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Dienstag, 16. Februar 2016

Banken und die Kunden Vom König zum Verdächtigen Bei den Schweizer Banken haben die Compliance-Verantwortlichen das Ruder übernommen. Die Risiken werden zwar minimiert, doch der Preis dafür könnte hoch sein.

Banken und die Kunden
Vom König zum Verdächtigen

Bei den Schweizer Banken haben die Compliance-Verantwortlichen das Ruder übernommen. Die Risiken werden zwar minimiert, doch der Preis dafür könnte hoch sein.
  • von Zoé Baches
Risikolos sollte ein Kunde sein, nur über zweifelsfrei «weisses» Geld verfügen und am besten auch noch über einen Wohnsitz in der Schweiz. Dies ist offenbar die Idealvorstellung eines Kunden aufseiten vieler Schweizer Banken und der Aufsichtsbehörden. Sie lässt sich zusammenzimmern aus Beispielen von Kunden, die in jüngerer Zeit versucht haben, ein Konto bei einer Schweizer Bank zu eröffnen oder ein solches zu behalten. Die Bestrebungen der heimischen Banken zur Bekämpfung von Geldwäscherei, Terrorismusfinanzierung und Steuerumgehung haben dazu geführt, dass eine wachsende Zahl von Kundengruppen jenseits von illegalen Gruppierungen und ausserhalb von Risikoländern Schwierigkeiten hat, Kunde bei einer Schweizer Bank zu werden. Den Entscheid darüber fällen heute mehrheitlich die Compliance-Abteilungen der Banken. Deren Mitarbeiter prüfen täglich und Fall für Fall, ob die Bank bei der Eröffnung eines Kundenkontos oder bei der Betreuung eines Kunden irgendwelche Vorschriften verletzen könnte.
Befragte Schweizer Banken betonen, grundsätzlich keinen Unterschied bei der Betreuung von ausländischen und von Schweizer Kunden zu machen. Ob das so beibehalten werden kann, ist offen. Die Zahl der Regeln, die die Banken bei der grenzüberschreitenden Betreuung von Kunden beachten müssen, nimmt stetig zu. Damit steigen auch die Kosten – was zur Folge hat, dass viele Banken immer mehr Kundengruppen nicht mehr oder nur noch unter strengen Vorgaben akzeptieren.
Mit der buchstabengetreuen Einhaltung aller Vorschriften suchen die Banken ihre Risiken zu minimieren. Wenn aber Kunden plötzlich von Bankjuristen in deren Fachjargon angegangen werden und dabei manchmal wie Kriminelle behandelt werden und wenn Interessenten unter Generalverdacht stehen, eine Bank in nicht gesetzeskonforme Aktivitäten zu verwickeln, dann ist die vielgelobte Qualität des Schweizer Kundenservices in Gefahr.
Wenn dann zusätzlich nur noch «schneeweisses» Geld ohne jegliche Möglichkeit eines Irrtums angenommen wird, muss sich die Branche langsam fragen, wie sich der hiesige Finanzplatz, der weltweit unter anderem dafür berühmt ist, ausländische Kunden willkommen zu heissen, künftig positionieren will.

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