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Montag, 4. April 2016

Die Daten belegten, "wie eine globale Industrie, angeführt von großen Banken, Anwaltskanzleien und Vermögensverwaltern, die Besitztümer von Politikern, Fifa-Funktionären, Betrügern und Drogenschmugglern, aber auch von Milliardären, Prominenten und Sport-Stars in aller Verschwiegenheit verwaltet", schrieb die Zeitung auf einer eigens für die "Panama Papers" genannten Dokumente eingerichteten Webseite.

POLITIK
Skyline von Panama City bei einem Unwetter.
Skyline von Panama City bei einem Unwetter.(Foto: AP)

Enthüllungen durch "Panama Papers"Staatsanwaltschaft leitet Ermittlungen ein

Ein Datenleck von bisher nicht bekanntem Ausmaß legt die durch Briefkastenfirmen abgeschirmten Machenschaften der globalen Finanz- und Machtelite offen. Nun beginnen die ersten Ermittlungen. Dabei wird es nicht bleiben.
Nach den Enthüllungen mehrerer Medien über in Panama gegründete Briefkastenfirmen hat die Staatsanwaltschaft des mittelamerikanischen Landes Ermittlungen zu den Vorwürfen eingeleitet. "Nachdem Informationen zu den sogenannten 'Panama Papers' publik geworden sind, gibt die Staatsanwaltschaft den Beginn entsprechender Ermittlungen bekannt", hieß es in einer Mitteilung der Behörde.
Auch die australische Steuerbehörde ATO hat nach den Enthüllungen erste Ermittlungen eingeleitet. Man habe 800 australische Steuerzahler ermittelt, hieß es in einer Mitteilung der Behörde. Mehr als 120 von ihnen hätten zudem Verbindungen zu einem Offshore-Unternehmen in Hongkong, das jedoch nichts mit den Geschäften in Panama zu tun habe. Nach Angaben der australischen Ausgabe der Zeitung "Guardian" sind 700 Australier als Anteilseigner von Briefkastenfirmen ausgemacht worden.
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Aus den unter anderem von der "Süddeutschen Zeitung" ausgewerteten Dokumenten soll hervorgehen, dass zahlreiche Politiker, Sportler und Prominente ihr Geld in Offshorefirmen geparkt haben. Panamas Präsident Juan Carlos Varela sagte die volle Kooperation seines Landes bei der Aufklärung des Falls zu.

"Wir wurden gehackt. Das ist ein Verbrechen"

Kanzlei-Teilhaber Ramón Fonseca Mora wehrte sich gegen die Vorwürfe. Sein Unternehmen helfe nicht bei Geldwäsche oder Steuerhinterziehung, sagte er im Fernsehsender TVN. Mossack Fonseca gründe lediglich Firmen und verkaufe sie dann an Banken, Vermögensverwalter oder Anwälte. Eine Geschäftsbeziehung zu den Endkunden bestehe nicht. Seine Kanzlei sei seit 40 Jahren im Geschäft und habe bislang fast 240.000 Firmen gegründet. "Wir kümmern uns um den juristischen Teil und verkaufen sie dann an Zwischenhändler", erklärte er. "Alle, die jetzt in den Veröffentlichungen auftauchen, sind keine Kunden von uns, sondern der Zwischenhändler."
WER IST MOSSACK FONSECA?
Die Enthüllungen stützen sich auf einen Datensatz der Anwaltskanzlei "Mossack Fonseca". Das umfangreiche Material wurde der "Süddeutschen Zeitung" eigenen Angaben zufolge von anonymer Seite zugespielt. Bei der Kanzlei soll es sich um einen der weltgrößten Anbieter und Verwalter von sogenannten Offshore-Firmen handeln.
Sitz von "Mossack Fonseca" ist Panama, gegründet wurde die Kanzlei angeblich von dem Deutschen Jürgen Mossack. Von Panama aus unterstützt die Kanzlei Mandanten unter anderem beim Aufbau von Niederlassungen in Steueroasen. Mithilfe dieser sogenannten Offshore- oder auch Briefkastenfirmen lassen sich Geldströme verschleiern, um sie vor dem Zugriff von Steuerbehörden zu schützen.
Fonseca räumte ein, dass die von mehreren Medien am Sonntag veröffentlichten Dokumente zum Teil aus seiner Kanzlei stammen. "Wir wurden gehackt. Das ist ein Verbrechen", sagte der frühere Berater von Panamas Präsident Juan Carlos Varela. Er führt die Kanzlei gemeinsam mit dem deutschstämmigen Rechtsanwalt Jürgen Mossack.
Insgesamt gehe es um 11,5 Millionen Dokumente zu 214.000 Briefkastenfirmen, die von einer Kanzlei aus Panama gegründet worden seien, berichtete die "SZ". Die Dokumente würden ein detailliertes Bild darüber abgeben, wie diese Firma "Tag für Tag Sanktionsbrüche und Beihilfe zur Steuerhinterziehung und Geldwäsche in Kauf nimmt". Es gebe Unterlagen über mutmaßliche Offshore-Firmen von zwölf aktuellen und früheren Staatschefs sowie Spuren zu Dutzenden weiteren Spitzenpolitikern, ihren Familien, engsten Beratern und Freunden. Zudem fänden sich fast 130 weitere Politiker aus aller Welt unter den Kunden der Kanzlei, darunter viele Minister.

"Das wird weltweit Ermittlungen auslösen"

Die Daten belegten, "wie eine globale Industrie, angeführt von großen Banken, Anwaltskanzleien und Vermögensverwaltern, die Besitztümer von Politikern, Fifa-Funktionären, Betrügern und Drogenschmugglern, aber auch von Milliardären, Prominenten und Sport-Stars in aller Verschwiegenheit verwaltet", schrieb die Zeitung auf einer eigens für die "Panama Papers" genannten Dokumente eingerichteten Webseite.
"Das wird weltweit Ermittlungen auslösen", sagte der Steuerfahndungsexperte Frank Wehrheim den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Auch in Deutschland würden die Enthüllungen sehr aufmerksam beobachtet. "Da starren jetzt alle Steuerfahnder der Republik drauf. Hier geht es nicht nur um Steuerhinterziehung, sondern auch um Geldwäsche und andere Delikte", so der ehemalige Fahnder. "Dagegen sind die bislang bekannten Steuer-CDs eine Kleinigkeit." Die australische Steuerbehörde teilte bereits mit, mehr als 800 vermögende Kunden der Panama-Kanzlei wegen möglicher Steuerflucht ins Visier zu nehmen.
Wegen der Menge der Daten hat sich die "SZ" entschieden, die Informationen gemeinsam mit anderen Medien auszuwerten. Insgesamt hätten in den vergangenen zwölf Monaten rund 400 Journalisten von mehr als 100 Medienorganisationen in rund 80 Ländern recherchiert. Die Daten reichten von den frühen 1970er- Jahren bis ins Frühjahr 2016.
Quelle: n-tv.de , bdk/dpa/rts

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