Furcht vor Euro-Austritt? Griechen zahlen weniger Steuern
24.05.2012 ·
Die notorisch steuersündigen Griechen überweisen ihrem Staat
derzeit noch weniger als sonst. Die Einnahmen könnten im Mai um zehn
Prozent niedriger ausfallen. Ein Grund sei die Furcht vor einem
möglichen Euro-Austritt, heißt es im Finanzministerium.
Von
Tobias Piller
In Griechenland gibt es weitere Anzeichen
dafür, dass sich die Bürger des Landes für einen eventuellen
wirtschaftlichen Zusammenbruch des Landes rüsten. Nach Berichten über
Kapitalflucht, über Abhebungen von Bankkonten aus Angst vor einer
Rückkehr der Drachme ergaben nun Recherchen der Nachrichtenagentur
Reuters, dass sich die Griechen auch bei den Steuerzahlungen
zurückhalten. Mit Verweis auf das Finanzministerium heißt es, dass die
Steuereinnahmen im Mai um zehn Prozent zurückgegangen seien. In
abgelegeneren Finanzämtern seien die Einnahmen im Mai sogar um 15 bis 30
Prozent zurückgegangen, berichteten zwei Finanzbeamte, die nicht
namentlich genannt werden wollten.
Für die sinkenden Steuereinnahmen gibt es eine
Reihe von Gründen: Zum einen schlägt sich darin die wirtschaftliche
Krise nieder. Zudem heißt es, die Steuermoral habe sich wegen des
politischen Stillstands in Erwartung der Wahlen am 17. Juni
verschlechtert. Schließlich gibt es auch Spekulationen darüber, dass
manche Griechen keine Steuern an eine Staatsorganisation zahlen wollten,
die vielleicht schon in wenigen Wochen in Konkurs gehen könnte. Dies
könne selbst für finanziell liquide griechische Steuerzahler ein Grund
sein, im Zweifel lieber Säumnisgebühren für verspätete Zahlungen in Kauf
zu nehmen. „Die Leute stellen einige Zahlungen ein, weil uns Wahlen
bevorstehen und auch wegen der Unsicherheit durch einen möglichen
Euro-Austritt“, sagte ein ranghoher Mitarbeiter des Finanzministeriums.
Nach Ansicht der Credit Suisse ist die Wahrscheinlichkeit für einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone in den nächsten zwölf Monaten viel geringer als dies derzeit vom Markt erwartet wird.
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