Wegen StaatskriseAn der türkischen Börse brechen die Kurse ein
27.12.2013 · Korruptionsskandal in der Türkei, Ministerpräsident Erdogan unter Druck, auf der Straße Proteste. Kein Wunder, dass da die Währung leidet. Und das ist nicht die einzige wirtschaftliche Folge der Staatskrise.
© AFPProteste zu Weihnachten: In der Türkei ist die Lira nach den Feiertagen auf ein Rekordtief gefallen.
Die schwere Regierungskrise in der Türkei erschüttert das zuletzt ohnehin angeschlagene Vertrauen der Finanzmärkte in das aufstrebende Schwellenland. Besonders deutlich zeigte sich dies am Wert der türkischen Lira, die an diesem Freitag wegen des Korruptionsskandals und der Regierungskrise im Handel mit dem Dollar auf ein Rekordtief rutschte. Im Tagesverlauf mussten für einen Dollar zeitweise 2,1761 Lira gezahlt werden und damit so viel wie noch nie. Auch gegenüber dem Euro steht die Lira massiv unter Druck. Ihr Kurs fällt um mehr als 3 Prozent auf ein Allzeittief von 3,0023 Lira.
Neben der Währung gerieten aber auch türkische Staatsanleihen und Aktien türkischer Unternehmen massiv unter Verkaufsdruck, nachdem sich ausländische Investoren teilweise aus dem Markt verabschiedet hatten.
Bei der richtungsweisenden zehnjährigen Staatsanleihe stieg die Rendite im Vormittagshandel um 0,46 Prozentpunkte auf 10,27 Prozent. Zuvor hatte die Rendite bei 10,33 Prozent den höchsten Stand seit dem Jahr 2010 erreicht. Vor Beginn der aktuellen Regierungskrise in Ankara Mitte Dezember betrug die Verzinsung zehnjähriger Papiere noch rund 9,3 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigte sich auch bei Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit von zwei Jahren. Hier stieg die Rendite zum Wochenschluss um 0,41 Prozent und lag zuletzt mit 9,82 Prozent fast so hoch wie bei der zehnjährigen Laufzeit.
Zum Vergleich: Im Mai hatte die Rendite für zehnjährige Papiere nur bei sechs Prozent gelegen. Später sorgten dann Proteste in der Türkei für Nervosität am Finanzmarkt. Anfängliche Demonstrationen in Istanbul hatten sich schnell auf viele größere Städte der Türkei ausgeweitet. Im Brennpunkt standen aber vor allem die Protestbewegung und Ausschreitungen im Gezi-Park in Istanbul.
Die aktuelle Regierungskrise sorgte aber auch am Aktienmarkt in Istanbul für Turbulenzen. Zum Wochenschluss ging die Talfahrt an der türkischen Börse weiter. Der wichtigste Aktienindex ISE 100 brach um knapp 4 Prozent ein, nachdem er bereits an den beiden Weihnachtsfeiertagen deutlich abgerutscht war. Damit hat der türkische Leitindex auf Wochensicht bislang rund 11 Prozent eingebüßt. Auch der kleinere Index BIS 30 sank am Freitag um rund 3,8 Prozent. Finanztitel gehörten angesichts der Affäre um angeblich illegale Goldgeschäfte der staatlichen Halkbank mit zu den größeren Verlierern.
Die Regierung in der Türkei wird seit Tagen von einem Korruptionsskandalerschüttert und ist in eine ihrer bislang schwersten Krisen gestürzt.Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sah sich zuletzt zu einer radikalen Umbildung seines Kabinetts gezwungen. Erdogan wechselte insgesamt zehn seiner 26 Minister aus. „Die jüngsten Meldungen unterminieren die Fassade der Wirtschaftskompetenz der Regierung“, sagte amerikanische Anlagestratege Michael Shaoul von Marketfield Asset Management. Bisher galt Erdogan als Architekt des Aufschwungs in der Türkei.
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