BundesanleihenWann ist Deutschland dran?
19.06.2012, 15:56 Uhr
Bislang
ist Deutschland in der Euro-Krise glimpflich davongekommen. Das könnte
sich bald ändern. Die ersten Investoren zweifeln daran, ob die
Bundesrepublik wirklich so sicher ist wie gedacht.
DüsseldorfDeutschland
hat von der Krise der anderen Europäer profitiert. Noch nie in der
Geschichte der Bundesrepublik konnte sich ein deutscher Finanzminister
so günstig verschulden wie in den vergangenen Monaten. Die Investoren
überschütten Deutschland geradezu mit Geld. Einzig die deutschen
Schuldtitel gelten am Markt als sicher. Bis jetzt. Doch das könnte sich
bald ändern.
Die ersten Investoren hinterfragen, ob es wirklich so schlau ist, dem deutschen Staat fast zum Nulltarif Geld zu leihen. Unter den Skeptikern: Bill Gross von Pacific Investment Management Co (Pimco) , einer der prominentesten Geldmanager der Branche. „Deutschland stellt für mich ein Kreditrisiko dar. Es ist kein attraktiver Markt“, sagt Gross. Am Markt für deutsche Staatsanleihen habe sich eine Blase gebildet. „Ich wäre bei Bundesanleihen misstrauisch, da nur wenige Szenarien bestehen, in denen sie sich gut entwickeln könnten“, erklärt er.
Gross wird in der Branche ehrfurchtsvoll als „Bond-König“
betitelt. Sein Wort hat Gewicht. Er verwaltet den größten Anleihefonds
der Welt. Was den großen Investor misstrauisch macht: Die
Verpflichtungen, die Deutschland in der Staatsschuldenkrise übernimmt,
werden immer größer. Zwar hätten die deutschen Staatspapiere von der
Krise profitiert - die Renditen zweijähriger Papiere sind deutlich unter
die Marke von Null gefallen - doch nun sei wenig Raum geblieben, sagte
Gross im Interview mit Bloomberg. Die Folge: Pimco hat den Anteil an
deutschen Staatsanleihen im Portfolio reduziert.
Deutschland ist der größte Einzahler in die Rettungspakete für Griechenland. Sollte Griechenland pleitegehen und aus dem Euro ausscheiden, träfe das die Bundesrepublik hart. Experten schätzen die direkten Kosten, die ein Austritt nach sich ziehen könnte, auf 70 bis 100 Milliarden Euro.
Deutschland ist der größte Einzahler in die Rettungspakete für Griechenland. Sollte Griechenland pleitegehen und aus dem Euro ausscheiden, träfe das die Bundesrepublik hart. Experten schätzen die direkten Kosten, die ein Austritt nach sich ziehen könnte, auf 70 bis 100 Milliarden Euro.
Insgesamt
haftet Deutschland mit Garantien in Höhe 211 Milliarden Euro für den
Rettungsfonds EFSF. Hinzu kommen bald weitere Milliarden für den
Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM). Gleichzeitig droht ein Land
nach dem anderen wegzufallen, das eigentlich in den Rettungsfonds
einzahlen sollte. Nach Griechenland und Portugal ist auch Spanien auf
Hilfe angewiesen. Danach könnte Italien von den Geberländern auf die
Seite der Empfänger wechseln.
„Wenn es eine Fiskalunion gibt, zahlt Deutschland. Und wenn es eine Bankenunion gibt, zahlt Deutschland auch. Es ist nicht länger ein kein komplett sicherer Hafen“, sagte Bill Blain von Newedge Group in London. Die Investoren kalkulierten langsam den möglichen Schaden ein, den Deutschland erleiden könnte.
„Wenn es eine Fiskalunion gibt, zahlt Deutschland. Und wenn es eine Bankenunion gibt, zahlt Deutschland auch. Es ist nicht länger ein kein komplett sicherer Hafen“, sagte Bill Blain von Newedge Group in London. Die Investoren kalkulierten langsam den möglichen Schaden ein, den Deutschland erleiden könnte.
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