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Sonntag, 21. Oktober 2012

Klaus Regling, der Chef des europäischen Rettungsschirms, spricht im Interview über den Erfolg von Hilfsprogrammen, die Angst vor der Inflation und das Zerrbild des ESM in Deutschland.


NTERVIEW MIT ESM-CHEF REGLING„Geld allein löst die Probleme nicht“

Klaus Regling, der Chef des europäischen Rettungsschirms, spricht im Interview über den Erfolg von Hilfsprogrammen, die Angst vor der Inflation und das Zerrbild des ESM in Deutschland.
Klaus Regling ist der Chef des europäischen Rettungsschirms ESM. Quelle: Reuters
Klaus Regling ist der Chef des europäischen Rettungsschirms ESM.Quelle: Reuters
Herr Regling, diese Woche hat der Rettungsfonds ESM mit Ihnen als Chef den Betrieb aufgenommen. Beenden Sie die Krise?
Klaus Regling: Geld alleine löst die Probleme nicht. Auf nationaler Ebene müssen Reformen umgesetzt, auf europäischer Ebene muss die Abstimmung der Wirtschaftspolitik verbessert werden, und auf beiden Ebenen ist schon viel passiert. Aber es sind eben auch Finanzhilfen nötig. Sie verschaffen uns die Zeit, die für die Umsetzung der nötigen Reformen nötig ist.
Wie meinen Sie das?
Finanzkrisen haben immer ein ähnliches Muster: Es läuft etwas schief in der Wirtschaftspolitik eines Landes, und die Investoren bemerken zuerst nichts. Irgendwann merken es alle auf einmal, und es droht die Staatspleite, weil niemand diesem Land mehr Geld leihen will.

GESCHICHTE DES ESMDer ungeliebte Mega-Rettungsschirm

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Würde die Wirtschaft saniert, flösse wieder Geld. Warum muss der Steuerzahler ran?
Weil es dauert, bis die Märkte Reformfortschritte honorieren. Auch das wissen wir aus Erfahrung. Deshalb wurde auf globaler Ebene als Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise der Internationale Währungsfonds (IWF) gegründet. Er greift ein und erleichtert damit die Anpassungsphase. Es gab in seiner Geschichte Hunderte Hilfsprogramme. Nahezu alle diese Programme haben funktioniert. Etwas Ähnliches machen wir jetzt in Europa.
Besteht nicht die Gefahr, dass niemand mehr reformiert, wenn Sie zu viel Geld verteilen?
Deshalb knüpfen die Euro-Staaten und der IWF die Kredite an Auflagen und kontrollieren alle drei Monate, ob diese Auflagen eingehalten werden. Wenn das nicht der Fall ist, gibt es kein Geld. Ich glaube, dass in Deutschland manchmal ein Zerrbild der Lage gezeichnet wird. Es ist schlicht falsch, dass es keine Fortschritte gibt. Sehen Sie sich um in Irland, in Spanien oder in Portugal: Die Wettbewerbsfähigkeit steigt, das Staatsdefizit geht zurück. Selbst Griechenland verzeichnet erstmals seit Mai 2010 einen kleinen Leistungsbilanzüberschuss.
Sie sprechen auf der ganzen Welt mit Investoren. Wie sehen diese die Lage in Europa?
Ich war vor drei Wochen in Asien, und viele Investoren haben mir gesagt, dass sie weniger pessimistisch sind als noch vor einem halben Jahr. Es setzt sich allmählich die Erkenntnis durch, dass auf nationaler Ebene viel geschehen ist und wir auf europäischer Ebene über neue Instrumente verfügen. Es bleibt noch viel zu tun, aber die Stimmung hat sich ganz klar verbessert.
Die Menschen in den betroffenen Ländern leiden trotzdem. Sind die Auflagen zu hart?
In der Tat steigt die Arbeitslosigkeit, und die Einkommen sinken. Für die betroffenen Menschen ist es hart. Aber dazu gibt es leider keine Alternative.
Man muss mit den sozialen Folgen leben?
Wenn diesen Ländern nicht geholfen würde, müssten sie sich noch viel rasanter anpassen. Das wäre für die Bevölkerung noch härter. Es gibt unterschiedliche Wege, den Haushalt zu sanieren, deshalb haben die einzelnen Staaten politische Spielräume, die sie nutzen können. Aber saniert werden muss – so oder so



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