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Montag, 16. März 2015

Digitus impudicus - der "geile Finger" Stinkefinger tauchte schon in der Antike auf

Der Stinkefinger stellt eine derbe Abfuhr dar und kann als Ehrdelikt strafrechtlich geahndet werden.
Der Stinkefinger stellt eine derbe Abfuhr dar und kann als Ehrdelikt strafrechtlich geahndet werden.(Foto: dpa)

Digitus impudicus - der "geile Finger"Stinkefinger tauchte schon in der Antike auf

Ein griechischer Stinkefinger erregt die deutschen Gemüter. Doch Yanis Varoufakis betreitet die obszöne Geste. Eine Fälschung wäre allerdings ein Novum in der langen "Stinkefinger"-Historie - deren Wurzeln in Griechenland zu finden sind.
Hat Yanis Varoufakis Deutschland den "Stinkefinger" gezeigt oder hat er nicht? In der Talksendung "Günther Jauch" bestritt Varoufakis vehement die obszöne Geste und nannte ein entsprechendes Video eine Fälschung. Jauchs Redaktion sieht dafür aber bisher keine Anzeichen. In der "Stinkefinger"-Historie vieler Prominenter wäre eine Fälschung ein Novum - bislang ließ sich der Finger nicht wegdiskutieren.
Das Phänomen des "Stinkefingers" tauchte schon in der ausgehenden Antike auf. Ursprünglich trugen Ärzte Salben mit dem längsten der Finger, also dem Mittelfinger auf, weil sie damit am tiefsten in Körperöffnungen eindringen konnten. Doch der Mittelfinger galt zunehmend als obszön. Er wurde deshalb als der digitus impudicus, der schamlose Finger, bezeichnet. Ärzte gingen dazu über, Salbe mit dem Zeigefinger aufzutragen.
Der Grund für dieses obszöne Empfinden war auch, dass der längste Finger als Phallussymbol angesehen wurde. Schon vor den Römern sprachen daher die Griechen vom Mittelfinger als "dem geilen" Finger. Der Philosoph Diogenes Laertios streckte etwa in diesem Bewusstsein dem berühmten Athener Redner Demosthenes zu dessen Bloßstellung den Mittelfinger entgegen.

Von Effenberg bis Steinbrück

Belegbar ist, dass die erst in der neueren Zeit als "Stinkefinger" bezeichnete Geste sich ab den 1960er Jahren als Beleidigungsgeste ausbreitete. US-Sänger Johnny Cash zeigte bei seinem legendären Auftritt im Gefängnis von San Quentin 1969 die Geste in die Kamera, das Bild davon wurde weit verbreitet.
In Deutschland sorgte 1994 Fußballer-Nationalspieler Stefan Effenberg für einen Skandal, er musste wegen des gegen Fans gerichteten "Stinkefingers" vorzeitig von der Weltmeisterschaft in den USA nach Hause reisen. Der eigentlich als Gentleman geltende Fußballtrainer Ottmar Hitzfeld wurde 2012 für zwei Spiele als Schweizer Nationaltrainer gesperrt, weil er in einem WM-Qualifikationsspiel die Geste zeigte.
Einer der bekanntesten Fälle der jüngeren Zeit ist der von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück im vergangenen Bundestagswahlkampf. Steinbrück zeigte auf der Titelseite des Magazins der "Süddeutschen Zeitung" den "Stinkefinger", er reagierte damit auf die Kritik an seinem an Pannen reichen Wahlkampf. Das Echo fiel massiv und negativ aus. Ursprünglich verteidigte Steinbrück die Geste, im Rückblick bezeichnete er sie als Fehler.
Quelle: n-tv.de , Ralf Isermann, sid

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