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Donnerstag, 25. Februar 2016

Pellets-Connection führt nach Wien

German Pellets

Pellets-Connection führt nach Wien




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Von Jan Michael Marchart und Werner Reisinger

  • Im Firmengeflecht des German-Pellets-Gründers Peter Leibold taucht eine weitere Wiener Privatstiftung auf.



Wien/Wismar. Die Pleite des deutschen Öko-Großkonzerns German Pellets, wegen der tausende Kleinanleger um ihr investiertes Geld zittern, zieht immer weitere Kreise. Diese führen immer öfter nach Österreich, konkret nach Wien. Laut einem Bericht des deutschen "Handelsblatt" vom Donnerstag soll Firmengründer Peter Leibold am 8. Jänner 2016, kurz vor der Zahlungsunfähigkeit seines Unternehmens (10. Februar 2016), ein belgisches Kohle-Kraftwerk gekauft und die Eigentumsrechte nur drei Tage später an eine Wiener Gesellschaft namens Bclever weitergereicht haben. Die Geschäftsanschrift der Firma: Tegetthoffstraße 7 im 1. Wiener Gemeindebezirk - die selbe Adresse, unter der auch die Pele Privatstiftung registriert ist.
Wie Recherchen der "Wiener Zeitung" und der deutschen "Zeit" ergeben haben, ist die Begünstigte der Pele Privatstiftung Angaben Stiftungsvorstand Wolfgang Zronek zufolge Anna Kathrin Leibold, die Ehefrau des German Pellets Gründers Peter Leibold.

Information

Die Stiftung steht im Zentrum eines komplexen Firmengeflechts, über das mutmaßlich Gelder von German Pellets-Anlegern an Firmen in den USA geflossen ist, die wiederum von Anna Kathrin Leibold geleitet wurden. Nun ist die Geschichte um Peter Leibolds Firmengeflechts um eine Facette reicher. Laut aktuellem Eintrag im österreichischen Firmenbuch ist Bclever, der neue Inhaber des belgischen Kraftwerks, zu 100 Prozent in Besitz der Efkrin Privatstiftung. Angemeldet ist die Stiftung am Wiener Börseplatz 4, als Vorstände der Stiftung weist das Firmenbuch aus: Stefan Malaschofsky, Daniela Glückselig, und - Wolfgang Zronek, der laut "Handelsblatt" auch Stifter ist. Zronek, im Hauptberuf Steuerberater, ist gleichzeitig Geschäftsführer der German Pellets Austria GmbH, Vorstand in der Pele Privatstiftung und Geschäftsführer der Pele Holding GmbH.
Das Phantom Horvath
Daniela Glückselig wiederum ist auch Geschäftsführerin der VMH Holding GmbH (siehe Grafik). Wolfgang Zronek war am Donnerstag für die Wiener Zeitung nicht erreichbar, Stefan Malaschovsky laut Mitarbeitern im Ausland und nicht erreichbar.
Bevor die Spur weiter in die USA führt, stößt man neben der Privatstiftung auch auf die IPBG Pellets Beteiligungs GmbH. Als Geschäftsführer weißt das Firmenbuch Herrn Ernö Horvath aus. Über ihn etwas in Erfahrung zu bringen, gestaltet sich schwierig. Nur so viel: Horvath übernahm im Vorjahr bem Ofenbauer Kago die Geschäftsführung von Peter Leibold, ehe die Firma im Jänner Insolvenz anmeldete. Leibold kaufte Kago nach der ersten Insolvenz 2010, das Unternehmen zählte zuletzt zumindest nicht mehr zur German-Pellets-Gruppe. Horvath wird bei Kago zumindest formal als Geschäftsführer ausgewiesen, operativ soll er aber nie seine Position dort ausgeführt haben. Mitarbeitern von Kago war Horvath persönlich nicht bekannt, erzählt eine mit der Pleite von Kago bestens vertrauter Insider. Das Unternehmen selbst war für die "Wiener Zeitung" nicht erreichbar, Ernö Horvath, trotz intensiver Recherche unauffindbar. Auch für deutsche Gläubigervertreter ist Horvaths derzeit nicht greifbar.

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Die Person Ernö Horvath ist insofern interessant, als das dieser auch bei German Pellets eine tragende Rolle spielen dürfte.
Wie erwähnt, leitete Horvath die IPBG Beteiligungs GmbH. Diese erhielt laut Recherchen der "Wiener Zeitung" und der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit" Gelder von der Mutterfirma, die die Beteiligungs GmbH in die USA weitertransferierte, um das Eigenkapital der US-Werke in Louisiana und Texas zu stärken. Hundertprozentige Gesellschafterin der GmbH ist die Pele Holding GmbH, die laut Jahresabschluss 2014 keinerlei Geschäftstätigkeit ausübte - außer einer üppigen Kapitalrücklage von 34.066.100,28 Euro.
Die Holding wiederum gehört - wie berichtet - vollständig der Pele Privatstiftung, die Zronek gegenüber der "Wiener Zeitung" als "Holding zwischen German Pellets GmbH und den amerikanischen Werken" bezeichnete. Zwischen German Pellets und Kargo sind auch Anlegergelder geflossen. Weg sind durch die Verluste von Kago mindestens 23 Millionen Euro, die German Pellets Kargo Wärmesysteme aus Genussrechten borgte. German Pellets soll laut Insidern diese "aktiven Forderungen" nie wertberichtigt haben, obwohl Kargo laufend Verluste machte und, was die Bonität betrifft, dementsprechend schlecht dastand.
Bclever ohne Mitarbeiter
Hat das Handeln von Peter Leibold, der insgesamt mehr als zwei Dutzend Firmen um den jetzt insolventen Mutterkonzern German Pellets aufgebaut hat, System? Interessant ist vor allem der Zeitpunkt des Kaufs des belgischen Werks und die rasche Weitergabe an die Firma Bclever und deren Eigentümerin, die Efkrin Privatstiftung. Die Firma Bclever weist als Geschäftszweig aus: "Die Bereitsstellung eines Vergleichsportals bzw. eines Portals zur Ausschreibung einer Dienstleistung oder eines Produktes; Vermögensverwaltung sowie Gründung und Erwerb von Beteiligungen, bestehenden oder neu zu errichtenden Gesellschaften und deren Verwaltung; kommerzielle Verwertung von Marken-, Musterschutz und Patentrechten" sowie "die Vermittlung von Handelsgeschäften." Laut belgischen Medien hat Leibold jedenfalls am vergangenen Dienstag der 100-köpfigen Belegschaft des erworbenen Kraftwerkes zugesagt, das Kraftwerk um 125 Millionen Euro umzubauen, damit es mit pellets befeuert werden kann.
Noch ist das Kraftwerk in Langerlo ein 550-Megawatt starkes Steinkohlekraftwerk, Ende März aber läuft die Umweltlizenz ab und die Anlage wird stillgelegt. Bis dahin wolle Leibold den Gewerkschaften und der Belegschaft einen Finanzierungsplan für den Umbau und den Betrieb in Langerlo vorlegen. Für den 15. März habe Leibold einen weiteren Besuch am Kraftwerksstandort versprochen, um seine Pläne zu präzisieren.
Gegen die Pellets-Connection in Wien wird im Moment nicht ermittelt. Der Wiener Korruptionsstaatsanwaltschaft ist der Fall unbekannt, ebenso die handelnden Personen. Auch die Staatsanwaltschaft Rostock hat Wien derzeit noch nicht im Visier. Ermittelt werde gegen "verantwortliche Mitarbeiter" von German Pellets - und zwar wegen Veruntreuung und Unterschlagung.
Derzeit werde der Anfangsverdacht, wonach Anlegergeld in die USA transferiert wurde, geprüft, heißt es aus der Staatsanwaltschaft Rostock. Zum 1. April wird eine Anleihe mit einem Volumen von 52,4 Millionen Euro fällig, erste Anzeigen von Privatanlegern liegen bereits vor.
Für das Ehepaar Leibold und alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

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