Nach dem Absturz von 4U9525Größte deutsche Airlines ändern Cockpit-Regeln
Nach dem Willen mehrerer Fluggesellschaften soll sich in Zukunft kein Pilot mehr allein im Cockpit aufhalten. Der Germanwings-Chef zweifelt jedoch daran, ob das im Ernstfall wirklich hilft.
26.03.2015
© DPANur noch zu zweit: Künftig sollen unter anderem bei Air Berlin neue Sicherheitsbestimmungen gelten.
Nach dem Absturz der Germanwings-Maschine in Frankreich ziehen die größten deutschen Fluggesellschaften Konsequenzen und wollen die Zwei-Personen-Regel im Cockpit einführen.
Künftig soll sich kein Pilot mehr allein im Cockpit aufhalten dürfen. Das bestätigte die Sprecherin des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Christine Kolmar, gegenüber FAZ.NET. „Der Entschluss steht“, sagte Kolmar. Derzeit liefen noch letzte Abstimmungen, auch weil die Neuregelung eine Änderung der Dienstpläne nötig mache. Die Regel solle aber „so schnell wie möglich umgesetzt werden“. Infrage für die Zwei-Personen-Besetzung kommt demnach etwa ein Flugbegleiter, wenn einer der beiden Piloten das Cockpit für eine Toilettenpause verlässt.
Germanwings-Chef Thomas Winkelmann äußerte am Abend jedoch Zweifel an der Wirksamkeit der Maßnahme. „Mir stellt sich die Frage, wenn ein Mensch mit solcher Energie einen kriminellen Akt begehen will, ob das dann zu verhindern ist, wenn beispielsweise eine Flugbegleiterin oder ein Flugbegleiter im Cockpit ist“, sagte er im „Heute Journal“ des ZDF. Zuvor hatte auch die Germanwings-Mutter Lufthansa eine Änderung der Regeln zunächst abgelehnt.
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Am frühen Donnerstagabend hatten mehrere Billigfluganbieter bekanntgegeben, ihre Sicherheitsvorschriften zu ändern.Nach der norwegischen Norwegian Air Shuttle legten Air Berlin, Easy Jet und Air Canada fest, das Cockpit müsse immer von mindestens zwei Menschen besetzt sein.
Die Änderung der Vorschriften sei schon länger im Gespräch gewesen, hieß es von der norwegischen Billigfluggesellschaft Norwegian. Die Erkenntnisse der Ermittler zu dem Germanwings-Absturz in den französischen Alpen „haben die Dinge beschleunigt“. Nun müsse noch die norwegische Luftfahrtbehörde zustimmen. „Ich gehe davon aus, dass die neue Vorschrift ab morgen gilt.“
Vor dem Absturz des Germanwings-Fluges 4U9525 war der Pilot nach Erkenntnissen der Ermittler zur Toilette gegangen und hatte seinem Kollegen das Steuer überlassen. Danach konnte er nicht mehr durch die automatisch verriegelte Kabinentür zurück in das Cockpit gelangen. Nach Angaben der französischen Ermittler steuerte der Copilot den Airbus dann offenbar absichtlich in die Tiefe.
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