Günter Hannich:
Zweifel an der Rettung Griechenlands wachsen
Liebe Leser,
die erste Euphorie ist verflogen. Jetzt wachsen wieder die Zweifel an der Rettung Griechenlands.
Einmal mehr hat sich eine internationale Ratingagentur zu den Aussichten des Euro-Krisenlandes geäußert.
So sieht die US-Agentur Fitch auch nach dem Schuldenschnitt die Lage in Griechenland kritisch.
Fitch hat errechnet, dass die griechischen Schulden im laufenden Jahr auf 165% der Wirtschaftsleistung steigen werden. 2013 ist dann ein weiterer Anstieg auf 170% gut möglich.
Diese Prognose deckt sich sogar mit den Zahlen der Troika. Hier hatten die Experten der Europäischen Zentralbank, der EU und des Internationalen Währungsfonds (IWF) einen neuen Bericht veröffentlicht.
Die nun gemachten Äußerungen der Ratingagentur stehen im Gegensatz zur Mitte März erfolgten Anhebung der Bonität Griechenlands. Aber dabei wird eins vergessen: Fitch hat nur die Einschätzung der Bonität für die neuen Anleihen angehoben. Die alten Anleihen nach ausländischem Recht fallen nicht darunter.
Doch genau diese Anleihen werden in der nächsten Zeit fällig. Das sieht aber derzeit nicht so aus. Viele Gläubiger halten sich mit dem Umtausch noch zurück. Es gibt Gerüchte wonach sich vor allem international agierende Hedge-Fonds noch zurückhalten.
Diese Fonds hoffen eben noch auf eine vollständige Zurückzahlung der Anleihen. Das bremst auf jeden Fall den aktuellen Ablauf des Schuldenschnitts deutlich ab.
Schafft Griechenland tatsächlich die Wende?
Die Prognosen zur Schuldenentwicklung deuten erst einmal noch keine Wende an. Dabei hat Griechenland ambitionierte Ziele zu erfüllen: Bis 2020 soll die Schuldenquote auf nur noch 120% der Wirtschaftsleistung sinken.
Doch ob das gelingt hängt nach Ansicht der Ratingexperten von Fitch ganz klar davon ab, ob auch wirklich weitere Strukturreformen angegangen werden.
Fitch hat auch klare Vorstellungen, wie Griechenland hier zum Erfolg kommen kann: So muss das Land die interne Abwertung vorantreiben, um die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu vergrößern.
Wie kann das gelingen? Fitch schlägt dafür weitere massive Einsparungen und auch Zurückhaltung beim Lohn vor. Dies sind die einzigen Möglichkeiten für Griechenland innerhalb der Währungsunion. Der klassische Weg über die Abwertung der Währung steht Griechenland eben nicht mehr zur Verfügung, da das Land dem Euro angehört.
Dieses Manko der Gemeinschaftswährung kritisiere ich schon seit Anfang an. Und in der jetzt vorherrschenden Krise zeigt sich eben: Der Euro ist auf eine ernsthafte Krise nicht wirklich vorbereitet. Und bislang sind eben nur kleinere Staaten wie Griechenland oder Portugal von der Schuldenkrise massiv betroffen.
Sollte es jedoch zu einer Ausweitung auf die Schwergewichte Spanien oder Italien kommen, werden die Rettungspakete schnell an ihre Grenze stoßen – auch wenn diese Pakete immer weiter erhöht werden.
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