Marineschiff in Ghana festgesetzt Gläubiger Argentiniens werden ungemütlich
11.10.2012 ·
Das Ausbildungsschiff der argentinischen Marine bleibt in Ghana
festgesetzt. Ein Richter hat den Einspruch der Regierung zurückgewiesen.
Altgläubiger versuchen nun ihre Milliardenforderungen einzutreiben.
Von
Carl Moses, Buenos Aires
Argentinien hat ein kniffliges Problem
mit aufrührigen Gläubigern. Das Segelschulschiff der argentinischen
Marine, „Libertad“, bleibt auf Antrag eines amerikanischen Hedgefonds in
Ghana festgesetzt. Die Fondsgesellschaft Elliot Capital Management
Fund, die aus dem argentinischen Staatsbankrott aus dem Jahr 2002
offenstehende Forderungen von 280 Millionen Dollar gegenüber Argentinien
geltend macht, hatte Anfang dieses Monats bei einem ghanaischen Gericht
die Beschlagnahmung des argentinischen Gegenstücks des deutschen
Segelschulschiffs Gorch Fock erreicht (F.A.Z. vom 5. Oktober). Seit zehn
Tagen sitzt nun der Stolz der argentinischen Marine mit rund 200 Mann
Besatzung im Hafen Tema nahe der ghanaischen Hauptstadt Accra fest. Der
von dem amerikanischen Milliardär Paul Singer geführte Fonds will auf
diese Weise die volle Bezahlung seiner Ansprüche durchsetzen.
Nach
der bisher größten Staatspleite hatte Argentinien in mehreren
Umschuldungsrunden 93 Prozent der Gläubiger von rund 100 Milliarden
Dollar Anleiheschulden zu einem Verzicht auf bis zu 70 Prozent ihrer
Forderungen bewegen können. Zahlreiche Gläubiger, die diesen Verzicht
ablehnten, haben Argentinien vor internationalen Gerichten indes auf
volle Zahlung verklagt und entsprechende Urteile erlangt. Allein vor
amerikanischen und britischen Gerichten sollen Gläubiger Zahlungsbefehle
über 1,6 Milliarden Dollar gegen Argentinien erstritten haben.„Listiger Angriff der Geierfonds spekulativer Finanzinvestoren“
Das argentinische Außenministerium nannte die Pfändung des imposanten Dreimasters einen „listigen Angriff der Geierfonds spekulativer Finanzinvestoren“, die Argentiniens notleidende Anleihen zu einem Bruchteil des Nennwerts aufgekauft hätten und nun „Wuchergewinne“ einfahren wollten. Die Beschlagnahmung des Marineschiffes sei ein Verstoß gegen die Wiener Konvention über diplomatische Immunität. Doch der ghanaische Richter Richard Adjei Frimpong wies am Donnerstag einen Einspruch der argentinischen Regierung zurück, nachdem diese sich geweigert hatte, 20 Millionen Dollar Kaution für die Freigabe des Schiffes zu hinterlegen.Probleme dieser Art sind für Argentinien nicht neu. Auch in Deutschland lauern hartnäckige Gläubiger. Vor Jahren hatte der damalige Staatspräsident Néstor Kirchner einen Besuch in Deutschland abgesagt, weil er die Pfändung des Regierungsflugzeugs Tango 01 fürchtete. Als Gastland der Frankfurter Buchmesse musste sich Argentinien im Jahr 2010 durch ein Privatunternehmen vertreten lassen, um den deutschen Gerichtsvollziehern zu entgehen.
Quelle: F.A.Z.
http://www.faz.net/aktuell/finanzen/fonds-mehr/marineschiff-in-ghana-festgesetzt-glaeubiger-argentiniens-werden-ungemuetlich-11922372.html
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