Finanzplatz Schweiz
Die Bank Hottinger – ein Opfer des Strukturwandels
Die Finanzmarktaufsicht Finma hat über die Privatbank Hottinger den Konkurs eröffnet. Der Fall zeigt exemplarisch, wie der Strukturwandel Banken treffen kann.
Exemplarisch zeigt der Fall der Schweizer Privatbank Hottinger, wie der Wandel der Vermögensverwaltung ein Finanzinstitut im schlimmsten Fall überrollt. Da die Bank, deren Geschichte bis ins Jahr 1786 zurückreicht, ihre Probleme nicht mehr aus eigener Kraft lösen konnte, hat die Finanzmarktaufsicht Finma den Konkurs über sie eröffnet. Operativ stand Hottinger seit einiger Zeit auf schwachen Beinen. Probleme in der Informatik und ein steigender Aufwand, etwa für Compliance, führten zu höheren Kosten. Gleichzeitig standen die Einnahmen unter Druck. Hinzu kamen ungelöste Rechtsfälle, die Rückstellungen nach sich zogen.
All das hatte zur Folge, dass Hottinger das vorgeschriebene Mindestkapital nicht mehr aufwies. Vertreter der Finma betonen jedoch, dass das Scheitern des Instituts, das noch 1500 Kunden und 50 Angestellte hatte, direkt nichts mit dem US-Programm zu Beilegung des Steuerstreits zu tun hat.
Jüngst hat die Bankleitung mehrmals versucht, das Unternehmen wieder auf ein festes Fundament zu stellen. Im Sommer 2014 führte man eine Kapitalerhöhung von 7,5 Mio. Fr. durch. Diese Massnahme reichte aber nicht, und zusätzliches Kapital konnte in den vergangenen Monaten nicht beschafft werden. Im Zuge der Turbulenzen kam es auch zu mehreren Wechseln in der Firmenleitung. Verwaltungsratspräsident ist seit zwei Jahren Jean-Claude Roch, der in der Westschweiz diversen Aufsichtsgremien angehört. Gemäss einer Meldung der Wirtschaftszeitung «L'Agefi» im Februar dieses Jahres befinden sich 90% des Aktienkapitals in Familienbesitz. Paul Hottinger ist Mitglied des Verwaltungsrats, zwei Vertreter der Familie üben Managementfunktionen aus.
Es kommt selten vor, dass die Finma über eine Bank den Konkurs eröffnet. 2014 traf diese Massnahme die Schweizer Tochterfirma der portugiesischen Gruppe Espírito Santo. Vor drei Jahren ging die Aufsicht gegen eine slowakische Bank vor (J+T Bank), 2009 gegen den Schweizer Ableger von Lehman Brothers. Laut der Finma sind die Kundenguthaben bei Hottinger bis 100 000 Fr. durch Aktiven gedeckt. Die Einlagensicherung kommt somit nicht zum Zug.
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