Bombardierung von Stellungen der PKK und des IS
Die Türkei greift an zwei Fronten an
Die «Anti-Terror-Operation» der türkischen Armee beunruhigt die irakisch-kurdischen Behörden. Derweil fordert die Türkei ein ausserordentliches Nato-Treffen, um über die Militäraktionen in Syrien und im Irak zu beraten.
Nach den Luftangriffen auf Stützpunkte des Terrornetzwerks Islamischer Staat (IS) hat die türkische Armee am Wochenende erstmals seit 2011 Stellungen der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) im Nordirak bombardiert. Laut Angaben Ankaras wurden Lagerhäuser, Baracken der Rebellen und deren Hauptquartier in den Kandil-Bergen angegriffen. Der staatliche Fernsehsender TRT berichtete, am Sonntag seien F-16-Maschinen vom Luftwaffenstützpunkt Diyarbakir gestartet, um Ziele der PKK anzugreifen.
Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte, sein Land habe eine Kampagne gegen alle Terrororganisationen gestartet. Ankara führte mit der PKK seit 2012 Verhandlungen über eine Beilegung des jahrzehntealten Konflikts.
Gewalt und Gegengewalt
Die Intervention im Nordirak erfolgte in Reaktion auf mehrere Anschläge der PKK, bei denen vergangene Woche drei Angehörige der Sicherheitskräfte getötet wurden. Die Gewaltspirale drehte sich in der Nacht auf Sonntag indes weiter: Wie die Armeeführung mitteilte, geriet in der kurdisch geprägten Provinz Diyarbakir im Südosten der Türkei ein Militärkonvoi in einen Hinterhalt. Dabei kamen zwei Soldaten ums Leben, vier weitere wurden verletzt. Die Armee bezichtigte die PKK der Urheberschaft.
Nach Darstellung der regierungsnahen Presse zeigen die irakisch-kurdischen Behörden vollstes Verständnis für die Intervention im Nachbarland. Der Regionalpräsident Masud Barzani drückte derweil in einer schriftlichen Erklärung Missbehagen über die gefährliche Lage aus, in die man geraten sei. Das Parlament der autonomen Region im Nordirak hatte die Luftangriffe scharf verurteilt.
Gerangel um Incirlik
Ein Sicherheitsberater des amerikanischen Präsidenten Obama, Ben Rhodes, gestand der Türkei das Recht zu, gegen terroristische Ziele vorzugehen. Ein anderer hochrangiger Mitarbeiter der Administration stellte aber klar, es bestehe kein Zusammenhang zwischen den Angriffen auf die PKK und der Beanspruchung des Luftwaffenstützpunkts Incirlik. Ankara und Washington waren am Donnerstag nach langem Hin und Her übereingekommen, dass die Nato-Militärbasis für Operationen gegen den IS genutzt werden kann. Der Aussenminister Mevlüt Cavusoglu präzisierte, dass bezüglich Incirlik ein Grundsatzentscheid gefallen sei, doch müssten jetzt noch rechtliche Verfahren abgeschlossen werden, bis der Stützpunkt freigegeben werden könne. Die jüngsten Einsätze gegen den IS und die PKK seien ohne Beteiligung amerikanischer Streitkräfte erfolgt, fügte Cavusoglu an.
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