Donnerstag, 23. Juli 2015
700 Hinrichtungen in sechs MonatenIran steigert Zahl der Exekutionen dramatisch
In der ersten Jahreshälfte hat das iranische Regime bereits fast so viele Menschen hingerichtet wie im gesamten vergangenen Jahr. Menschenrechtler schlagen Alarm. Der Bundeswirtschaftsminister sieht aber kein Hindernis für gute Geschäfte mit Teheran.
Im Iran sind seit Jahresbeginn laut Amnesty International bereits fast 700 Menschen hingerichtet worden. Die Menschenrechtsorganisation zeigte sich alarmiert über die beispiellos hohe Zahl von Exekutionen. Demnach wurden zwischen dem 1. Januar und dem 15. Juli landesweit 693 Menschen hingerichtet. Wenn dies so weitergehe, werde der Iran bald die bereits extrem hohe Zahl der Hinrichtungen im vergangenen Jahr übertreffen, warnte Amnesty. Selbst während des islamischen Fastenmonats Ramadan seien vier Menschen exekutiert worden.
Die Organisation beklagte, dass die Todesurteile von Gerichten gefällt werden, die weder unabhängig noch unparteiisch seien. "Die iranischen Behörden sollten sich schämen, hunderte Menschen hinzurichten ohne jede Beachtung der grundlegenden Rechtsprozeduren", erklärte der Amnesty-Vertreter Said Boumedouha. Demnach sind die Gründe für den Anstieg der Hinrichtungszahl unklar. Die meisten Verurteilten wurden wegen Drogendelikten hingerichtet. Laut Kritikern werden allerdings Oppositionelle oft wegen angeblicher Drogenverbrechen verurteilt, um sie zum Schweigen zu bringen.
Menschenrechte vs. Wirtschaftsbeziehungen
Auch in Saudi-Arabien wurde eine starke Zunahme der Exekutionen registriert. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warf dem wahhabitischen Königreich vor, eine "Kampagne des Todes" zu verfolgen. Demnach wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres mehr als hundert Menschen enthauptet. Dies waren mehr als im ganzen Jahr 2014.
Wegen seiner Reise in den Iran vor wenigen Tagen und seiner Bemühungen zu Verbesserung der Wirtschaftsbeziehungen ist auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel massiv in die Kritik geraten. In der Bundespressekonferenz verteidigte der SPD-Vorsitzende seinen Trip: Wenn man die Menschenrechtslage als Argument heranführe, ob man mit einem Land Wirtschaftsbeziehungen haben dürfe, "dann allerdings müssen wir über ganz andere Länder auch reden. Tun wir aber nicht. Tun auch die, die das kritisieren, nicht".
Quelle: n-tv.de , mbo/AFP/DJ
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