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Mittwoch, 9. April 2014

Die Deutsche Bank hat mit dem Verkauf einer neuen griechischen Staatsanleihe begonnen. Es liegen bereits Gebote über 10 Milliarden Euro vor. Nach über vier Jahren wagt sich Griechenland damit an den Kapitalmarkt zurück.


Comeback am FinanzmarktRiesiges Interesse an Griechen-Anleihe

  ·  Die Deutsche Bank hat mit dem Verkauf einer neuen griechischen Staatsanleihe begonnen. Es liegen bereits Gebote über 10 Milliarden Euro vor. Nach über vier Jahren wagt sich Griechenland damit an den Kapitalmarkt zurück.
Griechenland könnte schon am Donnerstag erstmals seit mehr als vier Jahren eine Anleihe am Kapitalmarkt plaziert haben. Die Deutsche Bank vermarktet derzeit eine fünfjährige Anleihe, die am 17. April 2019 fällig wird. Angeblich sollen Zeichnungsaufträge über 10 Milliarden Euro vorliegen. Sie stammen, wie zu hören ist, zu einem nicht geringen Teil von Hedgefonds.
Eine Verzinsung der Anleihe ist derzeit noch nicht festgelegt. Frühere Schätzungen von Banken gingen von einer Rendite der Anleihe von rund 5,3 Prozent aus. Nur bei einem sehr starken Interesse internationaler Anleger wurde eine Rendite von weniger als 5 Prozent für möglich gehalten. Jetzt könnte dies eintreffen.
Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters strebte die griechische Regierung Einnahmen von bis zu 2,5 Milliarden Euro an. Jetzt dürfte es offenbar erheblich mehr sein.
Großes Interesse findet am Mittwoch jedenfalls die im Rahmen des Schuldenschnitts 2012 im Austausch für die ausgefallenen Alt-Anleihen ausgegebene Anleihe mit zehnjähriger Restlaufzeit (siehe Kurschart). Am Morgen hatte deren Rendite noch bei mehr als 6 Prozent gelegen. Mittlerweile ist diese auf 5,84 Prozent gefallen.
  Kurs der griechischen Anleihe von 201209.04.2014 16:25 Uhr
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Aktueller Kurs80,50 
Veränderung zum Vortag+1,50 (+1,90 %)
Volumen heute4,0 Tsd. Stück
52 Wochen Hoch79,41
52 Wochen Tief46,75
Vor zwei Jahren - als private Anleger bei einem Schuldenschnitt 130 Milliarden Euro verloren - lag diese noch bei rund 40 Prozent. „Noch vor einem Jahr war es undenkbar, dass Griechenland den Kapitalmarkt anzapft“, sagt Alessandro Giansanti, Zinsstratege bei der Großbank ING. „Jetzt ist es Realität.“
Die laufende Plazierung wird ganz offenkundig als Signal gewertet, dass die Kreditwürdigkeit Griechenlands besser eingeschätzt wird. Je nach Erfolg der Plazierung scheint es auch nicht ausgeschlossen, dass das Rating des Landes weiter angehoben wird. Dies gilt vor allem für die Note der Agentur Moody's, die mit „Caa3“ die schlechstmögliche Note vergibt. Die Konkurrenten S&P und Fitch bewerten die Bonität mit „B-“ drei Notenstufen besser.
Indes wird die Anleihe auch nach dem für Gläubiger günstigeren britischen und nicht nach griechischem Recht begeben, um ihre Attraktivität für internationale Anleger zu steigern. Dies und auch der Renditeabstand zu italienischen und spanischen Anleihen zeigen, dass der Kapitalmarkt Griechenland nach wie vor als ein Land mit sehr schwacher Bonität einschätzt. So rentierten fünfjährige italienische Staatspapiere derzeit mit 1,81 Prozent. Die Rendite des spanischen Pendants lag bei 1,74 Prozent. Deutsche Bundesanleihen rentieren mit 0,65 Prozent.
Griechenland hatte zuletzt im März 2010 eine fünfjährige Anleihe begeben. Um seinen Finanzbedarf zu decken, ist das Land seither auf Hilfen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Euro-Partner angewiesen. Diese Hilfskredite werden mit rund 2 Prozent verzinst. Das Land will nun das Interesse der Anleger testen, bevor es Anstrengungen unternehmen wird, sich wieder vollständig über den Markt zu finanzieren.

Günstige Marktlage

Wie das Athener Finanzministerium nun bestätigte, sind in den Berechnungen für das letztjährige Haushaltsdefizit und für den Primärüberschuss (ohne Berücksichtigung der Zinsaufwendungen) weder die Rekapitalisierung der griechischen Banken noch die aktuellen Lieferantenschulden des griechischen Staates enthalten. Die Rekapitalisierung der Banken wird nur auf die Schulden Griechenlands angerechnet.
Griechenland profitiert derzeit davon, dass Anleger Geld aus Schwellenländern abziehen. Allein aus Russland flossen im ersten Quartal mehr als 50 Milliarden Dollar ab. Da besser bewertete Staatsanleihen nur sehr niedrige Zinsen abwerfen, haben Investoren die Euro-Krisenländer wiederentdeckt und bauen auf wirtschaftliche Fortschritte. So wuchs die griechische Produktion im Februar mit 1,7 Prozent bereits den dritten Monat in Folge. Einen so langen Aufwärtstrend gab es seit 2007 nicht mehr.
Auch griechische Banken waren mit Plazierungen erfolgreich. So warb die Piräus Bank vor wenigen Wochen mit einer dreijährigen Anleihe über 500 Millionen Euro bei einer Ausgaberendite von 5,13 Prozent ein. Kurz danach nahmen die Piräus Bank und die Alpha Bank am Aktienmarkt zusammen rund 3 Milliarden Euro neues Eigenkapital auf.

Immobilien im Wert von 500 Millionen Euro im Verkauf

Griechenland ist derzeit auch an anderer Stelle damit befasst, Geld aufzutreiben. Derzeit bereitet das Land den Verkauf von Immobilien im Gesamtwert von bis zu 500 Millionen Euro für das Jahresende vor. Der Chef des griechischen staatlichen Beteiligungsfonds Hellenic Republic Asset Development Fund, Andreas Taprantzis, nannte der Nachrichtenagentur Bloomberg  einen Minimalwert des Portfolios von 350 Millionen Euro.
Auch der Fonds setzt auf das wiederkehrende Vertrauen der Investoren in griechische Beteiligungen. In den vergangenen 14 Monaten seien bereits Transaktionen im Umfang von fünf Milliarden Euro vollzogen worden, sagte der Fondschef, davon 1,8 Milliarden Euro für Immobilien. „Die Stimmung hat mächtig gedreht. Nach einer zögerlichen Phase sind die Anleger nunmehr an den Chancen interessiert, die ihnen Griechenland zu bieten hat”, sagte Taprantzis.

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