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Dienstag, 16. Juni 2015

Bundesbank-Präsident Weidmann verteidigt das Bargeld In einer Welt ohne Bargeld könne Geldpolitik besser wirken, sagen Kritiker. Der Bundesbank-Präsident widerspricht. Er hält nichts davon, das Bargeld abzuschaffen.


Bundesbank-PräsidentWeidmann verteidigt das Bargeld

In einer Welt ohne Bargeld könne Geldpolitik besser wirken, sagen Kritiker. Der Bundesbank-Präsident widerspricht. Er hält nichts davon, das Bargeld abzuschaffen.

© DPAVergrößern„Kühne Akrobatik“: Bundesbank-Präsident Jens Weidmann
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat sich dafür ausgesprochen, dass Bargeld trotz technischer Innovationen und Digitalisierung auch weiterhin eine wichtige Funktion im Zahlungsverkehr spielen sollte. „Die Bundesbank hält nichts davon, das Bargeld abzuschaffen“, sagte Weidmann am Montag im Frankfurt bei dem alle zwei Jahre stattfinden Zahlungsverkehrssymposium der Notenbank. Zum einen solle jeder Bürger weiterhin so bezahlen können, wie er will – „ also bar oder unbar“, argumentierte Weidmann. Zum anderen würden geldpolitische Gründe, die gegen das Festhalten am Bargeld vorgebracht werden, „auf tönernen Füßen stehen“.
Mit seiner zweiten Begründung griff Weidmann das von Bargeld-Kritikern zuletzt häufig vorgebrachte Argument auf, in einer Welt ohne Bargeld könne Geldpolitik besser wirken. Dahinter verbirgt sich der Gedanke, dass Sparer auf Negativzinsen der Zentral- und Geschäftsbanken reagieren, indem sie ihr Geld von Konten abziehen und in Form von Bargeld halten. Gäbe es kein Bargeld, würden die Negativzinsen direkt auf die Konten der Sparer durchschlagen. Weil sie ihr Geld nicht einfach abheben können, würden sie stattdessen mehr konsumieren und investieren – und so das Wirtschaftswachstum stimulieren.
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Weidmann widersprach dieser Argumentation scharf. Zum einen würde ein moderater Negativzins nicht zwangsläufig zu einer „Flucht in Bargeld führen“. Zum anderen – und das sei von viel größerer Bedeutung – gehe die Diskussion am „eigentlichen Problem“ vorbei. Die Leit- und Kapitalmarktzinsen seien wegen der verhaltenen Wachstumsaussichten „und einem auf absehbare Zeit gedämpften Inflationsdruck“ auf niedrigem Niveau. Die expansive Geldpolitik der Zentralbanken sei als Reaktion darauf zu verstehen. Die wichtigste Aufgabe bestehe also darin, die Ursache für die Wachstumsschwäche im Euroraum anzugehen. „Wenn also die Wachstumsschwäche den Kern des Problems darstellt, dann gilt es, diese Schwäche zu überwinden, anstatt kühne Akrobatik in der Form zu betreiben, das Bargeld abschaffen zu wollen, damit die Geldpolitik noch expansiver wirken und langfristige Strukturprobleme kurzfristig mit billigem Geld überdecken kann“, sagte Weidmann.

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