Argentinien will Gläubigern nach der Pleite entgegenkommen
- von Hugh C Bronstein und Alejandro Lifschitz
Buenos Aires (Reuters) - Nach der Staatspleite will Argentinien mit einem umstrittenen Manöver einen Großteil seiner ausstehenden Schulden begleichen.
Es sollen aber ausschließlich Gläubiger an ihr Geld kommen, die sich auf einen Schuldenschnitt eingelassen haben, wie die Regierung in Buenos Aires am Mittwoch mitteilte. Damit sind ausgerechnet Hedgefonds ausgeschlossen, die auf eine volle Auszahlung pochen und mit einem gescheiterten Schiedsverfahren in New York die neuerliche Pleite Argentiniens jüngst auslösten.
Das US-Gericht hat die ausstehenden Zinszahlungen an die Altgläubiger in Höhe von 539 Millionen Dollar blockiert und will damit die Auszahlung der Hedgefonds erzwingen. Dieses Urteil kann Argentinien nun womöglich mit einem Kniff umgehen - zum Wohle der Altgläubiger, wie Kabinettschef Jorge Capitanovich ankündigte: "Es geht darum, die 92,4 Prozent der Anleihen-Besitzer zu schützen, die sich auf einen Schuldenschnitt eingelassen haben." Die vorgestellten Pläne schmälern nach Ansicht von Experten jedoch die Aussicht auf eine zügige Rückkehr Argentiniens an die internationalen Kapitalmärkte.
Argentinien will mit einem Tausch von Anleihen Bewegung in die nach dem Gerichtsbeschluss festgefahrene Lage bringen. Die Gläubiger sollen demnach ihre nach US-Recht ausgegebenen Anleihen gegen Schuldtitel eintauschen, die unter argentinisches Recht fallen. Somit wäre das US-Gericht aus Sicht der Regierung in Buenos Aires nicht mehr in der Lage, die Auszahlung der Altgläubiger zu blockieren. Um das bereitstehende Geld von den blockierten Konten loszueisen, soll eine Gesetzesvorlage eingereicht werden. Sie sieht vor, dass die Bank of New York Mellon als Verwalterin durch die landeseigene Banco Nacion ersetzt wird.
Sollte das Manöver gelingen, kämen die Hedgefonds weiter nicht an ihr Geld. Der Konflikt mit den von der argentinischen Präsidentin Cristina Fernandez als "Geierfonds" geschmähten Klägern geht auf eine frühere Pleite des Landes im Jahr 2002 zurück. Während sich die Regierung in den Folgejahren mit den meisten Gläubigern auf einen Schuldenerlass und einen Umtausch von Anleihen einigte, verweigerten dies die Hedgefonds und klagten vor Gericht auf volle Auszahlung von 1,33 Milliarden Dollar samt Zinsen.
Die unklare Lage nach dem jüngsten Vorschlag Argentiniens führt nun dazu, dass eine geplante Versteigerung von argentinischen Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps, CDS) verschoben wurde. Sie soll nun frühestens am 2. September über die Bühne gehen. Gegen die ursprünglich für den 21. August geplante Auktion sei Einspruch erhoben worden, teilte der Derivateverband Isda mit. Die Klärung der Lage mache eine Verlegung notwendig. Isda hatte Anfang des Monats festgestellt, dass bei dem lateinamerikanischen Land als Folge des Streits mit Hedgefonds ein Zahlungsausfall vorliegt. Experten schätzen den Wert der Ausfallversicherungen auf eine Milliarde Dollar.
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