DüsseldorfJanet Yellen hat der Institution, die sie nun führen soll, viel zu verdanken. Nicht nur beruflich – auch privat. Es war in der Cafeteria der amerikanische Notenbank Fed, wo sie ihren späteren Ehemann George Ackerlof kennen lernte. „Wir mochten uns auf Anhieb und entschlossen uns zu heiraten,“ schreibt der spätere Nobelpreisträger Ackerlof in seiner Autobiografie. „Nicht nur unsere Persönlichkeiten passten perfekt zusammen, auch in makroökonomischen Fragen waren wir fast immer einer Meinung.“
Ackerlof gehört zu den größten Kritikern des lange Zeit in der Wirtschaftspolitik dominierenden neoklassischen Mainstreams. Jener Politik also, die eine aktive Rolle von Staat und Notenbank bei der Steuerung der Wirtschaft ablehnt. Auf der Tagung der American Economic Association (AEA) 2007 hielt Ackerlof ein flammendes Plädoyer für die Rehabilitation des Keynesianismus. Dieser plädiert im Gegensatz zur Neoklassik für eine aktivere Steuerung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage.
Yellen
Uniabschluss
1967 schließt sie ihren Bachelor in Volkswirtschaftslehre an der Brown University mit „Summa cum laude“ ab.Promotion
Dozentin in Harvard
1. Mal bei der Fed
Weitere akademische Karriere
2. Mal bei der Fed
Wirtschaftsberaterin für Clinton
3. Mal bei der Fed
In dieser Frage tickt Janet Yellen ähnlich wie ihr Mann. Bezogen auf die Geldpolitik heißt das: Sie betont nicht nur das Ziel der Preisstabilität, sondern räumt dem anderen Ziel der Fed, einer möglichst hohen Beschäftigung, mindestens ebenso viel Gewicht ein. Und Yellens Wort hat nun große Bedeutung. Sie bestimmt den geldpolitischen Kurs der wichtigsten Wirtschaftsmacht der Welt. Von ihrem Geschick hängt damit maßgeblich ab, ob eines der größten Experimente der jüngsten Wirtschaftsgeschichte gut ausgeht. Nach der Finanzkrise haben die Notenbanken der Industrieländer – allen voran der USA – zu einer sehr unkonventionellen Geldpolitik gegriffen. Um die Schwierigkeiten der Finanzkrise zu bewältigen brachen sie viele Tabus. Zum Beispiel kaufte die Fed in großen Stil Staatsanleihen. Die Notenbanken änderten ihren Kurs frei nach Keynes Devise: „Wenn die Fakten sich ändern, ändere ich meine Meinung.“ Janet Yellen steht wie kaum eine andere für diesen Kurswechsel. Wie so oft spiegelt ihre Nominierung für den Fed-Chefposten die aktuelle Entwicklung des ökonomischen Mainstreams in den USA wieder.
Ende der 70er Jahre berief US-Präsident Jimmy Carter den radikalen Inflationsbekämpfer Paul Volcker zum Fed-Chef. Damals hieß das größte Problem: Inflation. Um mehr als 15 Prozent pro Jahr stiegen die Preise. Volcker setzte alles daran, um das Problem in den Griff zu bekommen. Zweitweise erhöhte er dafür den Leitzins sogar auf mehr als 20 Prozent. Die US-Wirtschaft stürzte er mit diesem Kurs in eine Rezession. Den Kampf gegen die Inflation aber gewann er.
Seit der Finanzkrise haben sich die Prioritäten dramatisch geändert. Heute treibt Ökonomen vor allem eine Frage um: Wie lassen sich die Folgen der Finanzkrise ohne allzu hohe Arbeitslosigkeit bewältigen? Für Yellen ist klar, dass auch die Geldpolitik Antworten darauf geben muss.
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