AthenDen griechischen Steuerfahndern sind einige dicke Fische ins Netz gegangen. In zwei Fällen gibt es pikante politische Verbindungen, nach Linksaußen und zur extremen Rechten. Ein Schönheitschirurg, der Einnahmen von 2,3 Millionen Euro vor dem Finanzamt versteckte, zwei Rechtsanwälte, die Honorare von je rund einer Million nicht deklarierten und ein bekannter Popstar, der dem Fiskus Einnahmen von 2,8 Millionen Euro verschwieg – das sind nur die spektakulärsten Fälle, die griechische Finanz-Fahnder in den vergangenen Wochen aufdeckten.
Die grassierende Steuerhinterziehung ist eine der Hauptursachen für die chronische Schuldenkrise des Landes. Fachleute rechnen vor: Wenn alle Griechen ehrlich ihre Steuern zahlen würden, hätte das Land überhaupt kein Finanzproblem.
Finanzminister Giannis Stournaras setzt auf drakonische Strafen. 600 Menschen seien in seiner Amtszeit bereits ins Gefängnis gewandert, weil sie Steuerschulden nicht bezahlt haben, sagte Stournaras kürzlich dem Handelsblatt. „Das ist nicht sehr schön, aber wir mussten es machen“, so der Minister.
Krisenländer im Check
Portugal
- LICHT: Das Land steckt in der tiefsten Rezession seit den 1970er-Jahren. Doch der Abwärtsstrudel verliert an Stärke: Die Arbeitslosenquote sank im Mai und im Juni, das Geschäftsklima hellte sich sieben Monate in Folge auf. Die gesamte Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal überraschend um 1,1 Prozent, es war das erste Plus seit rund zweieinhalb Jahren.
- SCHATTEN: Die jüngste Regierungskrise hat Investoren verunsichert und Zweifel geschürt, dass sich Portugal ab Mitte 2014 wieder vollständig über den Finanzmarkt finanzieren kann. Nur ein Rettungspaket über 78 Milliarden Euro bewahrte das Land vor der Staatspleite.Zypern
Irland
Frankreich
Italien
Spanien
Griechenland
Galt Steuerhinterziehung früher auch vor Gericht oft als Kavaliersdelikt, zieht die Justiz jetzt andere Saiten auf: Vergangene Woche wurden erstmals in Griechenland drei Steuersünder zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Sie hatten sich mit gefälschten Rechnungen Mehrwertsteuer-Erstattungen von 840.000 Euro erschlichen.
Doch bevor man die Steuersünder verurteilen kann, muss man sie erst einmal stellen. Daran haperte es bisher. Immerhin: Der Druck wächst. Eine Sommerpause gönnten sich die Steuerfahnder dieses Jahr nicht. Während der Ferienzeit mischten sich die als Touristen getarnten Finanzpolizisten unter die Urlauber, besuchten Tavernen, Bars und Andenkenläden. Wenn sie genug gesehen hatte, zückten sie ihre Dienstausweise.
Tausende Stichproben führten die Fahnder in den Feriengebieten durch, mit erschütternden Ergebnissen: Bei 1256 Kontrollen stellten die Beamten allein in der ersten Augusthälfte 5668 Steuerverstöße fest. Spitzenreiter bei der Steuerhinterziehung waren die Inseln Amorgos, Paxoi und Symi, auf denen es buchstäblich in allen überprüften Betrieben Beanstandungen gab.
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