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Samstag, 28. März 2015

Land in Not: Der Alltag in Argentinien geht derzeit nur dank Finanzhilfen aus China noch einigermaßen geordnet vonstatten

FAZ Print Sa 28.3.2015

Land in Not: Der Alltag in Argentinien geht derzeit nur dank Finanzhilfen aus China noch einigermaßen geordnet vonstatten

Die Geier kreisen über Argentinien FMr ^
Der Druck der Hedgefonds
auf Argentinien wächst. Ein
amerikanischer Richter
blockiert die Schuldenzahlungen
in Buenos Aires.

mos. BUENOS AIRES, 27. März.

Argentinien
gerät in dem seit Jah re n schwelenden
Schuldenkonflikt mit Hedgefonds im mer
stä rk e r u n te r Druck. Ein am e rik an isches
G e rich t u n tersag t Argentinien nun
selbst die Bedienung von Fremdwährun
g san leih en im eigenen Land, solange
die Regierung die seit dem S ta a tsb an k ro
tt von 2001 offenen Anleiheschulden
im Besitz d e r Hedgefonds nich t zurückzahlt.
Für Argentinien wird es damit im mer
schwerer, übe rh au p t noch neue
Fremdwährungsanleihen zu begeben.
Ein zun ehmen d e r Devisenmangel v eranlasst
die Regierung schon seit längerem,
Im p o rte u nd Devisenkäufe zu ra tio n ie ren.
Nicht zuletzt aus diesem Grund
ru tsch te Argentiniens Wirtsch a ft 2014 in
eine Rezession.
Nach Argentiniens Zahlungseinstellung
au f ru n d 100 Milliarden Dollar
Staatsschulden E n d e 2001 h a tte n insgesamt
93 Prozent des Gläubigerkapitals in
meh re ren Umschuldungsrunden einen
Verzicht auf meh r als zwei Drittel ihrer
Forderungen ak zep tiert. Von den 7 P ro zen
t der Gläubiger, die ein e Umschuldung
verweigerten (Holdouts), zogen viele
vor Gericht, um die volle Zahlung e in zuklagen.
So auch die ame rikanischen
Hedgefonds NML und Aurelius, die A rgentiniens
An leih en zu Ramschpreisen
aufgekauft h a tten und nun ru n d 1,7 Milliarden
Dollar e infordern. Der New Yorker
Richter Thomas Griesa h a tte schon 2012
en tsch ied en , dass Argentinien zunächst
die F o rderungen der Hedgefonds e rfü llen
müsse, bevor es Zahlungen auf die
umgeschuldeten A n le ih en leisten dürfe.
Ein Ein sp ru ch A rgentiniens beim O bersten
G e rich tsh o f der Vereinigten Staaten
wurde nicht e rh ö rt. Seit Juni 2014 blo ckiert
Richter Griesa die über New York
k an a lisie rten Zahlungen auf Argentiniens
Umschuldungsanleihen im Ausland,
da A rgentinien sich weiter weigert,
an die Hedgefonds zu zahlen.
Mitte März entschied Richter Griesa
überdies, dass Argentinien auch umgeschuldete
Anleihen, die n ach a rg en tin ischem
Recht begeben wurden und in Buenos
Aires verwaltet werden, nich t meh r
b ed ien en darf, solange es die Hedgefonds
nicht befriedigt. Lediglich die lo k a le
Filiale der ame rik an isch en Citibank,
die dadurch in eine Zwickmühle zwischen
der ame rik an isch en und der arg en tinischen
Justiz ge rie t, e rh ie lt in ein e r
Vereinbarung mit den Hedgefonds und
dem G e rich t eine bis Ju n i be friste te Ausn
ahmegenehmigung für die Abwicklung
von Schuldenzahlungen. Bis d ahin will
sich die Bank aus dem Depotgeschäft in
Argentinien zurückziehen.
Für Argentinien wird es nun eng. Trotz
kurzfristiger Währungshilfen aus China
decken die Devisenreserven nur noch den
Importbedarf von fünf Monaten. Seit Richter
Griesa Argentiniens Schuldenzahlungen
blockiert, gilt das Land bei Ratingagenturen
als teilweise zahlungsunfähig.
Argentiniens Zugang zu n eu en Devisen
k red iten ist se ith e r noch enger b e grenzt.
Zudem wird sp ek u lie rt, dass der
Richter demnächst sämtliche Emissio nen
von F rem dwäh ru n g san le ih en durch
Argentinien mit se in em Embargo b e le gen
könnte. Im F eb ru a r musste A rg en tinien
b e re its auf ein e geplante Emission

von 2 Milliarden Dollar am lokalen
Markt verzichten, weil die mit der Abwicklung
b e auftragten Banken schon au fgru
n d ein e r blo ß en Anfrage Griesas
nach den Details der Tran sak tio n ein en
Rückzieher machten. Ohne Zugang zu
n eu en Krediten d ü rften sich A rg en tiniens
Devisenengpässe weiter v e rs ch ä rfen.
Allein die Schuldenfälligkeiten sind
im laufenden Jah r m eh r als d oppelt so
hoch wie im Vorjahr und en tsp re ch en n a hezu
den g esamten Netto-Devisenreserven
des Landes.
A rgentiniens S ta a tsp rä sid en tin Cristina
Kirchner bleibt den n o ch bei ihrer h a r ten
Haltung gegenüber den von ihr als
„Aasgeier“ bezeich n e ten Hedgefonds.
Die Verfügungen des New Yorker Richters
wertet sie als „Erp ressu n g “. Die G e ierfonds
sollen nicht m eh r kassieren als
die anderen Gläubiger, b e h a rrt Kirchner.
Ein mögliches Einknicken gegenüber
den Hedgefonds, das die meisten Ö k o n o men
auf längere Sicht für u n v ermeidbar
h alten , will Kirchner offenbar ihrem im
Oktober zu wählen d en Nachfolger ü b e rlassen
- zusammen mit ein e r leeren Devisenkasse.

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