Verkauf der Credit SuisseNur noch zwei Bieter für Credit Suisse in Deutschland
19.11.2013 · Die Schweizer Bank will sich nur noch auf Privatkunden mit mindestens 1 Million Euro Vermögen konzentrieren. Deutsche Kunden will das zum Verkauf stehende Finanzhaus nur noch von Zürich aus betreuen.
Von HANNO MUSSLE, JÜRGEN DUNSCH
© REUTERSVon hier aus sollen deutsche Kunden fortan betreut werden: Der Züricher Sitz der Credit Suisse
Die Bethmann Bank und das Bankhaus Merck Finck & Co sind die einzigen verbliebenen Bieter im Rennen um den Kauf des deutschen Privatkundengeschäftes der Schweizer Bank Credit Suisse. Eine der beiden Privatbanken wird nach Informationen dieser Zeitung wohl noch vor Weihnachten den Zuschlag erhalten. Weder der Verkäufer Credit Suisse AG noch die Kaufinteressenten Merck Finck und Bethmann Bank wollten diese Informationen kommentieren.
Die Bethmann Bank mit Sitz in Frankfurt ist aus dem Zusammenschluss der Bankhäuser Delbrück, Bethmann und Maffei entstanden und gehört seit dem Jahr 2004 der niederländischen Bank ABN Amro. Merck Finck & Co mit Sitz in München ist im Besitz der luxemburgischen KBL, die Investoren rund um dem Emir von Qatar gehört, die auch an der Credit Suisse beteiligt sind.
Ob der Käufer die Veränderungen mitmacht, erscheint fraglich
Credit Suisse will sich im gehobenen Privatkundengeschäft auf Kunden konzentrieren, die mindestens 1 Million Euro Vermögen mitbringen. Das Deutschland-Geschäft, zu dem auch das nicht zum Verkauf stehende Investmentbanking und Fondsgeschäft gehört, ist defizitär und wird seit Ende 2010 gestrafft. Drei von zwölf Standorten für gehobenes Privatkundengeschäft (Private Banking) - Düsseldorf, Bielefeld und Braunschweig - hat Credit Suisse seit Ende 2012 geschlossen und 150 von 600 Arbeitsplätzen abgebaut.
Dem Vernehmen nach sollen in Deutschland ansässige Kunden mit mehr als 1 Million Euro demnächst von Zürich aus betraut werden und möglichst aus dem Verkauf des Privatkundengeschäftes herausgehalten werden. Ob dies einer der voraussichtlichen Käufer mitmacht, erscheint indes fraglich. Bisher ist das Geschäft mit deutschen Kunden in der Schweiz und deutschen Kunden in Deutschland in der Credit Suisse strikt getrennt.
Das Dringen auf eine Selbstanzeige
Eine geplante Zusammenführung besonders vermögender deutscher Kunden bei Betreuern in der Schweiz könnte indes ein Grund dafür sein, dass die CreditSuisse ihre Kunden mit Schwarzgeld oder seit Jahren unversteuerten Erträgen in der Schweiz besonders intensiv bedrängt, sich selbst anzuzeigen oder die Bank zu verlassen. Die Schweizer Banken haben sich zwar auf eine Weißgeldstrategie verpflichtet, aber das Steuerabkommen mit Deutschland ist im Herbst 2012 gescheitert. Das Abkommen sah eine Nachversteuerung hinterzogener Vermögen vor, die ohne Namensnennung möglich gewesen wäre. Jetzt haben die Banken das Heft selbst in die Hand genommen.
Sie stellen ihre deutschen Kunden mit immer größerem Nachdruck vor die Wahl, eine Selbstanzeige bei ihren Steuerbehörden vorzunehmen, oder die Kontoverbindung aufzulösen. Nach Angaben der UBS versuchte sie zunächst, mit ihren Kunden persönlich Kontakt aufzunehmen. Inzwischen ist sie einen Schritt weitergegangen und hat begonnen, Mahnbriefe zu versenden. Ähnliches soll unbestätigten Informationen zufolge bei der Credit Suisse geschehen sein. Nach der Jahreswende soll der Ton gegenüber unwilligen Kunden weiter verschärft werden, heißt es in informierten Kreisen.
Die Credit Suisse will nach den Worten von Private-Banking-Chef Hans-Ulrich Meister das Schwarzgeld-Problem spätestens Mitte 2015 gelöst haben, die UBS im Verlauf des kommenden Jahres. Wer dann nichts unternommen hat, erhält einen Scheck über seinen Vermögensstand. Allerdings wird es schwierig, größere Beträge woanders anzulegen, da zumindest Banken in Europa erhöhte Sorgfaltspflichten befolgen.
Das Dringen auf eine Selbstanzeige ist für die Schweizer Banken zur ersten Wahl geworden, weil die Anzeige in Deutschland und seit neuestem auch in Frankreich nicht zu einem Strafbefehl führt. Auf diese Weise können die Banken aus ihrer Sicht weiterhin „Kundentreue“ üben und müssen die oft jahrzehntelang gepflegten Kunden nicht fallen lassen. „In den vergangenen Monaten sehen wir ein deutlich gesteigertes Interesse an Erträgnisaufstellungen“, berichtet die UBS. Solche Zusammenstellungen über einen Zeitraum von zehn Jahren müssen bei Selbstanzeigen eingereicht werden.
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