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Samstag, 28. März 2015

Düsseldorf, 26.03.2015: Österreich ist schlimmer als Griechenland: Österreich könnte für Schulden zahlen, will aber nicht. Griechenland will zahlen, kann aber nicht. Am Ende zahlen deutsche Sparer und Anleger. Und für Staatsanleihen beginnt eine neue Zeitrechnung.

Anleihen: Renditen aus dem Kartenhaus

11:11 Uhr 27.03.2015
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von Oskar Herbert
Düsseldorf, 26.03.2015: Österreich ist schlimmer als Griechenland: Österreich könnte für Schulden zahlen, will aber nicht. Griechenland will zahlen, kann aber nicht. Am Ende zahlen deutsche Sparer und Anleger. Und für Staatsanleihen beginnt eine neue Zeitrechnung.
Ein Zinskupon von 4,25% auf einen Kurs von 70% bei einer Restlaufzeit von anderthalb Jahren: So renditestark stellte sich vor Kurzem noch die Situation der Anleihe der Heta-Assset-Resolution-AG dar. Dieser Verlockung ist z.B. die Düsseldorfer Hypothekenbank erlegen; schon früher als der Kurs der Anleihe noch bei 100% lag oder sogar darüber. Hinter Heta stand immerhin die Garantie des Bundeslandes Kärnten und damit die Sicherheit der Republik Österreich. Österreichs Bonität wird genauso gut bewertet wie die Sicherheit Deutschlands; wenigstens war es bislang so, bis die Österreicher entschieden, Heta in die Abwicklung zu schicken. Die 4,25%-Anleihe könnte man jetzt für 60% kaufen; in der Erwartung, dass vielleicht nur 40% der Nennwerte und Zinsen verloren gehen werden - in einer Art griechischem Schuldenschnitt.

Sparer müssen bluten
Die Heta-Asset-Resolution-AG ist ihrerseits schon eine Abwicklungs-AG; nämlich für die Hypo-Alpe-Adria-Bank. Die gehörte zwischenzeitlich der Bayerischen Landesbank, bevor die Bayern die "Schrottbank" nach Österreich zurückverkauften; für einen nur noch symbolischen Preis. Im Gegenzug kauften die bayerischen Landesbanker und mit ihnen andere Sparkassen-Landesbanken Heta-Anleihen; im Vertrauen auf die Staatsgarantie aus der einstigen kaiserlich-königlichen Monarchie. Die "Öschi-Republikaner" wollen davon aber nichts mehr wissen. Sie berufen sich auf den Willen Europas, dass nämlich beim Zusammenbruch von Banken zunächst deren Eigentümer/Aktionäre und (Anleihen)-Gläubiger bluten müssen; indirekt also auch die Sparkassen-Sparer. Erst wenn aus diesen Quellen nicht genug zu holen ist, sollen die Steuerzahler aus den Heimatstaaten der Banken einspringen; allerdings nur sofern die Banken systemrelevant sind.

Pfandbriefe ohne Pfand
Die Düsseldorfer Hypothekenbank ist klein. Sie ist dennoch systemrelevant. Sie hat Pfandbriefe ausgegeben; einer davon ist der 4,08%-Pfandbrief bis 2023. 123% war der letzte Kurs für diesen Brief, hinter dem als Pfand die Sicherheit des Landes Kärnten und der Republik Österreich stehen sollten. Kurz zuvor waren noch 126% für 100% Nennwert bezahlt worden. Weil die Düsseldorfer gar nicht so viele Immobilienkredite herauslegen konnten als sie durch die Ausgabe von Pfandbriefen Geld einnahmen, haben sie ersatzweise Heta-Anleihen gekauft - und zwar in großem Stil. Diese Anleihen hatten schließlich obendrein noch den Charme, viel weniger Verwaltungsaufwand zu verursachen als herkömmliche Immobilienkredite mit Eintragungen entsprechender Grundschulden. Ähnlich operieren Sparkassen-Landesbanken. Für alle Banken gelten Bundesanleihen ebenso wie Heta-Anleihen als Staatskredite. Angeblich ohne jedes Ausfallrisiko können Banken so viele solcher Anleihen aufnehmen wie sie wollen - an Stelle von normalen Krediten für Unternehmen oder Privatpersonen.

Rettung für Pfandbriefe
Bei 126% errechnete sich für den Düsseldorfer Pfandbrief eine Jahresrendite von 0,9%. Doch das Pfand ist jetzt nicht mehr genug wert. Deutsche Pfandbriefe gelten allgemein mehr als Staatsanleihen. Sie gelten als absolut sicher. Also musste der Bundesverband Deutscher Banken die Düsseldorfer Hypothekenbank retten, indem faktisch die anderen privaten deutschen Banken die Düsseldorfer aufkauften, um ihren eigenen Verkauf von Pfandbriefen und anderen Anleihen/Schuldverschreibungen zu retten. So wackelig ist das Kartenhaus der Sicherheiten und Renditen!

Staatsbank gibt Geld für Staatsanleihen
Der oberste staatliche Sicherheitsaufseher der deutschen Banken hat kürzlich schon Alarm geschlagen: Er fordert eine Begrenzung der Anlagemöglichkeiten für Banken in Staatsanleihen. Bislang müssen Banken für solche Käufe nicht einen einzigen Euro Eigenkapital als Sicherheit nachweisen. Nachdem nun aber selbst so sicher geglaubte Länder wie Kärnten und Österreich die Garantien nicht halten, ist fünf Jahre nach der Fastpleite Griechenlands endgültig klar: Staatsanleihen sind nicht sicher. Weil Banken und Sparkassen aber gar nicht so viel Eigenkapital in ihren Bilanzen nachladen können wie sie nachladen müssten, wird es für Staatsschuldner schwierig. Sie werden die Papiere nicht mehr los, die sie loswerden müssen, um wenigstens fällige Schulden zurückzahlen zu können. Zum Glück steht die Europäische Zentralbank EZB bereit. Die Staatsbank will gern Geld für Staatsanleihen geben.

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