Russland hat die Spannungen mit seinen Nachbarländern weiter verschärft. Nach eigenen Angaben hat das russische Militäratomwaffenfähige Kurzstreckenraketen in der Ostsee-Exklave Kaliningrad stationiert. Die Nato-Länder Litauen und Polen, die an die Exklave grenzen, zeigten sich besorgt über die Verlegung der Raketen. Polens Verteidigungsminister Antoni Macierewicz sagte, Russlands Aktivitäten seien "sehr alarmierend". 
Modifizierte Iskander-Raketen hätten eine Reichweite von bis zu 700 Kilometern und könnten somit von Kaliningrad aus auch Berlin erreichen, warnte Litauens Außenminister Linas Linkevičius. Moskau wolle so "Zugeständnisse des Westens" im Zusammenhang mit den Konflikten in Syrien und der Ukraine bekommen, sagte Linkevičius.
Ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums sagte hingegen, die Raketen seien im Rahmen turnusmäßiger Manöver in der Region. Generalmajor Igor Konaschenkow sagte, es handele sich um ein mobiles Raketensystem, das zu Ausbildungszwecken über das ganze Jahr hinweg große Entfernungen innerhalb Russlands zurücklege. Bereits 2015 hatte Russland bei umfangreichen Militärmanövern während der Ukraine-Krise Iskander-Raketen in Kaliningrad stationiert.

Auch die Nato rüstet auf

Die osteuropäischen Länder sehen sich seit der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland im Jahr 2014 in ihrer Sicherheit bedroht. Zudem organisierte Russland in letzter Zeit eine Reihe großer Manöver an den Grenzen zu den osteuropäischen Nato-Staaten. Die Nato wiederum stationiert in den drei baltischen Staaten und Polen ab 2017 jeweils ein Bataillon mit bis zu 1.000 Soldaten.
Die Nato-Länder hatten diese Stationierung auf ihrem Gipfel in Warschau im Juli beschlossen. Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte dazu: "Wir haben heute beschlossen, unsere Partner zu stärken und Stabilität außerhalb unserer Grenzen zu gewährleisten." Insbesondere in Richtung Russland sagte er zudem, dass die Nato keine Bedrohung für irgendein Land darstelle. Die Nato sei auch nicht in einen neuen Kalten Krieg eingetreten. Dennoch verhalte sich Russland nicht mehr wie ein Partner.
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