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Donnerstag, 10. Juli 2014

Am portugiesischen Aktienmarkt gärt es. Seit Tagen befinden sich die Kurse auf Talfahrt, wobei sich das Tempo der Abwärtsbewegung noch beschleunigt. Die Investoren scheinen sich massiv aus dem Land zu verabschieden. Allein am Mittwochmittag verliert das Börsenbarometer PSI- 20 knapp 2 Prozent. Seit Wochenbeginn summiert sich das Minus auf 6,5 Prozent. Innerhalb eines Monats ist der Aktienmarkt damit um 1.000 Punkte oder 13 Prozent eingebrochen.

MäRKTE | MITTWOCH, 9. JULI 2014,
14:02 UHR
In Portugal wächst die
Angst vor dem nächsten
Crash
Von Michael Denzin und Steffen
Gosenheimer
Am portugiesischen Aktienmarkt
gärt es. Seit Tagen befinden sich
die Kurse auf Talfahrt, wobei sich
das Tempo der Abwärtsbewegung
noch beschleunigt. Die
Investoren scheinen sich massiv
aus dem Land zu verabschieden.
Allein am Mittwochmittag
verliert das Börsenbarometer PSI-
20 knapp 2 Prozent. Seit
Wochenbeginn summiert sich das
Minus auf 6,5 Prozent. Innerhalb
eines Monats ist der Aktienmarkt
damit um 1.000 Punkte oder 13
Prozent eingebrochen.
Reuters
Eine Filiale der Banco Espirito Santo in
Lissabon.
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10.7.2014 In Portugal wächst die Angst vor dem nächsten Crash - WSJ.de
http://www.wsj.de/article/SB10001424052702304518104580018863183573700.html 2/6
Kräftig nach oben geht es
gleichzeitig mit den Renditen auf
Staatsanleihen Portugals und
anderer Länder in Südeuropa. Die
Rendite von portugiesischen
Anleihen mit zehn Jahren
Laufzeit ist inzwischen in der
Spitze auf 3,91 Prozent gestiegen
und damit fast den höchsten
Stand seit Mai. Auch in Spanien
und Italien ziehen die
Staatsanleihe-Renditen deutlich
an, da die Sorge vor einer
Ausbreitung der Krise besteht.
„Die Querverflechtungen der
Unternehmen sind teils schwer
durchschaubar, vor allem die
kurzfristige Kreditgewährung
untereinander", sagt ein Händler.
Daher bestehe nun die Angst vor
einer Ansteckung oder dass sich
derartige Fälle auch bei anderen
Unternehmen in Südeuropa
wiederholen könnten: „Da
kommen leichte Erinnerungen an
Fälle wie Bear Stearns und USGeldmarktfonds
auf, die nicht mit
Papieren erster Qualität gefüllt
waren."
Hintergrund der Kapitalflucht ist
offenbar ein umstrittenes
Milliarden-Engagement von
Portugal Telecom in eine
Tochtergesellschaft von Espirito
Santo International , zu der auch
die Banco Espirito Santo gehört.
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Portugal Telecom hatte 1,22
Milliarden Dollar in
Geldmarktpapiere dieser
Gesellschaft, Rioforte, investiert,
die am 15. Juli fällig werden und
höchstwahrscheinlich nicht
bedient werden können. Eine von
der portugiesischen Notenbank
vorgenommen Untersuchung
hatte ergeben, dass das
Unternehmen in einer
„ernsthaften finanziellen
Verfassung" ist.
Verkompliziert wird der Vorgang
dadurch, dass Portugal Telecom
gerade mit der brasilianischen Oi
fusioniert. Oi war von diesem
Investment nichts bekannt. Ein
Großaktionär von Oi ist die
brasilianische Entwicklungsbank
BNDES. Sie fühlt sich nun auf
den Plan gerufen und rügt das
Investment als „unvereinbar mit
den minimalen Regeln einer
guten Corporate Governance".
Konkret Sorgen bereitet nun ein
Restrukturierungsplan von ESI,
der in den kommenden Tagen
vorgestellt werden soll. Die
Analysten der BNP Paribas
weisen darauf hin, dass ein
Schuldenschnitt dabei vermieden
werden soll. Allerdings dürfte es
zu einer Verlängerung der
Anleihelaufzeit oder zu einem
Debt-to-Equity-Swap kommen,
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also zu einem Tausch von
Schulden gegen Aktien. Anleger
wie Portugal Telecom würden
damit nicht die gewünschte
Rückzahlung ihrer Kredite
erhalten, so die Befürchtung am
Markt.
„Unserer Ansicht nach besteht die
Wahrscheinlichkeit, dass
Portugal Telecom dieses
Investment verlieren kann, ...,
angesichts der finanziellen
Schwäche der Espirito-Santo-
Gruppe", warnt die Rating-
Agentur Standard & Poor's.
Am portugiesischen Finanzmarkt
geht nun offenbar die Angst, dass
angesichts der diversen
Verflechtungen bei dem
Schuldenschnitt in letzter
Konsequenz auch der Staat mit
involviert sein könnte, mithin ein
Milliardenloch drohen könnte.
Außerdem sorgt für
Verunsicherung, dass auch bei
anderen Instituten der Region
ähnliche Probleme lauern
könnten.
Somit erklären sich
Marktbeobachter zumindest den
Renditeanstieg auch von
Anleihen aus Spanien und Italien
in den vergangenen Tagen. So
liegt die Zehnjahresrendite
Italiens beispielsweise
inzwischen wieder bei fast 2,9
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Prozent, nachdem es zu
Monatsbeginn noch gut 2,70
Prozent waren. Die Zinsen
Spaniens sind in der gleichen Zeit
von 2,64 auf 2,76 Prozent
gestiegen.
Der Kurs der Aktie von Portugal
Telecom verliert am Mittwoch
deutlich. In den vergangene
beiden Wochen beläuft sich das
Minus schonauf rund ein Drittel.
Banco Espirito Santo verlieren
fast 10 Prozent, das sind 25
Prozent weniger als noch zum
Ende der Vorwoche.
Auch Oi leidet immer stärker
unter der Entwicklung. Die
Ratingagentur S&P hat die Aktien
deswegen auf die Liste für
mögliche Abstufungen mit dem
Kreditausblick „negativ" gesetzt.
Mit dem Zusammengehen mit
Portugal Telecom werde sich
auch der Verschuldungsgrad von
Oi verschlechtern. In New York
ist der Kurs von Oi von knapp 2
Dollar im Jahreshoch bereits auf
0,74 Dollar abgerutscht.
Die Sorge vor möglichen
Kreditausfällen oder
Ansteckungsgefahren hinterlässt
derweil auch ihre Spuren am
Markt für
Kreditausfallversicherungen. So
verteuern sich beispielsweise die
Kreditversicherungen auf die
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Banco Comercial Portugues um
knapp 19 Prozent, die der
spanischen Santander um 15
Prozent. Für die Staatsanleihen
Spaniens und Portugals steigen
sie um bis zu 8 Prozent.
Kontakt :
michael.denzin@wsj.com und
steffen.gosenheimer@wsj.com

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