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Freitag, 18. April 2014

Mit einem Zins von 4,75 Prozent ist die fünfjährige Anleihe Griechenlands das Papier, das von den Neuemissionen der vergangenen Tage am attraktivsten verzinst wird. Ob die hohe Schuldenlast Griechenlands, dessen Schuldenschnitt den Investoren Verluste von 100 Milliarden Euro bescherte, tragbar ist, darüber bestehen berechtigte Zweifel. Wenn die Privatanleger die Lehren aus dem Schuldenschnitt inzwischen verdrängen, gibt es nur eine Erklärung: Die hohe Rendite blendet sie.


AnleihenmarktDie Not zwingt zum Risiko

  ·  Bei Privatanlegern erfreuen sich Griechenlandanleihen großer Beliebtheit. Offenbar haben sie den Schuldenschnitt verdrängt. Zwei neue Anleihen sind dagegen auch etwas für weniger Risikofreudige.
© REUTERSVergrößernEs geht aufwärts: Thomas Ebeling, Vorstandsvorsitzender der ProSiebenSat.1 Media AG. Zum ersten Mal seit zehn Jahren hat das Unternehmen wieder eine Anleihe ausgegeben.
Der deutsche Privatanleger vergisst schnell. Zumindest kann im Fall von Griechenland nicht die Rede davon sein, dass er nachtragend ist. In dieser Woche meldete die Börse Stuttgart, die sich sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen als führender Handelsplatz für Privatanleger betrachtet, ein hohes Interesse an der neuen griechischen Staatsanleihe. Natürlich lässt sich hinterfragen, wie repräsentativ die 51 Handelstransaktionen im Volumen von 3,7 Millionen Euro sind, die in Stuttgart am Montag mit dem erst in der vergangenen Woche emittierten Titel gezählt wurden.
Aber das rege Interesse der deutschen Privatanleger an der griechischen Staatsanleihe überrascht nicht. Angesichts der niedrigen Zinsen – der Bund stockte am Mittwoch die zehnjährige Anleihe um 4 Milliarden Euro zu einer Rendite von weniger als 1,5 Prozent auf – sind nicht nur die Privatanleger gezwungen, mehr Risiko in Kauf zu nehmen. Auch institutionelle Anleger wie Versicherer oder Pensionsfonds weichen auf weniger sichere Schuldtitel aus, um etwas mehr Zinsertrag zu bekommen. Der Boom bei hochverzinslichen Anleihen von Unternehmen mit schwächerer Kreditwürdigkeit zeugt davon.
Mit einem Zins von 4,75 Prozent ist die fünfjährige Anleihe Griechenlands das Papier, das von den Neuemissionen der vergangenen Tage am attraktivsten verzinst wird. Ob die hohe Schuldenlast Griechenlands, dessen Schuldenschnitt den Investoren Verluste von 100 Milliarden Euro bescherte, tragbar ist, darüber bestehen berechtigte Zweifel. Wenn die Privatanleger die Lehren aus dem Schuldenschnitt inzwischen verdrängen, gibt es nur eine Erklärung: Die hohe Rendite blendet sie. Das ist nichts Neues, denn die Beispiele vom grauen Kapitalmarkt – wie zuletzt etwa die Genussscheine des Windparkbetreibers Prokon – sind reichlich, und nicht immer lassen sie Mitgefühl mit den betroffenen Anlegern aufkommen.

Wenig Zins aber erstklassiges Rating

Der Zins, den Griechenland zahlt, wirkt zudem nicht wirklich hoch. Aber hier verzerrt die Niedrigzinsphase die Wahrnehmung. Denn Griechenland schneidet im Vergleich zu Rumänien deutlich schlechter ab. Das südosteuropäische Land begab eine zehnjährige Anleihe über 1,25 Milliarden Euro und zahlt darauf einen jährlichen Zins von 3,625 Prozent. Dieser fällt um einen Prozentpunkt geringer aus als für Griechenland, obwohl die Laufzeit für die rumänische Staatsanleihe doppelt so lang ist. In der Fußballersprache würde man von einer „Klatsche“ für Griechenland sprechen. Aber in Athen ist man froh, wieder Zugang zum Kapitalmarkt erhalten zu haben.
Privatanleger sollten auf zwei deutsche Emittenten blicken, die neue Anleihen mit einem Mindestanlagevolumen von 1.000 Euro begeben haben. Wenig Zins, aber Sicherheit bietet die Bayerische Landesbodenkreditanstalt, die als Förderinstitut für Wohnungsbaupolitik und Partner der Kommunen die volle Haftung des Freistaats genießt. Damit liegt das Rating auf der höchsten Stufe von „AAA“. Die zehnjährige Anleihe über 500 Millionen Euro wird mit 1,75 Prozent jährlich verzinst. Für einen siebenjährigen Titel über 600 Millionen Euro zahlt die Mediengruppe Pro Sieben jährlich 2,625 Prozent. Es war die erste Anleihe seit zehn Jahren. Entsprechend hoch fiel die Nachfrage mit mehr als 2 Milliarden Euro aus. Das Interesse an dem Unternehmen, das keine der großen Ratingagenturen bewertet, erklärt sich mit der zuletzt guten Geschäftsentwicklung.

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