Das zweite Griechenland-Hilfspaket ist auf den Weg gebracht. Die Euro-Staaten gaben insgesamt 130 Milliarden Euro an Kredithilfen und Garantien frei, der Internationale Währungsfonds bewilligte weitere 34 Milliarden Euro. Zuvor hatten sich die privaten Gläubiger zur Teilnahme an einem Schuldenschnitt bereit erklärt, der die griechische Staatsschuld um über 100 Milliarden Euro reduzieren soll.
Lee Buchheit
In den vergangenen Wochen hatten knapp 86 Prozent der privaten Gläubiger der Umschuldung ihrer griechischen Anleihen mit einem Volumen von 177 Milliarden Euro zugestimmt. Die restlichen Gläubiger können nun durch nachträglich in die Anleihebedingungen aufgenommene Collective Action Clauses (CAC) zur Teilnahme am Schuldenschnitt gezwungen werden. Eine entsprechende Regelung hatte das griechische Parlament Anfang des Jahres beschlossen.
Ein Großteil der betroffenen Banken, Versicherungen, Fonds und Assetmanager nahm an den Verhandlungen über ein Steuerungskomitee teil, das von Vertretern des internationalen Bankenverbands Institute of International Finance (IIF) geleitet wurde. Betroffen waren nur nach griechischem Recht begebene Anleihen. Staatspapiere im Wert von weiteren 30 Milliarden Euro stehen unter britischem Recht.
Durch den Umtausch verzichten die Gläubiger auf 53,5 Prozent ihrer Forderungen. Für den verbliebenen Nominalwert erhalten die Anleger neue Anleihen nach britischem Recht mit geänderten Konditionen. Den Anleihentausch wickeln die Deutsche Bank und HSBC als Closing Agents ab. Ein Teil der Anleihen wird vom Rettungsfonds EFSF (European Financial Stability Facility) emittiert. Gesellschafter dieser Fazilität sind die Mitgliedsländer des Euro-Währungsgebiets. Der EFSF wurde im Juni 2010 im Rahmen Euro-Rettungsschirms gegründet, er kann bei Bedarf Kredite an Mitgliedsstaaten vergeben.
Yannis Manuelides
Die größten Verluste im Kreis der deutschen Gläubiger muss nach Medienberichten FMS Wertmanagement hinnehmen, die Bad Bank der Hypo Real Estate, die rund 8,2 Milliarden Euro in griechischen Staatspapieren und Anleihen von Staatsunternehmen hält. Die Commerzbank-Tochter Eurohypo hat Presseberichten zufolge nominell etwa drei Milliarden Euro in Griechenland angelegt. Zu den größten deutschen Gläubigern zählen außerdem die Deutsche Bank, Munich Re, Allianz, DZ Bank und die Bad Bank der WestLB, die als Erste Abwicklungsanstalt firmiert. Die erweiterte Rechtsaufsicht über die beiden Abwicklungsbanken hat der bundeseigene Rettungsfonds FMSA/SoFFin.
Berater Staat Griechenland
Cleary Gottlieb Steen & Hamilton (New York): Lee Buchheit (Federführung; International Finance), Andrew Shutter (Corporate/Finance), David Sabel (Public Finance), Simon Ovenden (Kapitalmarktrecht), Richard Sultman (Steuerrecht; alle London), Andrés de la Cruz (International Finance; Buenos Aires), Dr. Werner Meier (Finanzierung/Restrukturierung), Dr. Gabriele Apfelbacher (Bank- und Finanzrecht; beide Frankfurt), Giuseppe Scassellati-Sforzolini (Finanzrecht/M&A), Vania Petrella (Steuerrecht; beide Rom), Barthélemy Faye (Corporate/Finance; Paris), Christoph Schauenberg (Finanzierung/Restrukturierung), Michael Kern (Restrukturierung/Insolvenz; beide Frankfurt), Claudio di Falco (Corporate/Finance, Rom); Associates: Mihalis Gousgonis (Kartellrecht; Brüssel), Ioannis Thanos (Köln), Matthew Czyzyk, Jim Ho (beide Kapitalmarktrecht), Vanessa Tisci (alle London), Emily Bretas Romano (Rom; beide Corporate/Finance)
Karatzas & Partners (Athen): keine Nennungen – aus dem Markt bekannt
Berater EFSF
Clifford Chance (Paris): keine Nennungen – aus dem Markt bekannt
Berater EZB
Inhouse (Frankfurt): keine Nennungen – aus dem Markt bekannt
Berater IWF
Inhouse (Washington): keine Nennungen – aus dem Markt bekannt
Berater Bundesfinanzministerium
Inhouse (Berlin): keine Nennungen – aus dem Markt bekannt
zu CAC-Klauseln:
Freshfields Bruckhaus Deringer (Frankfurt): Dr. Gunnar Schuster, Dr. Klaus Albert Bauer (beide Bank- und Finanzrecht) – aus dem Markt bekannt
Berater Steering Committee Privatgläubiger
Allen & Overy (London): Yannis Manuelides (Finance), Katrina Buckley (Restrukturierung/Insolvenz), Matthew Hartley (Kapitalmarktrecht), Philip Wood (International Finance)
White & Case (London): Ian Clark, Michael Doran, Mark Glengarry, Gavin McLean (alle Bank- und Kapitalmarktrecht)
Koutalidis (Athen): Nikos Salakas (Finance/M&A)
Berater Deutsche Bank und HSBC
Linklaters (London): Elaine Keats, Carson Welsh (beide Kapitalmarktrecht)
Berater FMS Wertmanagement
Inhouse (München): Dr. Peter Schad (Leiter Recht) – aus dem Markt bekannt
Berater Commerzbank/Eurohypo
Inhouse (Frankfurt): Gerd Herrlich, Norbert Haun, Heike Hauser
Berater Erste Abwicklungsanstalt
Inhouse (Düsseldorf): Dr. Tobias Tillmann
Berater SoFFin
Inhouse (Frankfurt): Bernd Giersberg (Leiter Recht) – aus dem Markt bekannt
Hintergrund: Dass der griechische Staat beim Schuldenschnitt auf Cleary Gottlieb setzt, ist seit Sommer 2011 bekannt und überraschte Marktbeobachter nicht. Cleary-Partner Buchheit ist seit Jahrzehnten eine der zentralen Figuren weltweit, wenn es um die Restrukturierung von Staatsschulden geht. Teams unter seiner Leitung haben zu diesem Thema mehr als 30 Staaten beraten, aktuell ist die Kanzlei unter anderem für die Regierungen von Island, Irak und Argentinien tätig. Für Griechenland waren Cleary-Anwälte aus acht Jurisdiktionen im Einsatz, vor Ort arbeitete die Kanzlei mit der Athener Sozietät Karatzas zusammen.
Clifford als EFSF-Beraterin der ersten Stunde
Clifford Chance berät den EFSF schon seit dessen Gründung (
mehr…), vornehmlich aus dem Pariser Büro heraus, so nach Marktinformationen auch zum aktuellen Schuldenschnitt. Die Kanzlei hatte den EFSF schon früher zu griechischen Staatsanleihen beraten und war von der Zweckgesellschaft auch schon in die Beratung zu Staatsanleihen zur Finanzierung des Hilfsprogramms für Portugal Mitte 2011 einbezogen worden. Auch als es um irische Staatsanleihen ging, beriet Clifford den EFSF. Die Europäische Zentralbank verzichtete laut Beobachtern auf externe Berater.
Allen & Overy stand bereits bei den ersten Anleihen des EFSF an der Seite der Banken. Seinerzeit war der Pariser A&O-Partner Dan Lauder tätig. Das Steering Committee der privaten Gläubiger setzte nun auf die Londoner Finanzrechts- und Kapitalmarktspezialisten der Kanzlei, ließ sich parallel von einem White & Case-Team beraten und mandatierte zusätzlich vor Ort die griechische Sozietät Koutalidis.
Ob FMS und EAA auch externe Berater mandatiert hatten, wurde bis Redaktionsschluss nicht bekannt. Der SoFFin als erweiterte Rechtsaufsicht der Bad Banks operierte, soweit bekannt, ausschließlich mit Inhouse-Kapazitäten.
Deutsche Institute setzen auf Freshfields, Clifford, White & Case sowie Hengeler
Einige Vorstände und Aufsichtsräte der am Schuldenschnitt beteiligten deutschen Institute ließen sich dem Vernehmen nach dagegen extern beraten; auch hier waren Beobachtern zufolge unter anderem Freshfields, White & Case und Clifford sowie Hengeler Mueller im Einsatz.
Clifford war 2009 bereits bei der Rettung der Hypo Real Estate, die in puncto Organhaftung ähnliche Fragen aufwarf wie der aktuelle Schuldenschnitt, für den Verband öffentlicher Banken tätig. Die Deutsche Bank, die nach Medienberichten noch griechische Schuldtitel über rund 1,5 Milliarden Euro hält, ließ sich damals von Hengeler Mueller beraten. White & Case verfügt über gute Kontakte zum Gesamtverband deutscher Versicherungsunternehmen (GDV), der sich im Zusammenhang mit der HRE-Rettung vom Berliner Partner Dr. Henning Berger hatte beraten lassen.
Die Freshfields-Finanzrechtler um Dr. Gunnar Schuster zählen seit Beginn der Subprime-Krise zu den zentralen Beratern der Bundesregierung und berieten das Finanzministerium dem Vernehmen nach im Vorfeld des Anleihentauschs zu Einzelfragen. (Tanja Podolski, Norbert Parzinger)