Hälfte aller ausgereichten Darlehen ist laut Europäischer Zentralbank (EZB) notleidend. Die Rückstellungen zehren am Eigenkapital der Banken. In ihrem Stresstest vom Oktober bezifferte die EZB den Kapitalbedarf der vier Großbanken in einem Basisszenario auf 4,4 Milliarden Euro. Unter Annahme ungünstiger Entwicklungen – wie einer schweren neuen Rezession – sind es 14,4 Milliarden. In den vergangenen Wochen setzte die europäische Bankenaufsicht SSM den Bedarf nach Berücksichtigung bereits getroffener Kapitalmaßnahmen der Banken und besserer Quartalsergebnisse um 654 Millionen herab. Für die Sanierung der Banken stehen im dritten Griechenland-Rettungspaket 25 Milliarden Euro bereit, davon zehn Milliarden als Soforthilfe auf einem Treuhandkonto in Luxemburg.
Benötigt werden aber voraussichtlich nur rund sechs Milliarden. Nachdem die Institute am Wochenende die Bücher der Kapitalerhöhungen geschlossen haben, ist klar: zwei der vier Großbanken, Alpha Bank und Eurobank, konnten ihren gesamten Bedarf unter dem Krisenszenario durch eigene Kapitalmaßnahmen und mit der Ausgabe neuer Aktien an private Investoren decken. Sie benötigen keine Staatshilfen. Piraeus Bank und National Bank of Greece (NBG) konnten den Kapitalbedarf des Basisszenarios aus eigener Kraft und am Markt decken. Die verbleibende Lücke zum Bedarf des Krisenszenarios wollen beide Banken mit Hilfsgeldern decken, die als Kapitalspritzen über den staatlichen Bankenrettungsfonds HFSF verabreicht werden. Dafür erhält der HFSF zu einem Viertel neue Stammaktien und zu drei Vierteln Wandelanleihen. Mit den Kapitalerhöhungen verringern sich die Anteile des HFSF, der bereits 2013 bei der damaligen Kapitalerhöhung 25 Milliarden Euro in die vier Großbanken investiert hatte. Im Branchendurchschnitt fällt er von gut 56 auf 17 Prozent. Die 2013 gewährten Staatshilfen werden jetzt also stark verwässert.
Auch die privaten Altaktionäre haben das Nachsehen, darunter internationale Fonds, die erst 2014 rund 8,3 Milliarden in die griechischen Banken investierten. Das Geld hat sich fast völlig in Luft ausgelöst, weil die vier Großbanken seither im Schnitt 98 Prozent ihres Börsenwerts verloren haben. Wenigstens für die Bankkunden gibt es einen Lichtblick: Sie bleiben ungeschoren. Hätte sich die Rekapitalisierung bis ins nächste Jahr verspätet, wären sie laut einer neuen europäischen Richtlinie mit einer Zwangsabgabe auf Guthaben über 100 000 Euro zur Sanierung herangezogen worden.
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