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Dienstag, 21. Juli 2015

Varoufakis und die Spieltheorie Ausgespielt Der Spieltheoretiker und Ex-Finanzminister Varoufakis ist bei den Verhandlungen mit Brüssel gescheitert. Das lag nicht an der Spieltheorie, sondern wohl primär an Fehlern in drei zentralen Punkten.

Varoufakis und die Spieltheorie
Ausgespielt

Der Spieltheoretiker und Ex-Finanzminister Varoufakis ist bei den Verhandlungen mit Brüssel gescheitert. Das lag nicht an der Spieltheorie, sondern wohl primär an Fehlern in drei zentralen Punkten.
Durch den Spieltheorie-Experten und nun ehemaligen griechischen Finanzminister Janis Varoufakis hat diese Disziplin der Wirtschaftswissenschaften jüngst viel Aufmerksamkeit bekommen. In der Spieltheorie geht es um ganz verschiedene Entscheidungssituationen (Spiele), in denen sich die Beteiligten gegenseitig beeinflussen und der Erfolg nicht nur vom eigenen Handeln, sondern auch von den Aktionen des Gegenspielers abhängt. Welches Spiel Varoufakis gespielt hat, lässt sich aufgrund des zum Teil chaotischen und erratischen Verhaltens schwer sagen. Doch unabhängig von der Art des Spiels ist Kooperation sehr wichtig, sogar bei sogenannt unkooperativen Spielen.
Das Königsspiel hierbei ist das Gefangenendilemma, bei dem zwei Gegenspieler die Wahl haben, kooperativ (K) zu sein oder defektierend (D) zu spielen. Daraus ergeben sich vier mögliche Ergebnisse: KK, KD, DK, DD. Interessant wird das Verhalten vor allem dann, wenn das Spiel vielfach nacheinander gespielt wird. Der US-Wissenschafter Robert Axelrod forderte bereits in den 1980er Jahren Kollegen verschiedener Disziplinen, von der Ökonomie über die Psychologie und Politikwissenschaften bis hin zur Evolutionsbiologie, dazu auf, Computerprogramme mit Strategien für dieses Spiel einzureichen, und liess alle gegeneinander spielen. Die Ergebnisse veröffentlichte er im Buch «Die Evolution der Kooperation». In der ersten Runde gewann die Strategie «tit for tat», bei welcher der erste Zug kooperativ ist und dann jeweils das Verhalten des Gegenübers in der Vorrunde wiederholt wird. Man könnte die Strategie auch «Wie du mir, so ich dir» nennen. In einer zweiten Runde konnten die Experten im Wissen um die Ergebnisse der ersten Runde neue Strategien für das Spiel einreichen. Wiederum siegte die einfachste Strategie: «tit for tat». Man startet also freundlich, lässt sich aber nicht ausbeuten, da man sofort zurückschlägt, wenn das Gegenüber defektierend spielt. Man ist aber auch nicht nachtragend, sondern kooperiert sofort wieder, wenn der andere einlenkt.
Wenn es um reale Situationen wie im Fall Griechenlands geht, sollte man die Spieltheorie nicht überschätzen, denn dann zählt auch die professionelle Verhandlungsführung. «Tit for tat» zeigt aber, dass neben der Verständlichkeit der Strategie auch der kooperative Start entscheidend ist. Wichtig sind zudem Selbstbindung (glaubwürdiges Festhalten an Zielen) und vor allem vertrauensvolle Kommunikation. In allen drei Punkten hat Varoufakis Fehler gemacht. Insofern stimmt ein alter Werbespruch auch hier: Vertrauen ist der Anfang von allem.

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