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Sonntag, 8. Dezember 2013

Diese Griechen-Anleihe vergleicht sich ansatzweise mit der dritte Rede-Anleihe. Die zahlt bis 2024 jährlich 4,765% Zinsen von mindestens 50.000 € Nennwert; ISIN: PTCPEJOM0004. Der Kurs ist seit Mai 2013 von 77% auf 68% gefallen. Das bedeutet 7% laufende Rendite und knapp 10% Effektivrendite, wenn in elf Jahren 100% zurückgezahlt werden


Anleihen
Politische Termine und Rendite-Rechnungen
 


von Oskar Herbert

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Düsseldorf, 05.12.2013: Am 1.01.2014 wird nicht der Bock zum Gärtner gemacht! Griechenlands Ministerpräsident Adonis Samaras übernimmt die Ratspräsidentschaft der Europäischen Gemeinschaft EU. Der Republik Griechenland werden von verschiedenen Seiten anerkennenswerte Fortschritte bei der Bewältigung der Staatsschuldenkrise und der Sicherung der bereits beschnittenen Anleihen bescheinigt.

Diese Fortschritte reichen allerdings - selbst nach offizieller Aussage - nur für zwei Jahre. 2016 braucht Griechenland nach heutigen Hochrechnungen weitere Hilfsmilliarden, um seinen Verpflichtungen gegenüber Anleihegläubigern und anderen Schuldnern nachkommen zu können. Dann sind die sechs Monate längst abgelaufen, die Griechenland nun turnusmäßig an der Spitze Europas stehen wird. Dann ist auch die Europawahl am 25.05.2014 gelaufen. Die Pause wird dann vorbei sein, die Europas Top-Schuldner an Europas politischer Top-Position zugestanden bekommt.

Weitere Stellungnahmen lassen darauf schließen, dass die (Anleihen)-Gläubiger anderer europäischer Schuldnerstaaten ebenfalls erst mal sicher sein können vor Abstrichen an Zinskupons und Nennwerten der Anleihen; z.B. aus ItalienSpanien oder Portugal.

Ruhe für Italien-Anleihen

Im Zusammenhang mit der Zypern-Krise, die im Frühjahr 2013 hochkochte, war diskutiert worden, ob man den Schuldenländern die Mitwirkungsrechte in der EU aberkennen sollte. Dann wäre Adonis Samaras der Aufstieg auf Europas politischen Top-Posten verschlossen geblieben. Die Glaubwürdigkeit beim Bürger und beim Gläubiger der Euro-Anleihen hätte das vermutlich erhöht. Gegen die Interessen von Spanien, Italien und Frankreich war das jedoch nicht durchzusetzen. Die drei Früh- und Großmitglieder der EU würden selbst Gefahr laufen, ihre Mitwirkungsrechte in Brüssel zu verlieren. Nach dem Griechen Samaras wird am 1.7.2014 Italiens Ministerpräsident an die Spitze der Europäischen Union treten; wer immer das dann auch sein mag. Gläubiger italienischer Anleihen lässt das erst mal auf mindestens zwölf Monate Ruhe hoffen.

Ein Primär-Überschuss ist kein Sicherheits-Primat

Statt Verschärfungen werden nun Erleichterungen praktiziert: Zufrieden gibt sich die Politik einstweilen schon, wenn Staatshaushalte sog. Primär-Überschüsse aufweisen. Bei der Berechnung dieser Überschüsse werden Zinsaufwendungen und Tilgungsverpflichtungen für Staatsschulden nicht berücksichtigt. Es handelt sich also um einen sog. Roh-Überschuss. Er verschleiert die Tatsache, dass die Last der Staatsschulden selbst in Deutschland schon der drittgrößte Ausgabenposten ist - nach Arbeit und Sozialem, nach dem Verteidigungsetat und weit vor Verkehr, Bildung und Familien. Erst recht gilt das in Griechenland und die anderen Schuldenländern.

Rohgewinne und Risiken

Der Primär-Überschuss in Staatshaushalten ist so etwas wie das "Ebitda" in Gewinnrechnungen von Unternehmen; nämlich der Gewinn vor Zins- und Steuerzahlungen sowie vor Berücksichtigung von Abschreibungen. Soweit Unternehmen sich auf die Bekanntgabe des Roh-Überschusses "Ebitda" beschränken, befürchten Skeptiker immer gleich, dass netto keine Überschüsse, sprich Gewinne, erwirtschaftet wurden, sondern dass Verluste hinzunehmen waren, wenn alle Ausgaben und (nicht ausgabewirksamen) Aufwendungen wie Aschreibungen berücksichtigt sind. Verluste schwächen die Fähigkeiten, Zinsen und Tilgungen für Anleihen und sonstige Schulden (pünktlich) zu leisten.

Anleihen

Anleihen unter Beobachtung: Rede und Republik Portugal
Fast 4% Rendite für Quasi-Festgeld 


Im Falle der portugiesischen Eisenbahn Rede Ferroviária National fiel sogar der Rohgewinn "Ebitda" für 2010 und 2011 mit jeweils etwa 100 Mio. € negativ aus. Jüngere Zahlen sind auf der Informationsseite der in den jüngsten Jahren modernisierten Portugiesen-Bahn refer.pt/en nicht zu finden.

In einschlägigen Listen sind drei "Rede"-Anleihen zu finden: Die kürzeste wird schon 16.3.2015 zur Rückzahlung fällig; ISIN: XS0214446188. Für diese 4%-Anleihe werden inzwischen wieder Kurse von leicht über 100% verlangt.

Das Papier war vor zwei Jahren für kaum mehr als 30% oder 15.000 € für den Mindestnennwert von 50.000 € zu haben. Fast 4% Rendite für die kurze Laufzeit sind ein netter Festgeldzins.

Die Bonität der Anleihe ist mit einem Rating von "B1" bescheiden. Dennoch ist damit zu rechnen, dass der genesende Schuldenstaat Portugal, die Bahn nicht fallen lassen wird, sondern dafür sorgt, dass die insgesamt 600 Mio. € dieser Anleihe pünktlich an die Anleger zurückfließen.

Eine vergleichbare Anleihe der Republik Portugal bis 15.10.2015 bringt nur 3,35% Zinsen. Sie kostet ebenfalls etwas mehr als 100% für jede Nennwertdimension; ISIN: PTOTE3OE0017.

5,6% Rendite für 7 Jahre Portugal

Die zweite Rede-Anleihe läuft bis 2021; ISIN: PTCPEDOM0000. Das 4,25%-Papier zahlt am 13.12.2013 die Jahreszinsen. Es wird derzeit für knapp 80% von mindest 50.000 € Nennwert angeboten. Das entspricht einer laufenden Rendite von 5,3%. Portugals nächster Ratsvorsitz in der EU wird fast ein halbes Jahr vorbei sein, wenn die 500 Mio. € dieser Anleihe am 13.12.2021 zur Rückzahlung fällig werden.

Eine vergleichbare Portugal-Anleihe in 1.000-€-Stückelung kostet derzeit 89%; ISIN:PTOTEYOE0007. Der 3,85%-Kupon sichert eine Rendite, die mit 5,6% höher ist als die Rendite der Rede-Bahn. Und diese Staatsanleihe wird schon am 15.4.2021 fällig. Der Termin liegt voll in der nächsten Ratspräsidentschaft der Portugiesen. Die ist schon heute terminiert; turnusmäßig nach Deutschland. Unter diesen Umständen wird man finanziell nichts "anbrennen" lassen wollen; wenn auch erst in sieben Jahren.

Zum Vergleich: Die 2%-Griechen-Anleihe bis 2023 ist derzeit für 65% zu haben; ISIN:GR0128010676. Das sind 3% laufende Verzinsung und 18% Rendite, wenn 2023 tatsächlich 100% der Nennwerte zurückfließen. Diese Griechen-Anleihe vergleicht sich ansatzweise mit der dritte Rede-Anleihe. Die zahlt bis 2024 jährlich 4,765% Zinsen von mindestens 50.000 € Nennwert; ISIN: PTCPEJOM0004. Der Kurs ist seit Mai 2013 von 77% auf 68% gefallen. Das bedeutet 7% laufende Rendite und knapp 10% Effektivrendite, wenn in elf Jahren 100% zurückgezahlt werden.


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