EU-Gipfel in Brüssel Streit über Einführung neuer Hilfsmechanismen
28.06.2012 ·
Zu Beginn des Euro-Gipfels haben die Regierungschefs Italiens
und Spaniens, Monti und Rajoy, finanzielle Unterstützung mit neuen
Mitteln gefordert. Berlin hingegen will nicht neu verhandeln. Die
Staats- und Regierungschefs verabschiedeten ein Wachstumspaket über 120
Milliarden Euro.
Die Finanzierungsprobleme Italiens und
Spaniens an den internationalen Finanzmärkten haben auf dem
EU-Gipfeltreffen am Donnerstag in Brüssel zu einer Kontroverse über die
Einführung neuer Hilfsmechanismen geführt. Zu Beginn des Treffens
verlangten die Regierungschefs der beiden Länder rasche Unterstützung
mit neuen Mitteln und Ansätzen, während Deutschland und die Niederlande
auf die Rettungsfonds EFSF und ESM verwiesen. Aus der Bundesregierung
hieß es, im Euroraum müsse gelernt werden, die vereinbarten Instrumente
zu nutzen und nicht bei jeder Gelegenheit neu zu verhandeln. Die
betroffenen Länder wurden ermuntert, einige bisher noch nie vom EFSF
eingesetzten Instrumente zu nutzen.
„Wir finanzieren uns zu Kosten, die zu hoch sind“,
sagte der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy. Das mache alle
Reformbemühungen sinnlos. Er verlangte abermals eine direkte
Finanzierung der Banken durch den EFSF oder die Europäische Zentralbank
(EZB). Der italienische Ministerpräsident Mario Monti sagte, falls die
Italiener entmutigt würden, könne das politische Kräfte freisetzen, die
den Euro „zur Hölle fahren lassen“. Unterstützung bekamen die beiden vom
französischen Präsidenten François Hollande, der „sehr schnelle
Lösungen“ für Länder verlangte, die sich angestrengt hätten und trotzdem
hohe Zinsen zahlten. Wie der Präsident des Europäischen Parlaments,
Martin Schulz, forderte auch der österreichische Bundeskanzler Werner
Faymann eine Banklizenz für den ESM sowie einen Schuldentilgungsfonds
für den Euroraum.Italien will durchsetzen, dass eine europäische Institution - der EFSF oder die EZB - automatisch eingreift, wenn die Zinsen auf italienische Staatsanleihen ein gewisses Niveau übersteigen. Die beiden Krisenfonds könnten Ländern wie Italien aber schon jetzt unter die Arme greifen.
So könnten EFSF und ESM Staatsanleihen der betreffenden Länder auf dem Primärmarkt aufkaufen oder die dort vorhandenen teilweise absichern. Möglich wären auch sogenannte vorbeugende Kreditlinien der Fonds. Mit diesen Optionen wäre kein komplettes Hilfs- und Reformprogramm verbunden, wie sie für Griechenland, Irland und Portugal bestehen. Die Länder müssten solche Hilfen aber beantragen; diese wären mit einem Abkommen („Memorandum of Understanding“) verbunden, in dem das Land den Euro-Partnern Reformen oder andere Gegenleistungen zusagen müssten. Solche Gegenleistungen will Italien offenbar vermeiden.
http://www.faz.net/aktuell/politik/europaeische-union/eu-gipfel-in-bruessel-streit-ueber-einfuehrung-neuer-hilfsmechanismen-11803107.html
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