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Freitag, 15. November 2013

Schnee von gestern....? // Keineswegs....Commerzbank rät vom Tausch der Griechen-Anleihe ab

28.02.12

Schuldenschnitt

Commerzbank rät vom Tausch der Griechen-Anleihe ab

Griechenland bietet Anlegern einen Anleihentausch an. Für eine Anleihe erhalten Anleger gleich 24 neue Papiere. Auch Anlegerschützer lehnen die Offerte ab. Von Karsten Seibel
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Foto: picture alliance / dpa/dpaGriechenland-Bonds: Der freiwillige Schuldenschnitt macht für Kleinanleger keinen Sinn
Für viele Privatanleger muss es klingen wie ein schlechter Witz: "Wenn Sie das Angebot annehmen, erhalten Sie für je 1000 Euro Nennwert Ihrer Anleihen 20 neue Anleihen der Emittentin im Gesamtnennwert von 315 Euro", heißt es in dem Schreiben, das dieCommerzbank und ihre Direktbank-Tochter Comdirect als eine der ersten Institute an Kunden mit Griechenland-Anleihen verschickt haben.
Und die wundersame Anleihen-Vermehrung ist damit noch nicht beendet: Denn zudem gibt es noch drei Anleihen des europäischen Rettungsfonds EFSF und einen Besserungsschein, der einen Zinsaufschlag verspricht, falls sich die griechische Wirtschaft in den kommenden Jahren robuster zeigt als heute befürchtet. Das macht summa summarum 24 neue Papiere für eine alte Staatsanleihe des Krisenlandes.
Viele Privatanleger spekulierten in den vergangenen Monaten mit Griechenland-Anleihen. Besonders das am 20. März fällige Papier erfreute sich großer Beliebtheit, wie die Börsenstatistik zeigt. Gekauft bei Kursen zwischen 40 und 50 Prozent des Nennwertes lockten hohe Gewinne für den Fall, dass es doch noch 100 Prozent zurückgibt. Noch ist das möglich, auch wenn einige zuletzt offenbar doch lieber wieder verkauft haben. Der Kurs der März-Anleihe notiert gerade noch bei 25 Prozent.

Das Umtauschangebot gilt bis 8. März

Wer die Papiere weiterhin hält, muss sich nun entscheiden. Das Umtauschangebot gilt bis zum 8. März, doch schon bis zum 6. März "erbitten wir Ihren Antrag", heißt es in dem Schreiben, das "Welt Online" vorliegt. Der Kunde hat demnach drei Möglichkeiten: Er kann dem Umtausch zustimmen und damit gleichzeitig der Änderung der Anleihebedingungen. Er kann den Umtausch verweigern, aber trotzdem die Änderung der Anleihebedingungen unterstützen oder er lehnt das Angebot schlicht ab.
Letzteres rät die Commerzbank ihren Kunden – obwohl das Institut seine Papiere im eigenen Staatsanleihenportfolio durchaus tauschen will. (Musterschreiben der Commerzbank zum Anleihentausch) Wer noch Bestände in seinem Depot halte, solle die freiwilligeUmschuldung ablehnen, schreiben die Anlagestrategen des Instituts in einer Kurzstudie für Privatkunden: "Sie stellen sich mit einer Annahme keineswegs besser." Zu erwägen sei höchstens noch ein Verkauf der Papiere, der möglicherweise immer noch zu leicht höheren Kursen möglich sei, als wenn es zu einer Zwangsumschuldung komme. Denn ein nachträglicher Zwangsumtausch könne noch zu weiteren Kursverlusten führen.

Wer freiwillig umtauscht, verliert seine Klagerechte

Die Commerzbank geht nicht davon aus, dass sich ausreichend private Investoren, gemeint sind vor allem Banken und Versicherungen, an der Umschuldung beteiligen. Nur wenn mehr als 90 Prozent zustimmen, bleibt das Angebot freiwillig und all jene, die nicht zugestimmt haben, können noch mit einer vollständigen Rückzahlung rechnen. Wenn es weniger als 90 Prozent sind, kann Griechenland die Klausel zum Zwangstausch ziehen – nur wenn es weniger als 75 Prozent sind, könnte sich die Sache komplett erledigen, es käme zu keiner geordneten Umschuldung des Landes.
Anlegerschützer lehnen eine aktive Zustimmung der Anleger zum Tausch vor allem mit Blick auf später mögliche Klagen ab. "Wer zustimmt, hat keine Rechte mehr, wenn es zu neuen Verhandlungen kommt", heißt es bei der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Anleger seien dann ganz aus dem Spiel. Umgekehrt verlören sie nichts, wenn sie sich weigerten.
Und noch ein Argument spricht gegen einen Tausch: Kleinsparer mit Anleihen im Nennwert von lediglich 1000 Euro haben am Ende 24 Papiere unterschiedlicher Fälligkeiten zwischen 2023 und 2042 im Depot mit mickrigen Nennwerten zwischen 15 Euro und 75 Euro. Wer diese dann vorzeitig verkaufen will, muss unverhältnismäßig hohe Ordergebühren zahlen.

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