GeldpolitikAmerikas Notenbank auf Ausstiegskurs
20.11.2013 · Die amerikanische Notenbank steuert klar darauf zu, aus ihrer geldpolitischen Lockerung auszusteigen. Das zeigt das gerade veröffentlichte Protokoll der jüngsten Sitzung der Notenbank-Direktoren.
Von PATRICK WELTER, WASHINGTON
Die amerikanische Notenbank Federal Reserve erwartet, dass in den „kommenden Monaten“ eine Verringerung ihrer Käufe von Staats- und Hypothekenanleihen geboten sei. Ihre Leitungsorgan, der sogenannte Offenmarktauschuss, geht allgemein davon aus, dass der Arbeitsmarkt sich gut genug entwickeln werde. Das zeigt das aktuell veröffentlichte Protokoll der Ausschusssitzung von Ende Oktober. Die Fed hatte damals ihre Einschätzung einer moderaten Erholung nicht verändert und sowohl die Nullzinspolitik als auch die Anleihekäufe von 85 Milliarden Dollar im Monat bestätigt. Die Arbeitslosenquote betrug zuletzt 7,3 Prozent.
Als auffälliges Signal, dass der Ausstieg aus den Anleihekäufen (“QE“) näher rückt, debattierten die Notenbanker im Oktober auch über die eventuelle Notwendigkeit, das Programm herunterzufahren bevor eine Verbesserung im Wirtschaftsausblick eindeutig sei. Eine solche Situation könnte dann gegeben sein, wenn die Fed die Kosten der Anleihekäufe etwa durch Fehlsignale an die Anleger höher einschätzt als ihren Nutzen, obwohl die Konjunktur noch nicht richtig Tritt gefasst hat. Umstritten war aber, ob das nötig werde. Die designierte Fed-Vorsitzende Janet Yellen hatte vergangene Woche während ihrer Anhörung vor amerikanischen Politikern erklärt, dass derzeit der Nutzen der Anleihekäufe die Kosten überwiege.
Die Fed-Mitglieder erörterten gemäß dem Protokoll breit mehrere Möglichkeiten, die Geldpolitik während des Ausstiegs besser zu kommunizieren, ohne sich aber festzulegen. Das Bestreben geht vorerst dahin, den Anlegern zu versichern, dass ein Ende der Anleihekäufe noch lange nicht das Ende der Nullzinspolitik bedeute. Der scheidende Fed-Vorsitzende Ben Bernanke hatte erst am Dienstag signalisiert, dass der Nullzins noch lange Bestand haben dürfte, wenn die Anleihekäufe eingestellt seien oder die Arbeitslosenquote unter den Schwellenwert von 6,5 Prozent gesunken sei.
Konsum steigt trotz Fiskaldrama
Auf eine recht robuste Konjunktur in den Vereinigten Staaten deutet hin, dass die amerikanischen Verbraucher sich durch die zeitweise Schließung von Bundesbehörden im Fiskalstreit im Oktober offenbar nicht sonderlich vom Konsum abhalten ließen. Der Einzelhandelsabsatz im Oktober stieg nach Angaben des Wirtschaftsministeriums um 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat, nachdem er im September stagniert hatte.
Das Plus gründete weitgehend in einem guten Autoabsatz. Ohne diesen stieg der Umsatz um 0,2 Prozent. Der Umsatz insgesamt lag 3,9 Prozent höher als vor einem Jahr. Die Entwicklung steht im Gegensatz zu Konsumentenumfragen, die im Oktober als Folge des politischen Fiskaldramas einen Einbruch des Verbrauchervertrauens angezeigt hatten.
Die Entwicklung begünstigt zugleich Spekulationen, dass die Federal Reserve womöglich doch schon im Dezember beginnen könnte, ihre Anleihekäufe zurückzunehmen. Der Inflationsdruck bleibt derweil verhalten, was ein Abwarten der Fed begünstigen würde. Die allgemeine Inflationsrate fiel im Oktober auf ein Vierjahrestief von 1 Prozent, als Folge deutlich geringerer Öl- und Energiepreise. Die Kernrate der Inflation, die den Trend besser anzeigt, stabilisierte sich bei 1,7 Prozent wie im Vormonat.
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