Konjunktur und Katastrophen
Der Dammbruch in Brasilien hinterließ eine Spur der Verwüstung.Minenaktien: Keine Aussicht auf Besserung
Es sieht nicht gut aus für Minenaktien. Kurzfristig belastet die Katastrophe in Brasilien, langfristig aber machen ihnen die fallenden Rohstoffpreise zu schaffen
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Beim Weltmarktführer für Bodenschätze, BHP Billiton, spielt sich derzeit das meist gefürchtete Szenario der Branche ab: Er leidet unter dem „doppelten K“, unter Konjunktur und Katastrophe. Selten wurden die Risiken, unter denen die Branche mit ihren riesigen Unternehmungen operiert, so deutlich wie in diesen Tagen. Denn Chinas langsamer steigende Nachfrage und die Angebotspolitik der Konzerne drücken den Erzpreis immer tiefer. Und ein Dammbruch in einem Bergwerk in Brasilien lastet auf den Gewinnen.
Der Gründer des drittgrößten Eisenerzkonzerns Australiens, Andrew Forrest, sagt nun einen Erzpreis von „um die 40 Dollar für einige Zeit“ voraus. „Es könnte noch dunkler werden, bevor wir Licht am Ende des Tunnels sehen.“ Er führt den Preisverfall auf den „lächerlichen“ Preiskampf seiner beiden großen Konkurrenten, Rio Tinto und BHP Billiton zurück, die den Erz-Ausstoß immer weiter steigern, um so kleinere Teilnehmer aus dem Markt zu drängen.
© REUTERSGiftige Schlammlawine begräbt ein Dorf in Brasilien
Keine Dividende mehr?
Am Donnerstag vergangener Woche brach dann einer von drei Dämmen in einer brasilianischen Erzmine von Samarco. An ihr halten BHP Billiton und der brasilianische Erzriese Vale jeweils die Hälfte. Der Bruch des Fundao-Damms führte zur Überschwemmung von Dörfern und einer Schlammlawine. Dabei starben sechs Menschen, 22 gelten als vermisst. Während die Konzerne ihre Hilfe betonen und ansonsten zur Ruhe mahnen, verweist ein erster Bericht der Regierung darauf, dass Risiken des Damms schon seit Jahren bekannt waren. Die Kosten der Katastrophe werden von den Analysten der Deutschen Bank auf mehr als eine Milliarde Dollar beziffert – die unter beiden Konzernen geteilt werden müssen.
Spätestens hier kommen die Aktionäre ins Spiel. Der Preis der BHP-Aktie ist in Jahresfrist um 37 Prozent gefallen. Im Gleichschritt damit legte allerdings die Dividendenrendite zu, und pendelt derzeit um die 8 Prozent. Die Dramatik dieser Dividendenpolitik zeigt sich im Vergleich: In diesem Geschäftsjahr dürfte die Ausschüttung bei 192 Prozent des Gewinns liegen.
Im Geschäftsjahr 2010/11, als der Markt noch brummte, lag der Anteil bei gesunden 23 Prozent. Niemals in der Unternehmensgeschichte hat BHP Billiton einen operativen Verlust für den Konzern ausgewiesen. Und doch weisen nun Analysten darauf hin, dass die Bodenschatzwerte, seien die Konzerne auch noch so groß, zyklische Aktien seien. Dennoch zählen die Bergwerke, die BHP betreibt, zu den besten der Welt - und sie sind nun so billig zu haben, wie lange nicht. Allerdings werden die Dividenden fallen müssen, auch wenn der Konzern dies bislang lautstark bestreitet.
Noch haben die meisten Analysten ein „Halten“ auf der BHP-Billiton-Aktie stehen. Der Grund ist die Ausschüttungspolitik. Muss das Unternehmen diese ändern, und steigen zugleich die Kosten für die Katastrophe in Brasilien, dürften die Empfehlungen fallen. Nur die australische Commonwealth Bank hat schon reagiert: Nach dem Dammbruch nahm sie die Kurserwartung für die BHP-Billiton-Aktie von 23 auf 20 australische Dollar zurück.
Derzeit pendelt das Papier um seinen tiefsten Stand seit sieben Jahren bei gut 20 Dollar. Am Mittwochmorgen in Sydney gab sie weitere 2,5 Prozent ab Innerhalb von nur fünf Tagen hat sie gut 10 Prozent ihres Wertes verloren. Seit 2011 hat sich der Preis der Aktie mehr als halbiert.
Es ist völlig offen, ob die Mine im fernen Brasilien nicht über Jahre wird geschlossen bleiben müssen. Deshalb hat die Commonwealth Bank ihre Gewinnerwartungen für den Konzern schon für die nächsten drei Jahre zwischen 4 und 6 Prozent verringert. Bankanalysten rechnen vor, dass der derzeitige Gewinn von BHP Billiton in Höhe von 6,4 Milliarden Dollar sich in Luft auflösen könnte, würde der Erzpreis bis Ende nächsten Jahres nur auf dem heutigen Niveau verharren würden: Ohne Kostenstreichungen würde der Konzern dann gerade noch eine schwarze Null ausweisen.
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