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Donnerstag, 2. Januar 2014

"Schattenlager" nennen Insider die versteckten Depots. Denn diese Magazine entziehen sich dem Zugriff der Branchenwächter. Und die Bestände, die dort schlummern, werden nicht offengelegt. Traditionell werden diese Metalle eigentlich in Hallen verwahrt, die zur London Metal Exchange (LME) gehören. Doch die Schattenlager werden außerhalb des Depotsystems der Rohstoffbörse betrieben. Und diese Schlupfwinkel finden sich überall - in Malaysia genau so wie in den Niederlanden.

Geheime Schattenlager bedrohen den Metallmarkt

    Von TATYANA SHUMSKY
[image]Eva Vazquez
Das Metall dieser Welt verschwindet nach und nach im Verborgenen. Banken, Hedgefonds, Rohstoffhändler und andere Marktteilnehmer ziehen Abermillionen Tonnen Aluminium, Kupfer, Nickel und Zink ab und schaffen die Werkstoffe in Geheimverstecke, die auf dem gesamten Globus verteilt sind.
"Schattenlager" nennen Insider die versteckten Depots. Denn diese Magazine entziehen sich dem Zugriff der Branchenwächter. Und die Bestände, die dort schlummern, werden nicht offengelegt. Traditionell werden diese Metalle eigentlich in Hallen verwahrt, die zur London Metal Exchange (LME) gehören. Doch die Schattenlager werden außerhalb des Depotsystems der Rohstoffbörse betrieben. Und diese Schlupfwinkel finden sich überall - in Malaysia genau so wie in den Niederlanden.
Bis Oktober sei eine Rekordmenge von sieben bis zehn Millionen Tonnen Aluminium hinter den hohen Toren dieser obskuren Einrichtungen weggepackt worden, schätzen mehrere Analysten. Der verborgene Metallberg überragt damit die Menge an Aluminium bei weitem, die in Lagerhallen ruht, die von der LME zugelassen sind. In den LME-Depots befanden sich nach dem Stand vom vergangenen Dienstag nämlich nur 5,5 Millionen Tonnen Aluminium, wie die Terminbörse mitteilt. Noch vor zwölf Monaten hatte sich das verwahrte Aluminium in etwa zu gleichen Teilen auf Schattenlager und Hallen der LME verteilt.
Doch nicht nur Aluminium, auch andere Industriemetalle werden in immer größeren Mengen an Orte verbracht, die im Dunkeln liegen, haben Analysten beobachtet.
Die Hersteller und Abnehmer dieser Werkstoffe sind alarmiert. Sie rüsten sich für mögliche wilde Ausschläge bei den Metallpreisen. Denn für die Marktteilnehmer wird es immer schwieriger, genau vorauszusagen, wie hoch die Metallvorräte eigentlich sind. Da niemand einen genauen Einblick hat, wie viel Metall im Schattensystem lagert, werde die Preisfindung nach Auskunft er Hersteller immer komplizierter.
Dass so viel Metall in undurchsichtigen Depots verschwindet, sorge bereits jetzt für unvorhersehbare Kursbewegungen, klagen Analysten und Händler. Wenn etwa eine große Menge Metall, die niemand auf der Rechnung hatte, plötzlich auf den Markt komme, werde man schnell auf dem falschen Fuß erwischt.
"Das ist ein echtes Problem für jeden in der Branche, dass Metall an einen Standort abgezogen werden kann, der nicht meldepflichtig ist, und kein Erwartungshorizont oder Termin genannt wird, wann es wieder verfügbar sein wird", erläutert Nick Madden. Er ist Senior Vice President von Novelis und im Vorstand der Firma für die Lieferkette zuständig. Novelis stellt in Atlanta Aluminiumprodukte her und gehört weltweit zu den größten Abnehmern des Werkstoffs. "Die Gefahr dabei ist, dass das Metall künftig von immer weniger Akteuren kontrolliert wird, deren Interessen und Geschäftsmodell möglicherweise denen der Endverbraucher entgegenstehen", warnt er.

Industriemetalle für Alltagsgegenstände nötig

Industriemetalle werden für alle nur erdenklichen Gegenstände des täglichen Gebrauchs benötigt. Aus ihnen werden Aluminiumgetränkedosen hergestellt oder Kupferdrähte in Kühlschränken und verzinkte Stahlabdeckungen für Hausdächer gefertigt. Kommt es bei den Ausgangsstoffen zu Preisturbulenzen, kann es im Fall eines kräftigen Anstiegs teurer werden, diese Alltagsgüter zu produzieren. Fallen die Preise aber unter ihre Herstellungskosten, kann dies wiederum bei den Minen oder Hütten zu einer Produktionsminderung führen.
Und eben weil diesem Schattensystem die Transparenz fehlt, wird es für jene Marktteilnehmer immer attraktiver, die Profit aus Informationen schlagen wollen, über die andere Käufer und Verkäufer nicht verfügen. Einige Unternehmen wollten mit Hilfe der geheimen Lager auch nur Geld sparen und eine billigere Alternative zu den LME-Depots nutzen, die im Vergleich zur nicht regulierten Verwahrung zehn Mal mehr kosten können, berichten Analysten und Händler.
Allerdings müssten sich die Metallbesitzer darauf einstellen, dass ihnen Banken höhere Zinsen abverlangen, wenn sie Metall, das in Schattenlagern gebunkert ist, als Sicherheit für Kredite heranziehen wollen. Denn nach Einschätzung der Banken sind die Lagerhallen des LME-Systems weniger riskant, erklären Analysten.
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