Bereits 2,5 Milliarden Franken in neuem Angebot
UBS setzt auf «Flat Fee» und kostenpflichtige Beratung
Wirtschaftsnachrichten
Michael Ferber
Das im März dieses Jahres eingeführte Beratungsangebot der UBS im Private Banking verbucht erste Erfolge. Laut Christian Wiesendanger, Leiter Wealth Management Schweiz, haben sich mittlerweile rund 2000 Kunden mit einem Anlagevermögen von 2,5 Mrd. Fr. für die neue Dienstleistung namens «UBS Advice» entschieden. Dabei handelt es sich überwiegend um bestehende Kunden, die Gelder in den neuen Dienstleistungsbereich verschoben haben. Gemäss Wiesendanger überwacht die UBS derzeit bereits 150 000 Depots für Schweizer Kunden. Am Ende sollen es 400 000 bis 500 000 Depots sein.
Direkte Bezahlung
Das Angebot ist eine Reaktion auf die Finanzkrise und das gesunkene Vertrauen von Bankkunden in die Finanzinstitute. Die UBS überwacht dabei die Risiken in den Kundendepots mittels einer speziellen Software. Stimmen diese nicht mehr mit dem vereinbarten Portfolio-Risiko überein, nehmen die Bankberater mit den Kunden Kontakt auf und geben Empfehlungen. Diese wiederum beruhen auf der «Hausmeinung» der Bank, die vom Chief Investment Officer und seinem Team gebildet wird. Dafür wird ein Pauschalpreis («Flat Fee») fällig. Zu diesem können die Kunden so oft wie gewünscht mit Wertschriften handeln. Je nach Anlagebetrag und Strategie kostet «UBS Advice» zwischen 0,42% und 0,88%. Grosskunden mit einem Anlagevolumen von 25 Mio. Fr. und mehr erhalten ein persönliches Angebot.
Dies soll das Vertrauen der Kunden in die Bank stärken und «Gebühren-Schinderei» aufseiten der Berater verhindern. Als Anreiz zum Viel-Handeln will Wiesendanger die neue Dienstleistung trotz den Pauschalpreisen nicht verstanden wissen. Es gehe nicht darum, die Kunden zum «market timing» – also dem Ein- und Aussteigen aus Märkten zum vermeintlich richtigen Zeitpunkt – anzuhalten, sagt er. Hier bestehe die Gefahr, dass diese Fehler machten und prozyklisch handelten. Vielmehr gehe es um das Rebalancing und die Gesunderhaltung des Portfolios. So soll die Verteilung der Gelder auf verschiedene Anlageklassen innerhalb der im Gespräch mit dem Kunden definierten Bandbreiten bleiben.
Wiesendanger sieht in dem neuen Beratungsangebot eine gewisse Zwangsläufigkeit. Lasse sich die Bank für ihr Kernangebot, die Beratung, nicht direkt bezahlen, drohe ihr ein ähnliches Schicksal wie vielen Unternehmen der Medien- und Unterhaltungsbranche. Die Beratung werde zu einer austauschbaren Dienstleistung, für die immer weniger Kunden bezahlen wollten.
Regulierung erhöht den Druck
Der Druck steigt auch durch neue Regulierungen, die traditionelle Beratungspreis-Elemente wie Retrozessionen ächten. Wiesendanger führt das Beispiel Grossbritannien an, wo solche hinter dem Rücken der Kunden gezahlte Provisionen mittlerweile verboten sind. Die EU-Richtlinie Mifid II greife so stark in das Verhältnis zwischen Bank und Kunde ein, dass viele Banken in Grossbritannien oder auch Deutschland sich mittlerweile weigerten, Kleinkunden zu beraten – aus Angst vor rechtlichen Folgen. Auch in der Schweiz hat das Bundesgericht im Bereich Retrozessionen mit Entscheiden für Aufsehen gesorgt. Wiesendanger weist darauf hin, dass bei «UBS Advice» ebenfalls Geldanlage-Produkte mit Retrozessionen angeboten würden. Die Berater informierten die Kunden aber darüber, bei welchen Produkten die Provisionen gezahlt werde.
Bereits im Bereich Honorarberatung tätige Wettbewerber beobachten die Entwicklung indessen genau, zumal die UBS mit mehr Transparenz wirbt – und diese Anbieter ebenfalls mit diesem Schlagwort Reklame machen. Produktgebühren seien in den Pauschalpreisen der UBS nicht berücksichtigt, kritisiert etwa Stefan Heitmann, Chef der Finanzberatungsgesellschaft Moneypark. Ein UBS-Sprecher bestätigt dies. Gemäss Heitmann fallen zudem bei Devisentransaktionen bei Banken zusätzliche Gebühren an. Viele Schweizer Anleger legen Vermögen in Fremdwährungen an, insbesondere in Euro und in Dollars. Der Moneypark-Chef geht des Weiteren davon aus, dass Bankberater den Kunden im Zweifelsfalle hauseigene Produkte empfehlen, da ihr Arbeitgeber daran verdient.
Ende der «Gratisberatung»?
Auch beim Finanzdienstleister VZ Vermögenszentrum hat man die Entwicklung im Auge. Aufgrund von Regulierungen wie dem geplanten Schweizer Finanzdienstleistungsgesetz (Fidleg) werde es in Zukunft schwieriger, die Bank-Beratung «gratis» anzubieten und sich die Margen über Retrozessionen zu sichern, sagt VZ-Vertreter Marc Weber. Bereits in früheren Zeiten habe es immer wieder Versuche von Banken gegeben, sich die Beratungsdienstleistung direkt vom Kunden bezahlen zu lassen. Funktioniert habe dies aber zumeist nicht, da die Banken den Kunden gleichzeitig ihre eigenen Produkte ins Depot gelegt hätten. Dafür seien die Kunden nicht bereit gewesen zu zahlen.
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