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Donnerstag, 25. Juni 2015

Vor einigen Monaten hatte das Verteidigungsministerium noch gedroht, es prüfe Klagen gegen die „Puma“-Hersteller. Jetzt sagte der Parlamentarische Staatssekretär Markus Grübel versöhnlich, beide Seiten seien ja „erste Schritte“ aufeinander zugegangen. Dafür erwähnte er drei Mal, dass der neue „Puma“ ja auch im fünften Jahr seiner Verspätung noch immer nicht ganz fertig ist: Den jetzt ausgelieferten Panzern fehlt noch ein Raketenabschuss-System am Geschützturm.

Schützenpanzer „Puma“Vorstellung mit fünfjähriger Verspätung

Die Bundeswehr feiert ihren neuen Schützenpanzer „Puma“ - und veranstaltet ein Versöhnungstreffen: Sowohl die Repräsentanten der Hersteller Rheinmetall und Kraus Maffei als auch die Gesandten des Verteidigungsministeriums sagen sich Artiges.

© GETTYGeländegängig: Der neue Schützenpanzer „Puma“ bei der „Schlüsselübergabe“ im niedersächsischen Unterlüss
„Schlüsselübergabe“ lautete die Ankündigung des Festakts, auch wenn der neue Schützenpanzer „Puma“ gar keinen Schlüssel braucht: Sein Motor wird per Knopfdruck gestartet. Den gehaltenen Reden nach hatte die Veranstaltung eher den Charakter eines Versöhnungstreffens: Sowohl die Repräsentanten der Hersteller Rheinmetall und Kraus Maffei als auch die Gesandten des Verteidigungsministeriums sagten sich Artiges, aber in den Worten beider Seiten grollte doch auch der Streit noch nach, den es um Zeitverzögerungen und Kosten des größten aktuellen Beschaffungsvorhabens für das deutsche Heer gegeben hat.
Die Verträge zur Entwicklung und zum Bau des neuen Schützenpanzers waren 2002 geschlossen worden; 2005 lieferten die Hersteller den ersten Prototypen, 2010 sollten die ersten Panzer aus der Serienfertigung an die Truppe gehen. Dass daraus nichts wurde, lag einerseits an Nachbestellungen des Kunden Bundeswehr, andererseits aber daran, dass die neue Technik der Prototypen den Einsatztests der Bundeswehr nicht standhielt: „Die ersten Ergebnisse waren ernüchternd. Sie wiesen eher auf die Länge des Weges hin, als auf das Ziel“, erinnerte sich der Präsident des Bundeswehr-Beschaffungsamtes, Harald Stein.
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Er verteilte die Verantwortung dafür auf die eigene Schulter und auf die der Rüstungsindustrie: Alle Beteiligten müssten bei großen Beschaffungsvorhaben „in Annahmen über Zeit, Leistung und Kosten realistischer werden“. Der Vorstandschef von Rheinmetall, Armin Papperger, stimmte herzlich zu: Künftig müsse es Regeln geben, „die eine deutliche Beschleunigung von Rüstungsprogrammen ermöglichen“, es müsse gemeinsam mit dem Verteidigungsministerium „ein Modus gefunden werden“. Die Gründe für die lange Verzögerung beim „Puma“ erkannte er jedoch eher auf der Besteller- als auf der Herstellerseite: Der habe „teilweise gegenläufige Anforderungen“ formuliert, beispielsweise höchsten Schutz und größte Waffenwirkung bei geringstmöglichem Gewicht verlangt. Änderungswünsche hätten sich später auch aus dem Afghanistan-Einsatz ergeben – weshalb der neue, 1000 PS starke, bis zu 70 Kilometer pro Stunde schnelle, bis zu 200 Schuss pro Minute feuernde „Puma“ in seiner lufttransportfähigen Variante ohne volle Panzerung nur 31,5 Tonnen wiegen darf. Papperger bestand darauf, die Industrie habe eine „hohe Kostentreue“ bei der Entwicklung eingehalten – die Preissteigerungen durch Inflation und eine Mehrwertsteuererhöhung seien ihr bei dem mittlerweile auf vier Milliarden Euro gestiegenen Kostenvolumen nicht anzulasten.
Vor einigen Monaten hatte das Verteidigungsministerium noch gedroht, es prüfe Klagen gegen die „Puma“-Hersteller. Jetzt sagte der Parlamentarische Staatssekretär Markus Grübel versöhnlich, beide Seiten seien ja „erste Schritte“ aufeinander zugegangen. Dafür erwähnte er drei Mal, dass der neue „Puma“ ja auch im fünften Jahr seiner Verspätung noch immer nicht ganz fertig ist: Den jetzt ausgelieferten Panzern fehlt noch ein Raketenabschuss-System am Geschützturm.

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