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Freitag, 4. Juli 2014

Noch vor Wochenfrist hoben verunsicherte Sparer panikartig ihre Guthaben von bulgarischen Banken ab. Seit Anfang Woche hat sich die Lage jedoch beruhigt. Eine Ansteckung der Gesamtbranche scheint abgewendet.

Bulgariens Banken

Die Ruhe nach dem Sturm

Die Menschenschlangen vor den Bankautomaten sind in Bulgarien wieder auf die normale Länge geschrumpft.
Die Menschenschlangen vor den Bankautomaten sind in Bulgarien wieder auf die normale Länge geschrumpft.(Bild: Keystone / ap)
Noch vor Wochenfrist hoben verunsicherte Sparer panikartig ihre Guthaben von bulgarischen Banken ab. Seit Anfang Woche hat sich die Lage jedoch beruhigt. Eine Ansteckung der Gesamtbranche scheint abgewendet.
tf. Wien In Bulgarien hat sich die Lage nach dem Ansturm auf die Banken von vergangener Woche beruhigt. Die Gefahr einer systemischen Destabilisierung des Sektors scheint gebannt, nachdem vor Wochenfrist noch zahlreiche Anleger ihre Guthaben von der drittgrössten Bank des Landes, der First Investment Bank, abgehoben hatten. Nach Einschätzung der Zentralbank ist die Beruhigung zurückzuführen auf die rund 1,6 Mrd. € schwere Liquiditätshilfe , mit der die Regierung den Banken zu Beginn dieser Woche zu Hilfe eilte. Der Sektor funktioniere wieder normal und die langen Warteschlangen vor den Bankschaltern seien verschwunden, wird betont.
Es sind keine Anzeichen für ein Überschwappen der Turbulenzen auf die Gesamtbranche erkennbar. Die teilweise panikartigen Reaktionen von Sparern beschränkten sich auf die zwei grössten in bulgarischem Besitz befindlichen Institute, die First Investment Bank und die Corporate Commercial Bank, die nationale Nummer vier. Die von ausländischen Konzernen kontrollierten Banken, die für die Systemstabilität weit bedeutsamer sind als die bulgarischen Konkurrenten, wurden derweil kaum in Mitleidenschaft gezogen. Der Run, der bisweilen Erinnerungen an die Bankenkrise von 1996/97 weckte, erscheint daher als ein eher isoliertes Ereignis.
Rückendeckung erhielt der Sektor in den vergangenen Tagen nicht nur von derEuropäischen Kommission , welche die robuste Kapitalisierung und hohe Liquidität der Branche unterstrich. Auch der Internationale Währungsfonds rückte die Stärken des Sektors in den Fokus und betonte, der Run auf die zwei Banken sei nicht durch grundlegende Probleme im Bankensystem ausgelöst worden, sondern durch Gerüchte, die über elektronische Kanäle verbreitet worden seien. In der Tat gehört die Branche mit einer Eigenkapitalquote von 20% zu den am solidesten finanzierten Bankplätzen der EU. Vergleiche mit der Situation in Zypern, wo die Banken nach dem Schuldenschnitt in Griechenland in eine arge Schieflage gerieten, sind entsprechend problematisch.
Auch die Vergleiche mit der Banken- und Währungskrise von 1996/97 hinken. So war der Bankenmarkt damals noch von bulgarischen Akteuren kontrolliert. Das ausserhalb der EU stehende Land verfügte zudem kaum über Devisenreserven. Eine grassierende Hyperinflation führte ferner dazu, dass die Bankguthaben und Pensionen im Stundentakt massiv an Kaufkraft verloren. Eine Lehre dieser Zäsur war, die Währung im Rahmen eines Currency-Board fest an die D-Mark und danach an den Euro zu koppeln, was die nationale Finanzstabilität deutlich stärkte. Das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche zeigt sich daher überzeugt, dass der Mini-Run keine makroökonomische Bremsspur nach sich ziehen wird.

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