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Donnerstag, 13. August 2015

Schwacher Kurs Der Schweizer Franken wird schwächer Wegen der Entspannung in der Griechenland-Krise suchen immer weniger Investoren den sicheren Hafen. Für viele Schweizer Unternehmen hat der schwächelnde Franken aber positive Seiten.


Schwacher KursDer Schweizer Franken wird schwächer

Wegen der Entspannung in der Griechenland-Krise suchen immer weniger Investoren den sicheren Hafen. Für viele Schweizer Unternehmen hat der schwächelnde Franken aber positive Seiten.

© REUTERSStabilisiert sich der Euroraum, mindert das die Lust der Investoren, Geld im teuren Land des Franken zu bunkern
Erstmals seit der Mitte Januar erfolgten Aufhebung des Mindestkurses von 1,20 Franken je Euro hat sich der Kurs der Gemeinschaftswährung wieder der Marke von 1,10 Franken genähert. Am Mittwoch kostete ein Euro 1,0965 Franken. Noch bis Mitte Juli hatte der Euro meist um die Marke von 1,05 Franken gependelt. Die Frankenstärke nach der Aufhebung des Mindestkurses ist insbesondere für Schweizer Exporteure und Tourismusbetriebe ein Problem, weil sich dadurch ihr Angebot gegenüber ausländischen Wettbewerbern schlagartig verteuert hat. In jüngster Zeit häuften sich in der Eidgenossenschaft die Meldungen über sinkende Gewinnmargen, den Abbau von Personal und die Verlagerung von Teilen der Produktion.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte in den vergangenen Monaten immer wieder betont, dass sie den Franken für deutlich überbewertet hält. Um die Flucht der Investoren in den sicheren Hafen Schweiz zu bremsen, hatte die SNB im Januar Negativzinsen auf große Giroguthaben eingeführt. Außerdem hat sie mit Devisenkäufen gegengehalten, wenn sich der Franken der Parität zum Euro näherte. Nach Einschätzung vieler Fachleute steckt die Notenbank aber wohl nicht hinter der aktuellen Kursschwäche. Die bis dato verfügbaren Daten zu den Sichtguthaben der SNB deuten jedenfalls nicht darauf hin, dass die Nationalbank groß interveniert hat, um den Franken zu schwächen.
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Als Haupttreiber gelten die Entwicklungen im Euroraum. Seit der mühsam erzielten Grundsatzeinigung im griechischen Schuldendrama verliert der Franken gegenüber dem Euro an Kraft. Denn dies mindert die Lust der Investoren, ihr Geld im teuren Land des Franken zu bunkern. Je größer die Fortschritte bei den Verhandlungen Griechenlands mit seinen Gläubigern sind, um so geringer wird die Gefahr angesehen, dass der Franken schlagartig wieder stärker wird. Auch die langsame wirtschaftliche Erholung in Europa sorgt für eine Stärkung der Gemeinschaftswährung. Umgekehrt schlägt die Flaute in der Schweizer Wirtschaft, die nach Einschätzung der Liechtensteiner VP Bank infolge der Frankenstärke 2015 kaum über ein Wachstum von 0,7 Prozent hinauskommen wird, zunehmend negativ auf die Schweizer Währung durch. 2014 war die Wirtschaft noch um 2 Prozent gewachsen.

Der Franken ist noch immer stark überbewertet

„Die Schweiz durchläuft eine Delle, während die Eurozone beschleunigt. Das ist der Kontrast, der die aktuelle Wechselkursentwicklung beeinflusst“, sagt Janwillem Acket, Chefvolkswirt der Zürcher Bank Julius Bär. Acket hält es für gut, dass sich der Kurs in Richtung 1,10 Franken je Euro bewegt. Denn auf diesem Niveau werde die Rezession in der Schweiz im zweiten Halbjahr zu Ende gehen. Außerdem gebe der aktuelle Wechselkurs der SNB wieder mehr Bewegungsfreiheit. Die geopolitische Entspannung lasse den Charakter der Schweiz als sicherer Hafen in den Hintergrund rücken. Zugleich kämen die Fundamentaldaten wieder stärker in den Blick der Investoren. „Und diese Daten zeigen, dass der Franken nach wie vor stark überbewertet ist. Den fairen Wert sehen wir bei 1,25 Franken je Euro“, sagt Acket.
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Ein Kurs von 1,10 Franken je Euro wäre wohl für viele Unternehmen in der Schweiz immerhin halbwegs verkraftbar. Die Frage ist allerdings, ob der Kurs auf diesem Niveau bleibt. Acket hält das für möglich, warnt aber vor den Unwägbarkeiten an der griechischen und der chinesischen Front. Auch könne eine wirtschaftliche Erholung in der Schweiz wiederum in einer Aufwertung des Frankens münden.

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