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Dienstag, 3. Juli 2012

Schuldenkrise Zypern bemüht sich um die Hilfe des Kreml

Schuldenkrise Zypern bemüht sich um die Hilfe des Kreml

03.07.2012 ·  Zypern verhandelt nicht nur mit der EU, sondern auch mit Russland und China, über Finanzhilfen. Für den Kreml wäre der Kredit eine günstige Gelegenheit: steuerliche Vorteile machen den Inselstaat zu einem beliebten Domizil russischer Banken.
Von Benjamin Triebe, Moskau
© dpa Geldparkplatz unter Mittelmeersonne: Für Russen ist Zypern nicht nur ein beliebtes Reiseziel
Was lange als offenes Geheimnis galt, ist nun zumindest von einer Seite offiziell bestätigt worden: Nach Angaben des zyprischen Regierungssprechers verhandelt die Inselrepublik auf hoher Regierungsebene mit dem Kreml um Finanzhilfe. Ferner erwartet Zypern eine Antwort aus China, das ebenfalls um finanziellen Beistand gebeten wurde. Insgesamt soll es um ein Volumen von 10 Milliarden Euro gehen. Die Republik Zypern hat am Sonntag die rotierende EU-Ratspräsidentschaft übernommen.
Vergangene Woche hatte der russische Finanzminister Anton Siluanow mitgeteilt, ein offizieller Hilfsantrag läge ihm nicht vor. Mit dem möglichen Darlehen würde der Kreml Zypern zum zweiten Mal in wenigen Monaten unter die Arme greifen: Im Dezember hatte der Kreml schon einen Kredit über 2,5 Milliarden Euro gewährt - ein Volumen von rund 14Prozent der Wirtschaftsleistung des Inselstaates. Damals wurde eine Laufzeit von viereinhalb Jahren und ein Zins von 4,5 Prozent vereinbart. Das sind attraktive Konditionen: Mitte Juni musste Nikosia am Kapitalmarkt eine ebenso hohe Rendite für Schatzwechsel mit 30 Tagen Laufzeit offerieren. Angesichts der Währungsreserven von 512 Milliarden Dollar Anfang Juni wäre auch ein neuer Beistand für Russland keine Belastung.

Kapital auf Zypern geparkt

In wirtschaftlicher Hinsicht sind beide Länder eng miteinander verbunden. Zypern ist ein beliebter Standort für russische Offshore-Unternehmen. Vor allem Banken interessieren sich für das steuerfreundliche Domizil, das EU-Rechtssicherheit und stabile politische Beziehungen zur Heimat bietet. Die Geldinstitute parken Kapital auf Zypern und holen es bei Bedarf in die Heimat zurück. Nach Angaben der russischen Zentralbank flossen aus dem größten Land der Welt im vergangenen Jahr Direktinvestitionen (FDI) von 22,4 Milliarden Dollar nach Zypern, das entspricht 33 Prozent des russischen Kapitalexports. Zypern war mit Abstand das größte Einzelziel - genau wie es auch das größte Herkunftsland für Kapital war, das nach Russland überwiesen wurde. Umgerechnet 12,6 Milliarden Dollar (24 Prozent) des russischen Kapitalimports kamen 2011 von der Mittelmeerinsel. Ferner wurden 3,8 Milliarden der 13,6 Milliarden Dollar, die 2011 vom Ausland aus in neue ausgegebene russische Aktien investiert wurden, von zyprischen Konten überwiesen. Die Bedeutung der Insel als russischer Geldschrank verdeutlicht auch der Umstand, dass dort 51 Prozent der ausländischen Netto-Guthaben russischer Banken liegen: Ende 2011 über 9 Milliarden Dollar.


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