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Donnerstag, 14. April 2016

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Veröffentlicht: 13.04.2016, 18:25 Uhr

FinanzstabilitätFragile Banken in aller Welt

Der Währungsfonds macht sich schwere Sorgen um die Finanzstabilität. Europas Banken leiden noch immer an der Erblast der Finanzkrise. Die zweite schwere Sorge gilt China.
 von WASHINGTON
© REUTERSFinanzdistrikt in Schanghai: Der IWF warnt vor den vielen faulen Krediten.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht die globale Finanzstabilität gefährdet. Vor allem europäische Banken litten immer noch an der Erblast der Finanzkrise, während Schwellenländer steigende neue Fragilität zeigten. An den Finanzmärkten seien weiterhin systemische Liquiditätsrisiken zu spüren. Das geht aus dem Finanzstabilitätsbericht hervor, den der Währungsfonds jetzt vorgelegt hat.
Die Turbulenzen an den Finanzmärkten in jüngster Zeit belegten auf machtvolle Weise, dass die Arbeit zur Wiederherstellung einer globalen Finanzstabilität noch nicht erledigt sei, sagte José Vinals, Chefberater des IWF in Finanzfragen bei der Vorstellung des Berichts. Er forderte gemeinsames Handeln der Politik, damit die Weltwirtschaft nicht in einen Abwärtsstrudel aus schwindender Zuversicht, schwächelndem Wachstum, sich verengenden Finanzkonditionen und steigenden Schulden gerät.

Banken in Industrieländern bereiten schwere Sorgen

Das Ergebnis einer solchen Entwicklung wäre wirtschaftliche Stagnation. In einem solchen Szenario könnte die Weltwirtschaft binnen der nächsten fünf Jahre vier Prozent ihres prophezeiten Wachstums einbüßen, warnen die Ökonomen des Währungsfonds. Das wäre, als ob man ein Jahr Wirtschaftswachstum verschenkte, so Vinals.
Schwere Sorgen bereiteten ihm nach wie vor die Banken in Industrieländern, die eine zentrale Rolle in der Finanzierung der Wirtschaft spielten. Sie seien zwar in den vergangenen Jahren stabiler geworden, kämen jetzt aber unter deutlich spürbarem Druck der Märkte angesichts sich abschwächender und unsicherer Wirtschaftsperspektiven. Eine Reihe von Banken in den Industrieländern sieht ihre Profitabilität in der Postkrisenära gefährdet. Banken mit fragilem Geschäftsmodell repräsentierten rund 15 Prozent des Sektors in den Industrienationen, gemessen an den Vermögenswerten.
In der Eurozone sieht der Währungsfonds das zusätzliche Problem der faulen Kredite bedrohlicher werden. Der Währungsraum habe schlicht zu viele Banken. Europa müsse eine Strategie finden, sich von den Überkapazitäten zu lösen und zugleich die Bankenunion vollenden einschließlich eines Systems, mit dem sich die Banken gegenseitig absicherten.

Exporteure von Rohstoffen zeigen sich verwundbar

Die zweite schwere Sorge gilt weiterhin den Schwellenländern generell und China im Speziellen. Unter den Aufsteigerländern zeigen sich nach IWF-Analyse vor allem die traditionellen Exporteure von Rohstoffen, speziell von Rohöl und anderen Energierohstoffen, verwundbar. Viele von diesen Ländern haben in den vergangenen Jahren Schuldenberge aufgebaut und sind nun einer gefährlichen Kombination von langsamerem Wachstum, schwierigen Kreditbedingungen und volatilen Kapitalbewegungen ausgesetzt.
Auch wenn viele Schwellenländer unter diesen schwierigen Bedingungen eine bemerkenswerte Robustheit aufgewiesen hätten, so schwänden ihre Reserven, die sie in guten Jahren aufgebaut hätten, nun schnell dahin. Von Geschäftsbanken, die im starken Ausmaß Kredite im Rohstoffsektor gewährt hätten, könnten zusätzliche Risiken ausgehen, die auch Banken in Industrienationen treffen könnten.
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Das wichtigste Schwellenland China stehe weiter vor der großen Herausforderung, die Volkswirtschaft umzubauen hin zu einem System mit ausbalanciertem Wachstumstempo und einem stärker an Marktgesetzen orientierten Finanzsystem. Problematisch ist aus Sicht des Währungsfonds in China vor allem der Nexus zwischen Unternehmen und Banken in China. Chinesische Unternehmen litten unter sinkender Profitabilität und schwachem Wachstum. Immer mehr Firmen verdienen nach Beobachtung des Fonds nicht genug Geld, um ihre Kredite zu bedienen. Das Phänomen betrifft rund 14 Prozent sämtlicher Schulden börsennotierter Firmen in China, damit dreimal so viel wie noch 2010, so der IWF.
Im Finanzstabilitätsbericht nennt er die Gesamtsumme von 1,3 Billionen Dollar, die gefährdet sei. Im schlimmsten Fall könnten Verluste im Zusammenhang mit ausfallenden Krediten das Land 7 Prozent seines Bruttoinlandproduktes kosten. Trotz dieser potentiell großen Summe hält der IWF das Risiko für beherrschbar angesichts der Reserven des Landes und des nach wie vor stattlichen Wirtschaftswachstums.

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