Russland erwägt Alternative zum SWIFT-System der Banken
Erscheinungsdatum Website: 29.04.2014 16:05:06
Erscheinungsdatum Publikation: 30.04.2014
MOSKAU (Dow Jones)--Zum Schutz des eigenen Bankensystems vor absehbaren westlichen Sanktionen im Zuge der Krise in der Ukraine erwägt Russland den Aufbau eines nationalen Systems für Bankentransaktionen. Der stellvertretende Finanzminister Alexej Moisejew sagte am Dienstag in Moskau, "es gibt einen Gesetzentwurf, mit dem sichergestellt ist, dass die komplette SWIFT-Kommunikation russischer Banken in Russland bleibt."
SWIFT, eine internationale Gesellschaft der Banken mit Sitz in Belgien, betreibt ein Kommunikationsnetz, mit dem alle Transaktionen zwischen Banken, Brokern und Börsen abgewickelt werden. Tausende Institute weltweit verlassen sich auf den sicheren Datenverkehr des SWIFT-Netzes.
Moisejew sagte, man wolle Problemen vorbeugen, wie sie einige russische Banken im März mit den internationalen Zahlungsabwicklern Visa und Mastercard gehabt hätten, nachdem die USA Sanktionen im Zusammenhang mit der Annexion der Halbinsel Krim verhängt hatte.
Visa und Mastercard erklärten im März, sie würden die Bank Rossija und drei mit ihr verbundene Institute Sobinbank, Investcapitalbank und SMP Bank nicht weiter bedienen. Bei zwei der Banken nahmen die Kreditkartenfirmen den Service zwar kurzfristig wieder auf, stoppten ihn jedoch umgehend angesichts der am Montag verhängten neuerlichen Sanktionen.
Um die Banken des Landes zu schützen, will Russland ein nationales Zahlungssystem etablieren, das unabhängig von den globalen Giganten der Kreditkartenbranche funktioniert. Russische Banken haben das bereits mehrfach versucht, konnten sich aber mit ihrem Angebot bei den Kreditkartennutzern in Russland gegen die amerikanische Konkurrenz nicht durchsetzen, die ein global funktionierendes System anbietet.
Jetzt will das Finanzministerium nach der gleichen Logik ein eigenes Kommunikationssystem für russische Banken aufsetzen, wie Moisejew sagte. Im Falle von SWIFT ist das nach seiner Darstellung einfacher, weil es hier nicht die Probleme mit geistigem Eigentum gebe. Sollte SWIFT sich weigern, ein in Russland ansässiges System anzuerkennen, werde man gegebenenfalls ein eigenes Netz aufbauen.
Vor Jahren habe Russland bereits ein dem SWIFT-System vergleichbares Netz gehabt, so Moisejew. Das sei jedoch nicht mehr benutzt worden, nachdem Banken und Finanzinstitute auf das viel verbreitetere System umgeschwenkt seien.
DJG/WSJ/sgs
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