Ausländische Konzerne bauen ihre Präsenz in Griechenland wieder aus
Wirtschaftsnachrichten
Nach vierjährigem Stillstand scheint Griechenland für ausländische Investoren wieder attraktiver zu werden. Internationale Konzerne haben jüngst angekündigt, ihre Präsenz im Land ausbauen zu wollen.
Panagis Galiatsatos, Athen
Für Athen ist die gute Nachricht diese Woche aus Katar gekommen. Wie das Entwicklungsministerium mitteilte, hat die Qatari Diar, die Immobilien-Tochter der Qatar Investment Authority, beschlossen, doch an der Endphase der Ausschreibung für den Ausbau des alten Athener Flughafens in Hellenikon teilzunehmen; das Unternehmen hat mit der Privatisierungsbehörde Taiped eine vertrauliche Erklärung unterzeichnet. Vor einem Monat hatte die Qatari Diar sich noch geweigert, diesen Schritt zu vollziehen, was den Verdacht nährte, dass die Katarer aus dem Wettbewerb aussteigen wollten. Daraufhin besuchte der griechische Ministerpräsident Antonis Samaras das Emirat, um die Angelegenheit zu klären, mit Erfolg, wie sich gezeigt hat.
Das Hellenikon-Projekt ist die grösste Hoffnung Griechenlands, Privatisierungserträge und Wachstumsimpulse zu erhalten. Das alte Flughafengelände liegt direkt am Meer, mitten in der Athener Riviera, und gilt als das wertvollste Grundstück Griechenlands. Die Regierung verspricht sich von der Ausschreibung einen Erlös von 5 Mrd. €. Neben Qatari Diar nehmen an der Endphase die London Regional Properties, die israelische Elbit und die griechische Lamda Development teil. Der Zuschlag soll im Sommer erteilt werden.
Inzwischen scheinen sich die Bemühungen des Landes, den in den letzten Jahren erlittenen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit wettzumachen, langsam auszuzahlen. In den letzten Wochen liessen manche internationale Konzerne verlauten, dass sie ihre Präsenz in Griechenland verstärken wollen. Den Anfang machte Unilever vor Weihnachten mit der Ankündigung, die Herstellung von 110 Produkten nach Griechenland verlegen zu wollen. Johnson & Johnson erklärte ebenfalls, man wolle die Basis in Griechenland verstärken; der Konzern verfügt über eine Produktionsstätte in Attika. Procter & Gamble hat ein Forschungszentrum für die Entwicklung neuer Produkte in Maroussi, nördlich von Athen, in Betrieb genommen. Und schliesslich hat Henkel die Produktion von Wasch- und Reinigungsmitteln, die für den griechischen und zypriotischen Markt bestimmt sind, nach Griechenland verlegt.
Als wichtig erweist sich auch die Präsenz der chinesischen Gruppe Cosco im Hafen von Piräus. Bereits 2011 konnte der Containerumschlag um 95% erhöht werden. Im Herbst wurde zwischen Cosco, Hewlett-Packard (HP) und der griechischen Bahn ein Abkommen unterzeichnet, das die Errichtung eines HP-Vertriebszentrums unter anderem für Mittel- und Osteuropa, Nordafrika und Nahost vorsieht. Es heisst, Cosco sei an den bevorstehenden Privatisierungen der Bahn und der Hafengesellschaft OLP interessiert.
Vom Höhepunkt der Schuldenkrise an bis zum Herbst 2012 haben mehrere ausländische Unternehmen, vor allem französische wie etwa Carrefour oder die Bank Crédit Agricole, Griechenland verlassen. Der französische Präsident Hollande, der am Dienstag Athen besuchte, bekundete nun sein Interesse an einer verstärkten französischen Präsenz in Griechenland, vor allem bei der Erforschung und Ausbeutung möglicher Erdgas- und Ölvorkommen. Auch an der Privatisierung der Elektrizitätsgesellschaft und der Wasserwerke sollen die Franzosen interessiert sein.
In Griechenland sind die Löhne von 1999-2009 um 60% gestiegen, in Deutschland um 10%. Wenn die Löhne wieder herunten sind, brummt das Land auch wieder. Mit einer eigenen Währung wäre das in wenigen Monaten geschafft worden (braucht man ja bloß abzuwerten), mit dem Euro geht es nur mühsam über Entlassungen, Konkurse und dann wieder Neueinstellungen zu geringeren Gehältern. Das dauert dann nicht Monate sondern Jahre.
AntwortenLöschenAber für die Griechenland-Anleger ist das Timing vielleicht sogar ideal. Sollte es je stattgebende Urteile geben, dann sicher erst in einigen Jahren und wenn dann die Wirtschaft wieder läuft, können sie die Privatanleger auch locker entschädigen.