Griechische BörseTipps für die Wiedereröffnung
Die griechische Börse ist zu, die Aussichten eher trübe. Wagemutige bereiten sich aber schon auf die Wiedereröffnung vor - mit einigen heißen Tipps.
22.07.2015, von MARTIN HOCK
Die Börse in Athen ist dicht, eine Änderung nicht in Sicht. Seit dem 26. Juni wird nicht mehr gehandelt und angesichts der Kapitalverkehrskontrollen ist eine Öffnung derzeit nicht möglich. Ein Komitee aus Nationalbank, der Kapitalmarktkommission und des Finanzministeriums arbeite an einem Dekret, das Ausnahmen von den Kontrollen zulassen soll, die für einen geregelten Börsenbetrieb vonnöten seien, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag. Im besten Fall aber könne die Börse schon am Donnerstag wieder öffnen.
Die Vereinigung der Börsenmitglieder warnt unterdessen davor, die Börse zu öffnen, bevor nicht alle Kontrollen aufgehoben sind. Dies würde die Preisbildung beeinflussen und die Glaubwürdigkeit des Börsenplatzes untergraben. Alle Marktteilnehmer, das heißt In- wie Ausländer müssten gleich behandelt werden. Gleichzeitig drängt die Vereinigung zum Handeln: Eine fortdauernde Schließung könnte dazu führen, dass die Athener Börse aus internationalen Indizes herausgenommen und der Markt damit bedeutungslos würde. Zudem drohe die Gefahr, dass international tätige heimische Gesellschaften der griechischen Börse den Rücken kehrten.
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Der Athener Index ASE schloss am 26. Juni bei 797,52 Punkten zwei Prozent im Plus und zwei Drittel über seinem Allzeittief vom Juni 2012. Derzeit sieht es nicht danach aus, dass er diesen Stand wird halten können. Insbesondere die Kurse der Bank-Aktien könnten unter Druck geraten, weil es diesen schlechter geht als je zuvor. Aber auch die Aussicht auf die bevorstehende Privatisierung könnte Investoren zur Zurückhaltung veranlassen.
Auf der anderen Seite dürfte es einige anti-zyklische Investoren geben. Besonders Gesellschaften, die stark auf den Export ausgerichtet seien und über eine hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit verfügten, seien attraktiv, meint Christos Arbaras, Geschäftsführer der Nürnberger Vermögensverwaltung Anodos. Finanziell starke Unternehmen mit erfolgreichen Geschäftsmodellen und positiven Mittelzuflüssen seien im griechischen Markt keine Seltenheit. Das wurde bislang aber gerne übersehen.
Fünf Aktientipps
Anodos empfiehlt besonders fünf Aktien, die auch die größten Werte im hauseigenen Hellas Opportunities Fund sind.
Der Baumaterialhersteller Titan Cement mache 86 Prozent des Umsatzes im Auslands. Besondere Chancen gebe es in den Vereinigten Staaten und im nordostafrikanischen Raum, vor allem in Ägypten. Auch die Deutsche Bank empfahl die Aktie Mitte Juni mit einem Kursziel von 25,50 Euro zum Kauf, nachdem sie zuvor empfohlen hatte den Titel zu halten. Die Bewertung reflektiere nicht die Fundamentaldaten.
Das Energieunternehmen Motor Oil Hellas sei führend in der Energieproduktion an der Ägäis. Das Unternehmen plane für 2015 sogar eine Erhöhung der Dividende von 5,12 auf 7,92 Prozent. Gut die Hälfte der Öl- und Energieerzeugnisse sei 2014 exportiert worden.
Vergleichsweise bekannt ist die Coca Cola Hellenic Bottling, Abfüller für insgesamt 28 Länder, wie etwa Italien und der Schweiz, aber auch für Osteuropa und Russland. Mit einem Exportanteil von 94 Prozent sei Coca Cola Hellenic vom griechischen Binnenmarkt nahezu komplett unabhängig.
Zu einer der größten Unternehmensgruppen in Griechenland, Mytilineos, gehört der Kraftwerksbauer METKA, der abgesehen von Europa vor allem in Afrika und dem Mittleren Osten tätig ist und 88 Prozent der Umsätze im 1. Quartal 2015 außerhalb Griechenlands erzielte.
Der Schmuckhersteller Folli Follie der Unternehmerfamilie Koutsolioutsos habe die Krise bislang sehr gut überstanden. Er verkaufe schließlich Uhren, Schmuck, Handtaschen und Sonnenbrillen vor allem nach Asien. Die Gruppe habe im vergangenen Jahr 74 Prozent ihrer Umsätze im Ausland erwirtschaftet.
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Von diesen fünf Unternehmen wurde Coca-Cola Hellenic Bottling auch nach der Börsenschließung in Athen weiter gehandelt, weil das Unternehmen eine eigene Notierung in London hat. Seitdem ist der Kurs leicht gefallen. Die UBS empfahl vor zwei Wochen allerdings zurückhaltend zu bleiben. Immerhin 25 Prozent der Gewinne kämen aus Russland und der Ukraine und auch die Entwicklungen in Griechenland hätten belastet. Vor allem aber seien die Gewinnschätzungen gegenüber 2009 um ein Drittel niedriger, obwohl im Durchschnitt Gewinnsteigerungen prognostiziert würden.
Die fundamentale Bewertung ist recht unterschiedlich. Während Metka, Motor Oil und Folli Folli mit geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnissen von knapp 6 bis 10 für das laufende und 6 bis 9 für das kommende Jahr eher günstig erscheinen, werden die beiden anderen Aktien mit KGVs von 20 bis 30 teuer gehandelt.
Auf der Dividendenseite locken am ehesten Motor Oil mit einer prognostizierten Rendite von rund 7 und Metka mit 6 Prozent.
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