Münzen bleiben ein Lichtblick für Gold-Fans
Die Verkäufe von Goldmünzen boomen, auch wenn der Preis für das Edelmetall selbst, wie im vergangenen Jahr, deutlich zurückfällt. Das kann als Beleg dafür gelten, wie attraktiv Gold noch immer für den Privatanleger und Sammler ist.
Der verstärkte Appetit auf physisches Gold ist einer der wenigen Lichtblicke in einem Markt, aus dem Hedgefonds und einige andere große Investoren im vergangenen Jahr flüchteten. Der Goldpreis-Future ist 2013 um 28 Prozent gefallen, so stark wie seit 1981 nicht mehr.
Aber in den Prägestätten und Münzhandlungen der ganzen Welt fliegt das Gold buchstäblich noch aus den Regalen. Die Nachfrage nach Goldmünzen stieg laut den jüngsten Zahlen des World Gold Council in den ersten drei Quartalen 2013 um 63 Prozent auf 241,6 Tonnen.
Die Verkäufe der kanadischen Goldmünze Maple Leaf kletterten im gleichen Zeitraum im Vergleich zum Vorjahr um 82,5 Prozent auf 876.000 Unzen. Bei Perth Mint, dem australischen Münz- und Barrenhersteller, zogen die Verkäufe im vergangenen Jahr um 41 Prozent auf 754.635 Unzen an, während die US-Münzanstalt 14 Prozent mehr American Eagle Goldmünzen unter die Leute brachte als 2012. Bei Silbermünzen gab es hier sogar einen neuen Rekord.
Bei Münzkäufern handelt es sich zumeist um Kleinanleger, die Gold als Versicherung gegen Finanzschocks betrachten, sagt Bart Melek, Rohstoffstratege bei TD Securities. Weil diese Anleger dazu neigen, ihr Gold jahre- oder gar jahrzehntelang zu behalten, sehen viele den jüngsten Preisrutsch als gute Gelegenheit, mehr zum günstigen Preis zu kaufen, fügt er hinzu. „Sie stehen nicht unter Druck, innerhalb eines Jahres einen Gewinn oder eine Rendite zu erzielen", sagt Melek.
Goldmarkt-Teilnehmer jeglicher Couleur haben den Münzhandel, der laut World Gold Council immerhin rund ein Zehntel der globalen Nachfrage nach dem Edelmetall ausmacht, immer fest im Blick.
Kaufwelle aus Asien
Weil 90 Prozent der Goldnutzung auf Schmuckherstellung und Investments entfällt, obliegt es den Käufern, angefangen bei indischen Bräuten über den deutschen Münzsammler bis zum US-Pensionsfonds, die rund 4.500 Tonnen jährlich neu produzierten Goldmengen aufzusaugen.
Viele Händler und Analysten glauben, dass schon im vergangenen April eine Kaufwelle asiatischer Münz- und Schmuckhändler dabei geholfen hat, am Goldfutures-Markt einen zweitägigen Kursrutsch von 13 Prozent zu stoppen.
Einige glauben, dass die anhaltenden physischen Goldkäufe einen weiteren Preissturz verhindern werden, weil immer klarer werde, dass eine Kerngruppe von Investoren im Markt bleiben will, sagt Jeffrey Christian, Managing Partner bei der Beratungsgesellschaft CPM Group LLC in New York. „Der Goldpreis wird vor allem vom physischen Angebot und der Nachfrage bestimmt, wobei die Investment-Nachfrage der wichtigste Einflussfaktor für den Goldpreis ist", sagt Christian.
Im vergangenen Jahr ist der Goldpreis mit der Aussicht auf ein baldiges Ende des Stimulus-Programms der US-Fed regelrecht eingebrochen. Die Anleihekäufe hatten den Dollar zuvor geschwächt und Inflationssorgen befeuert, was viele Anleger dazu veranlasst hat, in Gold zu investieren. Am 18. Dezember teilte die Fed nun mit, dass sie ab Januar ihre Anleihekäufe reduzieren werde. Einen Tag später fiel der Gold-Futures auf ein Dreijahrestief bei 1.195 Dollar je Feinunze.
„Gold beruhigt einfach"
Am Donnerstag schloss der Futures 1,9 Prozent höher bei 1.225 Dollar je Feinunze. Gleichwohl liegt das immer noch 35 Prozent unter dem Rekordhoch von 1.888,70 Dollar vom August 2011. Seit April befindet sich Gold offiziell in einem Bärenmarkt, definiert durch einen mindestens 20-Prozent-Kursrückgang vom vorherigen Hoch. 2013 verbuchte der Goldpreis zudem den ersten Jahresverlust seit 2000. Viele Analysten glauben, dass der Dollar, der am Donnerstag gegen die meisten Währungen gestiegen ist, wohl noch weiter steigen und damit die Kaufgründe für Gold schwächen wird.
Aber die Sorgen vor Inflation treiben einige Goldkäufer wie den 60-jährigen Jimmy McClintock aus Rockwall, Texas, weiter um. Er legte sich in der vergangenen Woche erneut eine Goldmünze American Buffalo zu und erweiterte damit seine seit den 1990ern aufgebaute Sammlung. „Es ist für mich offensichtlich, dass unser Dollar irgendwann an Wert verlieren wird", sagt McClintock, der eine kleine Postfiliale betreibt. „Gold beruhigt einfach. Es ist ein Rohstoff, den jeder in der Welt kennt. Und man muss kein Experte sein, um ihn zu verstehen."
Michael Barber, dem die Arcade Coin & Stamp Galleries in Toronto gehören, sagt, er habe jüngst einige 100 Jahre alte kanadische Münzen gescheffelt, die die Royal Canadian Mint MNT.T +1,42% angeboten habe, nachdem sie das „überraschende" Interesse von Käufern erkannt hat, die diese als Investment betrachten.
Barber sagt, dass Sammlermünzen normalerweise keine guten Investments seien, weil zu viele davon produziert würden und die Prägestellen dazu neigten, sie über dem Marktpreis für Gold zu verkaufen. Aber diese Faktoren hätten die Käufer bisher nicht abgeschreckt. „Die Leute kaufen sie wegen der Vermarktung", sagt er. „So lange sie beworben werden, gibt es eine Menge Hype und Interesse."
Dennoch, die Bedeutung von Goldmünzen ist in den vergangenen Jahren vom schnellen Wachstum der börsengehandelten Fonds (ETF) übertroffen worden, sagen einige Analysten. ETFs wie der SPDR Gold Trust GLD +1,09% erlauben es Anlegern, sehr schnell große Goldpositionen zu kaufen oder zu verkaufen, ohne mit dem Edelmetall selbst etwas zu tun zu haben. Die gesamten Goldbestände der der ETF-Fonds sind im vergangenen Jahr laut TD Securities aber um knapp 28 Millionen auf 56,67 Million Unzen gesunken.
Längerer Anlagehorizont
Hedgefonds haben zudem die Möglichkeit, sich Geld zu leihen, um sich Future-Kontrakte oder Optionen zu kaufen, während Münzkäufer eher in bar zahlen, was die Menge ihrer Käufe begrenzt, sagt TD-Securities-Analyst Melek. „Der Einfluss von Akteuren wie Hedgefonds ist deshalb zumeist größer als der von physischen Goldkäufern", sagt Melek. „Relativ wenig Geld gibt ihnen eine riesige Marktmacht."
Anders als Hedgefonds, die verschwinden können, wenn die Preise fallen, setzen Münzkäufer auf den langen Atem. Nach der Geburt ihrer Zwillingstöchter vor zwei Jahren hat Nelam Molnar, eine 30-jährige Anwältin und Immobilienmaklerin aus Los Angeles, entschieden, jedes Jahr zu deren Geburtstag zwei Goldmünzen zu kaufen, bis sie 21 werden. Sie glaubt fest daran, dass die Münzen in mehr als zwanzig Jahren mehr wert sein werden als heute. Sie erinnert sich, dass ihre Eltern Gold noch für 800 Dollar je Feinunze gekauft hatten, als sie an der High School war.
„Die meisten Menschen, die physisches Gold kaufen, tun das nicht aus demselben Grund, aus dem man Aktien kaufen würde", sagt Mike Getlin von Merit Financial, einem Münzhändler in Santa Monica, Kalifornien. „Sie haben zumeist einen viel längeren Anlagehorizont. Sie neigen dazu, es für immer zu kaufen und Eigentümerstolz spielt eine große Rolle."
Ein ähnlicher Trend ist auf dem Silbermarkt zu beobachten, wo die Münzverkäufe der US Mint 2013 auf ein Rekordhoch von 42,675 Million Feinunzen gestiegen ist, obwohl der Silberpreis um 36 Prozent auf 19,339 Dollar gefallen ist.
—Mitarbeit: Nirmala Menonhttp://www.wsj.de/article/SB10001424052702304325004579298263486860426.html
Sehr, sehr interessanter Beitrag. Ich interessiere mich sehr für das Thema Münzen und Münzsammlungen. Ich sammel selber seit Jahren und bin froh, zu lesen, dass die prognosen für den Verkauf weiterhin gut stehen. :-)
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