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Donnerstag, 14. August 2014

"Private Lösung" vom Tisch Rettungsversuch für Argentinien gescheitert

"Für die Souveränität" steht auf diesem Schild in Buenos Aires, das auf die als "Geier" bezeichneten Hedgefonds anspielt.
"Für die Souveränität" steht auf diesem Schild in Buenos Aires, das auf die als "Geier" bezeichneten Hedgefonds anspielt.(Foto: Reuters)

"Private Lösung" vom TischRettungsversuch für Argentinien gescheitert

Für kurze Zeit sieht es nach einer Lösung des argentinischen Schuldenproblems aus - doch die Verhandlungen zwischen privaten Banken und zwei Hedgefonds sind gescheitert. Unterdessen tauschen Argentinier massenhaft ihre Pesos in Dollar um.
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In Argentinien ist kein Ende der Finanzprobleme in Sicht. Nun sind auch die Verhandlungen zwischen privaten Banken und den beiden US-Hedgefonds NML Capital und Aurelius gescheitert. "Keiner der Vorschläge war auch nur annähernd akzeptabel", teilte Aurelius mit. Es gebe somit "keine realistische Aussicht mehr auf eine 'private Lösung'".
Und weitere Hiobsbotschaften kamen hinzu: Am Mittwoch stürzte zudem der argentinische Peso nach einer überraschenden Zinssenkung der Zentralbank auf ein Rekordtief - ein Hinweis auf die wachsende Kapitalflucht in dem Land.

Raten an Altgläubiger längst fällig

Eine Gruppe von Banken, unter ihnen die Deutsche Bank, die US-Geldinstitute JPMorgan Chase und Citigroup sowie die britische HSBC, hat versucht, einen Rettungspakt auszuhandeln. Sie wollten Argentinien helfen, einer kleinen Gruppe störrischer Gläubiger Altschulden zurückzuzahlen, die ihnen per Gerichtsbeschluss zustehen.
Erst wenn Argentinien diese Altgläubiger unter Führung von den US-Hedgefonds NML Capital und Aurelius bezahlt, darf das Land aktuellen Anleihegläubigern wieder Zinsen zahlen. Für diese Gläubiger, die sich im Gegensatz zu Hedgefonds am Schuldenschnitt beteiligt hatten, ist eine Rate von 539 Millionen Dollar bereits überfällig.
NML Capital und Aurelius hatten die argentinische Schulden nach der Staatspleite Ende 2001 billig aufgekauft. Sie tragen einen Schuldenschnitt für das südamerikanische Land nicht mit und verlangen den Nennwert der Staatsanleihen. Buenos Aires bezeichnet NML Capital und Aurelius als "Geierfonds" und verweigert die Zahlung der geforderten 1,3 Milliarden Dollar.

Große Hoffnungen in "private Lösung" gesetzt

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De facto ist Argentinien seit dem 30. Juli zahlungsunfähig - zum zweiten Mal in 13 Jahren. Viele Investoren und Analysten haben große Hoffnung in einen möglichen Banken-Deal gesetzt, der Argentiniens Zahlungsklemme beenden soll.
Die Verhandlungen darüber seien deshalb zusammengebrochen, weil die Banken von den störrischen Gläubigern Garantien auf eine vollständige Rückzahlung ihrer Auslagen verlangt hätten für den Fall, dass Argentinien am Ende die Ansprüche doch nicht begleicht, sagt eine mit der Sache vertraute Person.
Andere Sachkenner aus dem Umfeld der Gespräche sagen, dass es nahezu unmöglich sei, einen Pakt zu schließen, weil die Situation so komplex sei. Diese Personen warnen, dass sich der Streit bis ins nächste Jahr hinziehen könnte.

Hedgefonds könnte Vermögen von Kirchner-Partner beschlagnahmen

Obendrein fällte ein US-Bezirksgericht vergangene Woche eine Entscheidung, die es dem Hedgefonds NML Capital erleichtern könnte, Vermögen eines Geschäftspartners von Präsidentin Cristina Kirchner und ihrem verstorbenen Ehemann Néstor Kirchner, zu beschlagnahmen.
Bezirksrichter Thomas Griesa drohte Argentinien mit Ordnungsmitteln, sollte das Land weiter "falsche und irreführende" Aussagen über seine Schuldensituation treffen. Unter anderem behauptet Argentinien, es sei nicht zahlungsunfähig.
Anleihen mit einer Laufzeit bis 2033, die in US-Dollar ausgestellt sind und von der Insolvenz betroffen sind, handelten am Mittwochabend nach Angaben von Händlern und Analysten zu einem Kurs von rund 84 Cent je Dollar Nennwert. Am Dienstag lag der Kurs noch bei 86,8 Cent je Dollar.

Viele Argentinier sind nervös und verkaufen Pesos

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Der argentinische Peso verbilligte sich kräftig, nachdem die Zentralbank unerwartet ihre Geldpolitik gelockert hatte. Beobachter werten diese Zinssenkung als Zeichen, dass sich Wirtschaftsminister Axel Kicillof mit seinen Plänen zur Stimulierung der Konjunktur durchgesetzt hat. Ihm steht laut Analysten der Zentralbankgouverneur Juan Carlos Fabrega gegenüber, der die hohe Inflation im Land zu senken versucht.
Auch auf dem Schwarzmarkt verbilligte sich die argentinische Währung verbilligte sich am auf 13,15 Peso je US-Dollar. Das ist ein neuer Rekordtiefstand. Das bisherige Rekordtief lag nach Angaben der Zeitung El Cronista, die den Schwarzmarkthandel verfolgt, bei 13,10 Peso je Dollar.
Der nicht enden wollende Schuldenstreit und die erneute Zahlungsunfähigkeit Argentiniens haben die Nachfrage nach US-Dollar erhöht, weil viele Menschen fürchten, dass der Peso noch weiter abwerten und die Preise noch rasanter steigen könnten als bisher. Dass der Peso auf dem Schwarzmarkt so heftig an Wert verliert, zeigt, wie nervös viele Argentinier sind. Ausländer und Einheimische haben deshalb in Massen begonnen, Pesos in US-Dollar zu tauschen, und damit die Dollarreserven der Zentralbank geplündert.

Wirtschaft steht nicht vor dem Kollaps

Anders als zur Staatspleite im Jahr 2001, als Argentinien Schulden in Höhe von 100 Milliarden Dollar nicht zurückzahlen konnte, stehen die Wirtschaft und die Währung des Landes momentan nicht vor dem Kollaps. Trotzdem machen sich viele auf härtere Zeiten gefasst. Analysten der Wirtschaftsforschung Focus Economics sagen bereits voraus, dass die argentinische Wirtschaft in diesem Jahr um rund 0,9 Prozent schrumpfen wird.
Argentinien hat indes versucht, die USA vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag, dem höchsten UN-Gericht, wegen Missachtung seiner staatlichen Souveränität zu verklagen. Die Klage kann jedoch nur voranschreiten, wenn die USA das Gericht als zuständig anerkennen. Vergangene Woche aber sagte die US-Regierung, sie halte den ICJ nicht "für ein angemessenes Forum, um Argentiniens Schuldenprobleme zu erörtern".
Quelle: n-tv.de , kst/AFP/DJ

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