Preisgekröntes KonzeptSo soll der Griechenland-Austritt funktionieren
05.07.2012, 18:13 Uhr
An
einem Freitag unter Ausschluss der Öffentlichkeit soll Griechenland aus
dem Euro austreten. Ein Volkswirt schrieb auf 112 Seiten die Anleitung
zum „Grexit“ - und gewann einen mit 250.000 Pfund dotierten Preis.
LondonMal
angenommen ein Mitglied der Eurozone käme in ernsthafte
Schwierigkeiten. Mal angenommen, die anderen Mitglieder der
Gemeinschaftswährung überlegten, ob es eine gute Idee sein könnte,
dieses Land aus dem Euro zu verbannen. Wie sollte so etwas eigentlich
funktionieren? Ausgerechnet ein Wirtschaftswissenschaftler aus
Großbritannien, dem Land der Euro-Kritiker, hat eine Antwort darauf.
Unter dem Titel „Praktische Anleitung zum Euro-Austritt“ gibt Roger
Bootle Tipps, wie ein geordneter Transformationsprozess aussehen könnte.
Am Donnerstag wurde ihm dafür in London der
Wolfson Economic Prize, eine mit 250.000 Pfund dotierte Auszeichnung für
Wirtschaftswissenschaftler, zuerkannt. Die Familie von Lord Simon
Wolfson - ein Unterstützer der Konservativen in Großbritannien und
Mitglied des Oberhauses - und die Denkfabrik Policy Exchange hatten den
Preis im November ausgelobt.
Bootles
Thesen sind schwere Kost für Euro-Befürworter. „Die größte Gefahr der
Ansteckung wird es geben, wenn Griechenland den Euro verlässt und damit
Erfolg hat“, sagte Bootle am Donnerstag in London. „Es wäre eine
Alternative zu schmerzlichen Sparmaßnahmen.“ Die Politik müsse schon
einen Monat im voraus einen Plan in der Schublade haben, dürfe diesen
aber nicht öffentlich machen.
„Die Menschen mögen ja bezweifeln, dass das Verlassen der Eurozone etwas Gutes ist“, sagte der 60 Jahre alte Preisträger. „Aber mein Beitrag zum Wolfson-Preis war, zu zeigen, das es überhaupt geht“, sagte Bootle. Am Ende wäre es für die in der Eurozone verbleibenden Länder sogar günstiger. „Vor sechs Monaten war das noch eine verbotene Diskussion“, sagte Preisstifter Simon Wolfson.
Technisch müsse zunächst eine neue Währung eingeführt werden, die zum Kurs 1:1 gegen den Euro getauscht werde, schlägt Bootle in seiner 112-seitigen Expertise vor. Auch Bankeinlagen, Kredite und Löhne sollten 1:1 umgetauscht werden. Schrittweise werde es aber unweigerlich zu einer Geldentwertung „um 30 bis 50 Prozent“ kommen, sagte Bootle, ehemals Chefvolkswirt der Großbank HSBC. Gleichzeitig müsse aber eine Inflationskontrolle und ein striktes, unabhängig überwachtes Schuldenmanagement geschaffen werden.
„Die Menschen mögen ja bezweifeln, dass das Verlassen der Eurozone etwas Gutes ist“, sagte der 60 Jahre alte Preisträger. „Aber mein Beitrag zum Wolfson-Preis war, zu zeigen, das es überhaupt geht“, sagte Bootle. Am Ende wäre es für die in der Eurozone verbleibenden Länder sogar günstiger. „Vor sechs Monaten war das noch eine verbotene Diskussion“, sagte Preisstifter Simon Wolfson.
Technisch müsse zunächst eine neue Währung eingeführt werden, die zum Kurs 1:1 gegen den Euro getauscht werde, schlägt Bootle in seiner 112-seitigen Expertise vor. Auch Bankeinlagen, Kredite und Löhne sollten 1:1 umgetauscht werden. Schrittweise werde es aber unweigerlich zu einer Geldentwertung „um 30 bis 50 Prozent“ kommen, sagte Bootle, ehemals Chefvolkswirt der Großbank HSBC. Gleichzeitig müsse aber eine Inflationskontrolle und ein striktes, unabhängig überwachtes Schuldenmanagement geschaffen werden.
Griechenland
Bootles
Pläne werden an manchen Stellen ungewöhnlich konkret. So schlägt er
etwa vor, dass der Euro-Ausstieg am besten an einem Freitag verkündet
werden solle. Am Anfang der darauffolgenden Woche solle der Plan dann in
die Tat umgesetzt werden. Dazu sollten die Banken und Kapitalmärkte des
Ausstiegslandes vorübergehend geschlossen werden, um weitere
Kapitalflucht zu verhindern. So weit liegt Preisträger Bootle damit im
Ergebnis nicht von einem seiner Kontrahenten im Wettbewerb entfernt,
einem elfjährigen Jungen. Der hatte vorgeschlagen, Griechenland solle
einfach die Drachme wieder einführen und seine Schulden bezahlen.
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