KreditausfallversicherungenArgentiniens Gläubiger können auf Geld hoffen
Nun stuft auch der Derivateverband ISDA die Vorgänge um Argentinien als Zahlungsausfall ein. Wer sich mit Kreditausfallversicherungen dagegen abgesichert hatte, könnte nun Geld ausgezahlt bekommen.
02.08.2014
Nach den Ratingagenturen Standard & Poor`s und Fitch hat nun auch der Derivateverband ISDA die Vorgänge um Argentinien als Zahlungsausfall eingestuft. Da Argentinien die Zinsen auf seine Anleihen nicht zahlen konnte, sei es zu einem „Kredit-Ereignis“ gekommen, entschied die ISDA am Freitag. Damit können Besitzer von argentinischen Staatsanleihen, die sich mit Kreditausfallversicherungen - sogenannten Credit Default Swaps (CDS) - gegen einen Ausfall versichert hatten, auf Auszahlungen in Höhe von 1 Milliarde Dollar hoffen.
Argentiniens Schulden-Chronik
23.12.2001: Argentiniens siebte Pleite
Argentinien erklärt sich zahlungsunfähig. Die Staatspleite über 102 Milliarden Dollar ist die bislang größte der zeitgenössischen Geschichte und die siebte in Argentiniens Geschichte seit der Unabhängigkeit. Die vorangegangenen waren in den Jahren 1827, 1890, 1951, 1956, 1982 und 1989.
3.3.2005: Die erste Umschuldung
3.1.2006: Der IWF bekommt sein ganzes Geld
2.9.2008: Argentinien verspricht den Staaten Geld
ab Oktober 2012: Argentinien muss an Hedgefonds zahlen
29.5.2014: Die Staaten bekommen ihr Geld - bald
16.6.2014: Argentinien verliert die Berufung gegen die Hedgefonds
30.6.2014: Argentinien versucht, an die anderen Gläubiger zu zahlen
29./30.7.2014: Verhandlungen scheitern
Die Entscheidung der ISDA erfolgte auf eine entsprechende Anfrage der UBS AG, nachdem die Regierung am 30. Juli eine Frist zur Zahlung von 539 Millionen Dollar an Zinsen verpasst hatte. Am Mittwoch war das Land in die Staatspleite gerutscht. Nun ist Argentinien offenbar die erste Nation seit Griechenland im Jahr 2012, die Ausfall-Swaps auslöst.
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Beobachter halten den Fall allerdings für kompliziert. Denn Argentinien hat die erforderliche Zahlung an die zuständige Bank of New York Mellon Corp. vorgenommen. Ein amerikanischer Richter untersagte der Bank allerdings die Weiterleitung der Gelder, solange das Land seinen Streit mit den Hedgefonds unter der Führung von Elliott Management Corp. nicht beigelegt hat. Sie hatten die Schulden des Landes nach der Pleite im Jahr 2001 günstig aufgekauft und fordern nun den vollen Kreditbetrag in Höhe von 1,33 Milliarden Dollar plus Zinsen zurück.
Die argentinische Präsidentin Cristina Fernández Kirchner und weitere argentinische Politiker sehen ihre Verpflichtungen erfüllt und bestreiten, dass Argentinien zahlungsunfähig sei. Der argentinische Kabinettschef Jorge Capitanich sprach sogar von einer „absurden Lüge“.
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