Spar-VerhandlungenGriechenland steht vor einer neuen Rezession
Die Wirtschaftsaussichten für Griechenland sind desaströs. Und einem Medienbericht zufolge überlegt die Troika deshalb schon, den Sparkurs merklich zu lockern.
24.07.2015
Griechenlands Wirtschaft steht im laufenden Jahr ein weiterer Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von 2,5 Prozent bevor. Die Arbeitslosenquote, die inzwischen ein Jahr lang gesunken ist, werde wieder steigen. Dies sind die Vorhersagen des unternehmernahen griechischen Wirtschaftsforschungsinstituts Iobe.
Die jüngsten Ereignisse, mit der Möglichkeit eines finanziellen Zusammenbruchs der Banken und des griechischen Staates sowie der Gefahr eines ungeordneten Ausscheidens aus der Währungsunion, werden nach Ansicht von Iobe-Generaldirektor Nikos Vettas nur schwer zu überwinden sein. So lange es kein Vertrauen in die wirtschaftliche Zukunft und in den Fortbestand der Banken gebe, habe Griechenland wenig Aussicht auf wirtschaftliche Erholung. Aus Sicht des Wirtschaftsprofessors Vettas brauche Griechenland daher einen wirtschaftlichen Kurswechsel. Das Land müsse ein mit den europäischen Partnern entwickeltes Reformprogramm so schnell wie möglich umsetzen.
Die negativen Aussichten für 2015 stehen in krassem Gegensatz zu der optimistischen Schätzung eines Wachstums von 2,9 Prozent, die dieEuropäische Kommission im Herbst abgegeben hat. Seither sind die Prognosen immer weiter nach unten korrigiert worden. Bei einer Rezession von 2,5 Prozent im Jahr 2015 müssen entweder die Weichen für eine schnelle Erholung gestellt werden, oder die jüngsten Eckwerte für den Staatshaushalt sind Makulatur.Darüber wird in den kommenden Tagen mit den europäischen Delegationen diskutiert, die in Athen zu Gesprächen über ein drittes Reformprogramm eingetroffen sind.
Troika hält Etatziele angeblich für illusorisch
Die Troika aus Europäischer Zentralbank (EZB), EU-Kommission und Internationalem Währungsfonds (IWF) überlegt einem Bericht von „Spiegel online“ zufolge bereits, den Sparkurs in Griechenland merklich zu lockern. Die zuletzt angepeilten Etatziele würden von der Troika mittlerweile für illusorisch gehalten, berichtete das Nachrichtenportal. Die Gläubiger rechneten nicht mehr damit, dass Griechenland dieses Jahr einen Primärüberschuss von einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts erzielt. Auch für die nächsten Jahre will sich die Troika dem Bericht zufolge mit geringeren Überschüssen zufrieden geben als bislang geplant. Für 2016 wird demnach ein Plus von einem Prozent angepeilt, statt den bisher vorgesehenen zwei Prozent. 2017 soll der Primärüberschuss ebenfalls geringer ausfallen als die vorgegebenen drei Prozent. Ein solcher Sanierungsrabatt würde die langfristige Schuldentragfähigkeit Griechenlandsinfrage stellen, an die besonders der IWF weitere Hilfen knüpft.
Vorerst muss die griechische Wirtschaft zudem noch mit den Folgen der Kapitalausfuhrkontrollen zurechtkommen. Der Verband der Nahrungsmittelunternehmen befürchtet in der Hochsaison Engpässe in der Versorgung, wenn Griechenlands Behörden nicht den Weg freimachten für die nötigen Einfuhren. Am Freitag hat die Zentralbank die Vorschriften für den Import von Waren und Rohstoffen gelockert.
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