Warum die DDR nie die großen Geldscheine herausgab
Vor 25 Jahren endete die Geschichte der Ost-Mark. Damit verschwanden auch zwei Banknoten, die nie in Umlauf waren, aber millionenfach in Tresoren lagerten. Heute ranken sich um sie viele Theorien.
Von Frank StockerFinanz-Redakteur
Am 1. Juli 1990 trat die deutsch-deutsche Währungsunion in Kraft. Damit kam die D-Mark zu den Menschen in der DDR, bereits drei Monate vor der Wiedervereinigung, und die ostdeutschen Banknoten verschwanden. Doch mit ihnen gingen auch zwei DDR-Scheine, die es eigentlich gar nicht gab: Jene zu 200 und zu 500 Mark.
Diese Scheine lagen damals bereits millionenfach gedruckt in den Tresoren der DDR-Staatsbank, sie waren jedoch nie in Umlauf gelangt. Die Banknote mit dem höchsten Wert, die die Menschen in der DDR zu Gesicht bekamen, war der Hundertmarkschein. Bis heute ist nicht ganz klar, warum jene zu 200 und 500 Mark hergestellt worden waren, aber auch, warum sie dann nicht in Gebrauch kamen.
Hatte Honecker Angst vor der Reaktion des Volkes?
Eine Theorie besagt, die DDR habe durch die Scheine mit höherem Wert den Anschein erwecken wollen, zur Bundesrepublik aufzuschließen, wo die Banknote mit dem höchsten Wert jene zu 1000 Mark war. Angeblich sollten die Scheine zum 40. Jubiläum der Gründung der DDR am 9. Oktober 1989 in Umlauf kommen.
Das sei jedoch durch die Revolution verhindert worden. Andere vermuten, die Führung habe Angst gehabt, die hohen Werte würden eine Angst vor Preisreformen und Inflation auslösen. Denn das Durchschnittseinkommen lag in der DDR 1989 gerade mal bei etwa 1300 Mark.
Eine andere Theorie bringt die Scheine dagegen in Zusammenhang mit einem Beschluss des Nationalen Verteidigungsrats der DDR vom 19. März 1980 mit dem Titel "Bericht über den Stand der Vorbereitung der Geld- und Kreditwirtschaft auf den Verteidigungszustand".
Darin ist die Rede von Bargeldreserven in Höhe von 23 Milliarden Mark, die zur Versorgung der Wirtschaft, der Bevölkerung und der bewaffneten Organe im Fall eines Krieges angelegt seien. Da Mitte 1990 insgesamt nur 16,7 Milliarden Mark an Bargeld in Umlauf waren, deutet diese große Summe darauf hin, dass sie wohl auch und gerade in Scheinen mit höherem Wert angelegt worden war.
Mit den Scheinen verschwand auch eines der Motive darauf
Wie auch immer: Mit der Währungsunion verloren sämtliche Banknoten der DDR ihren Wert, sie konnten nur bis zum 6. Juli 1990 eingetauscht werden. Nicht jedoch die 200er und 500er, da sie ja überhaupt nicht im Verkehr waren.
Dennoch tauchen auch heute noch ab und zu entsprechende Scheine auf, werden sogar auf Ebay verkauft. Diese wurden jedoch höchstwahrscheinlich nach 1990 gestohlen, als die Banknoten vorübergehend in einem Stollen vergraben worden waren.
Im Hinblick auf das Design ist mit den Scheinen zu 200 und 500 Mark im Übrigen nicht viel verloren gegangen. Der 200er zeigt eine glückliche Familie vor einem Plattenbau sowie fröhliche Kinder vor einem Hort. Der 500er ist noch staatstragender: Darauf ist vorne das Wappen mit Hammer und Zirkel zu sehen, auf der Rückseite der Palast der Republik.
Letzterer existiert heute ohnehin nicht mehr. An seiner Stelle wird das alte Berliner Stadtschloss wieder aufgebaut
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