Banknoten sollten das Gold in die Tresore des Staates bringen
Deutschland erschien in finanzieller Sicht besonders gefährdet, weil viel kurzfristig angelegtes Auslandskapital vorhanden war, das im Falle ernster politischer Spannungen vermutlich schnell abgezogen werden würde. Damit gab es mehrere Gründe, die Reichsbank mit mehr Goldreserven auszustatten: Neben der Gefahr großer Beanspruchungen durch nationale Finanzkrisen wegen der weiter wachsenden Geschäftsbanken, die sich Regulierungen widersetzten, traten nun Vorbereitungen für den Kriegsfall. Noch etwas kam hinzu: Die amerikanische Finanzkrise des Jahres 1907 weckte in Europa Sorgen vor schweren internationalen finanziellen Verwerfungen, gegen die es sich zu schützen galt.
Um das Gold aus dem privaten Verkehr in die Tresore des Staates zu lenken, wurde die Reichsbank im Jahre 1906 ermächtigt, Banknoten im Nennwert von 20 und 50 Mark auszugeben. Zuvor hatte der Mindestnennwert 100 Mark betragen. Im Jahre 1909 wurden die Noten der Reichsbank zum gesetzlichen Zahlungsmittel erklärt. Im Jahre 1913 nahm der Staat für 120 Millionen Mark Gold aus dem Umlauf, indem er Reichskassenscheine, eine Art staatliches Papiergeld, bei Unternehmen und Privatpersonen plazierte. Des weiteren wurde verfügt, den im Juliusturm gelagerten Reichskriegsschatz in die Tresore der Reichsbank zu verlegen. Auch die Förderung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, zum Beispiel durch die Einführung des Postscheckverkehrs im Jahre 1908, diente dem Zweck, den Gebrauch von Goldmünzen in der privaten Wirtschaft zu reduzieren.
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